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Keine Angst vor Backups (4): Duplicati

Rückblick: Im ersten Artikel habe ich euch erklärt, wie ihr euch eine passende Backupstrategie überlegt und was es dabei zu beachten gibt. Im Folgeartikel wurden Arten von Sicherungen erläutert und miteinander verglichen. Im darauffolgenden Artikel wurde das Thema Raid auf der Serverseite angesprochen und wie sich damit Backups noch sicherer und effizienter gestalten lassen. In diesem, und auch letzten Artikel der Reihe „Kein Backup, kein Mitleid!“, möchte ich euch schließlich ein Programm vorstellen.

Ein Tool für Alle:

Das Tool Duplicati ist ein plattformunabhängiges Open-Source Tool, um Backups verschlüsselt und inkrementell an verschiedenen Speicherorten automatisiert zu sichern. Das Tool ist für Windows, MacOS und Linux sowie als Docker-Container verfügbar, läuft ressourcenarm lokal als Hintergrunddienst und wird über den Browser verwaltet.

Die Software:

Ist die Software installiert und mit einem Doppelklick gestartet, öffnet sich ein Browserfenster mit der noch nackten Hauptansicht.

Eine neue Sicherung erstellt ihr mit „Sicherung hinzufügen“. Ihr gebt einen Namen und optional eine Beschreibung ein. Ihr könnt, und solltet diese Option bei Cloud-Backups auch nutzen (siehe erster Artikel), die Backups per AES-256 verschlüsseln. Dafür denkt ihr euch eine lange, zufällige Passphrase aus und notiert euch diese extern. Nur damit lassen sich später Backups wiederherstellen.

Auf der nächsten Seite gebt ihr euer Ziel an. Hier habt ihr alle erdenklichen Möglichkeiten: lokale HDD am PC, Samba/CIFS/SMB, FTP, SFTP/SSH, WebDAV, sowie proprietäre Formate wie Dropbox, OneDrive, Azure, Google Drive, MEGA und viele mehr.

Je nach Anbieter solltet ihr das passende Protokoll wählen, ich empfehle aufgrund der Geschwindigkeiten der Übertragung SFTP/SSH, mit Samba/SMB als Allrounder macht ihr aber auch nichts falsch. Je nach Protokoll müsst ihr Angaben zu Benutzer und Passwort tätigen. Darunter lässt sich direkt die Verbindung direkt prüfen.

Jetzt folgen die zu sichernden Dateien. Lest euch gerne dazu meinen ersten Artikel dieser Reihe durch.
Über die Filter und „Ausschließen“ lassen sich temporäre oder Systemdateien sowie eigene Dateien aus der Sicherung ausschließen.

Im nächsten Abschnitt folgt die Automatisierung mit dem Sicherungsintervall. Siehe dazu Artikel 1 für weiter Infos.

Im letzten Reiter legt man fest, wie die Sicherungen erhalten werden sollen. Ich empfehle mindesten 3 Stück, oder wählt „Sicherungen löschen, die älter sind als X Monate“ aus, um regelmäßig alte Sicherungen zu entfernen, um Platz zu sparen.

Achtet aber darauf, immer genug Sicherungen zu behalten, falls eine davon mal streiken sollte.

Eure Sicherung ist nun fertig erstellt und wird zeitnah ausgeführt.
Von jetzt an müsst ihr nichts weiter mehr tun, außer sicherzustellen, dass das Ziellaufwerk auch erreichbar bzw. angeschlossen ist.

Natürlich könnt ihr auch gleichzeitig mehrere Backup-Pläne erstellen, um auf verschiedene Laufwerke oder außer Haus zu sichern (siehe Artikel 1 für weitere Infos).

Tipps zur Wiederherstellung:

Da die Sicherungen inkrementell gespeichert werden, belegen sie weniger Platz, und sind deshalb nicht per „Drag and Drop“ wiederherzustellen.

Die Backup-Pläne lassen sich aber einfach als JSON Konfigurationsdatei exportieren, die sich dann auf jeder neuen Duplicati Instanz laden lassen, was den Zugriff auf die Backups erlaubt.

Auch wenn diese Datei nicht vorhanden ist, gibt es noch einen Rettungsversuch: Aus der „Wiederherstellen“ Seite könnt ihr entweder direkt aus den Sicherungsdateien, indem ihr die JSON Konfig Dateien ladet, oder aus einem vorhanden Backup-Plan Daten wiederherstellen. Damit ist man nochmals abgesichert und kommt immer an seine Dateien ran.

Was tun bei Error-Meldungen:

Hin und wieder kann es vorkommen, dass Meldungen mit Warnungen aufploppen. Diese haben meist (hauptsächlich unter Windows aufgrund der Berechtigungsstruktur) damit zu tun, dass Benutzerrechte Probleme bereiten, System- und Temp-Dateien sich nicht sichern lassen, oder Dateien doppelt vorliegen.

Diese Meldungen sind nicht schlimm und führen (meist) nicht zu fehlerhaften Backups. Kommen jedoch Fehlermeldungen (Errors) in rot, meist ganz viele, sollte man sich diese ansehen, dann hat etwas nicht geklappt und die Infos dazu geben gute Hinweise, wo man den Fehler suchen muss.

Windows Service

Zudem ist es sinnvoll, Duplicati nicht als reine User Anwendung, sondern als Windows Service zu installieren. Das hat den Vorteil, dass sich auch Systemdateien und alle Dateien von allen Usern sichern lassen.
Dazu öffnet ihr eine Admin CMD (Powershell funktioniert hier nicht (!)) und navigiert in das Verzeichnis von Duplicati und gebt folgenden Befehl ein:

cd C:\Program Files\Duplicati 2
Duplicati.WindowsService.exe –install –webservice-interface=loopback –webservice-port=http://localhost:8200 –portable-mode

Wird euch angezeigt, dass der Service erfolgreich installiert wurde, passen wir noch das Tray Icon an. Aktuell öffnet es noch eine eigene Duplicati Instanz, wir wollen aber, dass es sich mit einem laufenden Duplicati-Service verbindet. Kopiert dazu die Datei Duplicati aus „C:\ProgramData\Microsoft\Windows\Start Menu\Programs\“ nach „C:\ProgramData\Microsoft\Windows\Start Menu\Programs\StartUp“
Öffnet deren Eigenschaftsfenster und fügt bei Target am Ende ein „–no-hosted-server“ ein.

Nach einem Reboot ist Duplicati nun als Administrator-Service am laufen und per Tray Icon greift ihr auf das Web UI zu. Ab jetzt sollte es kaum bis keine Probleme mehr geben, wenn ihr Dateien sichert, dienicht direkt eurem aktuell laufenden User gehören.

Abschließende Worte:

Damit habe ich die Reihe „Kein Backup, kein Mitleid!“ zu Ende geführt. Die Idee dazu kam mir, weil ich damals selten einen ausführlichen, aber anfängerfreundlichen Guide gefunden habe und mir alle Schritte einzeln zurechtlesen musste. Gefolgt von vielen Umbauten, Neukonfigurationen und schlechten Backups. Mit dieser Reihe habe ich euch hoffentlich genug Infos und Material an die Hand gegeben, damit ihr einfach, sicher, zuverlässig und vor allem regelmäßig (!) Backups erstellen (lassen) könnt.

Wenn ihr trotzdem noch Fragen habt, schreibt diese gerne in der Kommentarsektion.

„Kein Backup, kein Mitleid!“ – Konfuzius
„Raid ist kein Backup!“ – Dante
„Das ist doch eh irgendwie alles in der Cloud!“ – Mona Lisa

„Die Cloud ist nur der Computer von jemand anderem. Mitsamt all seinen Schwächen.“ – Satz aus dem Lehrbuch eines Systemadministrators

About author

Workstation:

AMD Ryzen 7 5800X @ 65W
AMD MSI RX6650XT Ventus
Asrock B550M Steel Legend
32GiB DDR4 GSkill Ripjaws @ 3533Mhz
WD SN570 500GB M.2 PCIe 3.0
WD SN570 1000GB M.2 PCIe 3.0 @ Sata 3 6Gib/s
WD Blue 2TB HDD @ 7200 RPM
Sharkoon V1000 Window
CoolerMaster MasterWatt Light 500W NM
Artic Freezer 34 Duo Red
DVD-Brenner
Linux Mint 22 Cinnamon "Wilma" 64bit

 

Laptop:

HP 255G8
AMD Ryzen 5 5500U
8GiB DDR4 3200Mhz
512GiB M.2 PCIe 3.0
Linux Mint 21.3 Cinnamon "Virginia" 64bit
Windows 10 Professional 22H2 64bit

 

Server:

Lenovo ThinkCentre M910q Tiny
Intel Core i5 7500T @ 35W
8GiB DDR4 2666Mhz
256GiB M.2 PCIe 3.0
Seagate 1TB 2.5 Zoll HDD @ 5400 RPM @ USB 3.2 Gen 1 (5Gib/s)
HGST 500GB 2.5 Zoll HDD @ 5400 RPM @ USB 3.2 Gen 1 (5Gib/s)
Ubuntu Server 22.04.6 LTS "Jammy Jellyfish" 64bit

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