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Einmal zu viel gefaltet: 2 Jahre Samsung Fold und nie wieder

Ich bin ein großer Fan von Foldables. Ich finde, sie sind die Zukunft des mobilen Computings und bieten viele Vorteile gegenüber herkömmlichen Smartphones. Foldables bringen den UMPC für die Hosentasche ein Stück näher zur Realität vieler Endanwender und das war mit ein Motiv, warum ich mir vor nun drei Jahren das Samsung Galaxy Z Fold 3 gekauft habe. Ich hatte hohe Erwartungen an dieses Gerät, vor allem in Bezug auf die Produktivität und das Multitasking, die durch eine dafür angepasste Software und ein Display in beinahe Tablet-Größe ermöglicht werden sollte.

Am Ende hat das Z Fold 3 aus unterschiedlichen Gründen meine Erwartungen nicht erfüllt, angefangen bei der Software selbst, über die Akkulaufzeit bis hin zum meiner Meinung nach tragischen Konstruktionsfehler bei mehreren Generationen der Z Fold-Serie, welches die Funktionalität kurz nach Ablauf der Garantie unmöglich machte. Meinen ausführlichen Test nach über 2 Jahren der Nutzung findet ihr hier auch als Video eingebettet.

Die Stärken und Schwächen des Z Fold 3

Das Z Fold 3 ist zweifellos ein beeindruckendes Stück Technik, das viele Innovationen mit sich bringt. Es ist ein sehr teures Gerät, wo man dennoch selbst als zahlender Kunde bereit ist, gewisse Einschränkungen, Kompromisse und eine deutlich höhere Empfindlichkeit des Smartphones für Schäden in Kauf nimmt. Angesichts des in der Mitte faltbaren inneren Displays fürchtet man logischerweise ein Brechen des biegenden Displays und fasst es dementsprechend auch im Vergleich zu anderen Geräten mit Samthandschuhen an.

Das faltbare Display ist natürlich das Highlight jedes Foldables und es enttäuscht am Z Fold 3 keineswegs. Es ist nicht ganz so hell wie klassische Smartphone-Displays, macht also in der Sonne oft Probleme. Samsung hat auch viel Arbeit in die Software gesteckt, um das Nutzererlebnis insbesondere bei aufgeklappter Verwendung zu verbessern. Es gibt eine Taskleiste, ein Dock, ein flexibles Multitasking-System und viele Einstellungsmöglichkeiten, um die Apps an den jeweiligen Modus anzupassen. Letztere sind allerdings eher eine Notwendigkeit, ein Workaround, als ein Feature, da die meisten Android-Apps tatsächlich einfach nicht zur Laufzeit skalieren. Dazu später mehr.

Wo das Z Fold tatsächlich großartig ist, ist für den alltäglichen Medienkonsum. Ob es um Fotos, Videos, Spiele oder E-Books geht, das große Display ist wundervoll, um eine Android-App einfach größer darzustellen. Das innere Display ist fast wie ein kleines Tablet, das man immer dabei hat.

Aber das Z Fold 3 hat auch viele Nachteile, die mir im Laufe der Zeit immer mehr aufgefallen sind. Zum einen ist die Akkulaufzeit ziemlich schwach, vor allem wenn man das innere Display intensiv nutzt. Ich musste mein Fold oft schon kurz nach Mittag aufladen, manchmal sogar zweimal am Tag. Das Laden dauert zudem auch relativ lange, da Samsung schon 25 Watt als Fast Charging ansieht und beim kabellosen Laden wird dies nicht besser. Zum anderen ist das Tippen auf dem Fold nicht sehr angenehm, egal ob man das innere oder das äußere Display benutzt. Das innere Display ist zwar groß genug, um mit zwei Händen zu tippen, aber das ist nicht immer möglich oder praktisch. Das äußere Display ist hingegen sehr schmal und lang, was das Tippen mit einer Hand erschwert. Die meisten Tastatur-Apps sind auch nicht optimal angepasst oder stabil auf dem Fold, insbesondere beim Wechseln von Displays.

Das größte Problem, das ich mit dem Z Fold 3 hatte, war aber die mangelnde Optimierung von Android und den Apps für den Foldable-Formfaktor. Obwohl Samsung viel Mühe in die Anpassung der Software gesteckt hat, ist Android einfach nicht dafür gemacht, mehrere Apps nebeneinander oder miteinander zu benutzen. Das löst tatsächlich der Surface Duo-Formfaktor etwas besser, da es automatisch jede App in seinem eigenen „Fenster“ bzw. eben Display öffnet. Muss man nämlich eine im Vollbild-Modus geöffnete App auf dem großen Display auf die Hälfte verkleinern, um eben zwei Apps nebeneinander zu nutzen, muss die bereits geöffnete App oftmals neu gestartet werden. Dazu zählen auch beliebte Apps, wie beispielsweise Facebook oder Instagram, aber auch YouTube Studio, die offizielle BMW-App und praktisch alle Browser-Apps. Schreibt man also einen Kommentar in einer App, wird man für die kurze Recherche nicht daneben einen Browser öffnen, sondern die App ganz wechseln und multitasken wie mit jedem anderen Smartphone auch. Würde man nämlich den Bildschirm teilen, ist der gesamte Kommentar dann weg. Andere Apps unterstützen zwar das Skalieren zur Laufzeit, aber haben dann Bugs. Im Video zeige ich einen bekannten Bug in der Outlook-App von Microsoft, wo das Hamburger-Menü leer bleibt, wenn man die App skaliert. Der Bug existiert seit ich das Z Fold 3 im Oktober 2021 erworben habe. Firefox hat ein Problem, dass die App zwar vom größeren auf den kleineren Formfaktor skalieren kann, dabei allerdings die Darstellung von Menüelementen wie der Adressleiste korrumpiert wird. Somit ist bei diesen Apps ein manueller Neustart notwendig. Das sind nur einige Beispiele von sehr populären Apps, wo man eigentlich erwarten würde, dass sie gut funktionieren und das ist tatsächlich eine Sache, die das Samsung Galaxy Z Fold 3 und auch das brandneue Samsung Galaxy Z Fold 6 gemeinsam haben werden.

All diese kleinen und großen Unzulänglichkeiten haben dazu geführt, dass ich das Multitasking auf dem Fold eher vermieden habe, weil es oft unvorhersehbar oder frustrierend war. Ich habe oft lieber nur eine App auf dem großen Display verwendet, was aber auch nicht immer ideal war. Ich hatte das Gefühl, dass ich das Potenzial des Fold nicht voll ausschöpfen konnte, weil die Software einfach nicht dafür bereit war. Das hat mich sehr enttäuscht, weil ich mir das Fold genau dafür gekauft hatte: um mehrere Dinge gleichzeitig auf einem größeren Bildschirm erledigen zu können.

Der Defekt

Aber das alles hätte ich vielleicht noch verkraften können, wenn nicht ein schwerwiegender Defekt mein Z Fold 3 lahmgelegt hätte. Überrascht hat mich dabei ganz ehrlich, dass bei sehr vielen Kunden nicht das Display die erste Bruchstelle war, sondern tatsächlich die internen Flex-Kabel im Gerät, welche sich hinter dem Scharnier befinden.

Bei mir ist konkret kurz nach Ablauf der Garantie ist das Flex-Kabel, das die WLAN-Antenne mit dem Mainboard verbindet, kaputtgegangen. Das bedeutet, dass mein Fold kein WLAN mehr hat, was angesichts des Mobilfunkempfangs bei mir zuhause leider ein schwerwiegendes Problem für mich war. Das Flex-Kabel befindet sich genau hinter dem Scharnier und verbindet die linke mit der rechten Gerätehälfte. Das ist ein sehr ungünstiger Ort für ein Kabel, das ständig gebogen wird. Dasselbe gilt für das Flex-Kabel, das den Bluetooth-Chip mit dem Mainboard verbindet, das auch gerne mal versagt.

Als ich nach diesem Problem recherchiert habe, habe ich festgestellt, dass ich nicht der einzige bin, der davon betroffen ist. Im Gegenteil, es gibt unzählige Berichte von anderen Nutzern, die das gleiche oder ein ähnliches Problem haben, sei es mit dem WLAN- oder dem Bluetooth-Chip. Das ist ein sehr häufiges und bekanntes Problem bei den Foldables von Samsung, das schon seit der ersten Generation besteht. Und das ist der Punkt, der mich am meisten geärgert hat: Samsung hat dieses Problem nicht behoben, sondern es vier Generationen lang ignoriert. Erst beim Z Fold 5 wurde das Design geändert, aber das war zu spät für mich und viele andere. Insbesondere deshalb, weil das Z Fold 3 damals jenes Gerät war, wo Samsung es nicht mehr so sehr als Nischengerät, sondern als alltagstauglich vermarktet hatte. Dies wirkt allerdings nicht so, wenn solche Kinderkrankheiten erst nach mehreren Generationen beseitigt werden.

Ich finde das eine sehr schlechte Design-Entscheidung von Samsung, die ich nicht nachvollziehen kann. Ich verstehe, dass die Foldables eine neue und experimentelle Technologie sind, wo durch das Biegen auch was gebrochen werden kann. Ich hätte allerdings erwartet, dass man bewegliche Komponenten so robust wie möglich und so geschützt wie möglich gestaltet, um derartige Schäden zu vermeiden. Schließlich muss man als Z Fold-Nutzer tatsächlich ständig mit dem Gedanken leben, dass beim nächsten Aufklappen das Display einen Riss haben könnte.

Ich verstehe auch, dass Samsung die Kosten senken will, indem es das Design nicht jedes Jahr ändert. Aber ich verstehe nicht, wie man ein so offensichtliches und gravierendes Problem so lange ignorieren kann, ohne etwas dagegen zu tun. Das ist für mich ein Zeichen von mangelnder Qualitätssicherung und Kundenorientierung. Und das ist für mich tatsächlich dann ein Grund, dass das Z Fold 3 mein letztes Foldable von Samsung war.

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"Entdeckung besteht darin, den gleichen Gegenstand wie alle anderen zu betrachten, sich aber etwas anderes dabei zu denken."
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