Microsoft hat die zweite Version von Windows 10 am Abend des 10. April ausgerollt. Jedoch ist das Update bei vielen von uns aufgrund technischer Probleme sowie des enormen Ansturms auf die Server erst in der Früh des nächsten Tages angekommen. Natürlich haben wir Technical Preview auf mehreren unserer Lumias installiert und wollen euch unsere Eindrücke nicht vorenthalten.
Project Spartan
Eine der größten Neuerung ist der Spartan Browser, der in Windows 10 den Internet Explorer ablösen soll. Im Vergleich zu diesem hat sich einiges verändert. Sofort fällt auf, dass die Adressleiste nach oben gewandert ist. Dies dürfte vielen Nutzern nicht gefallen. Besonders auf größeren Smartphones hat man doch die Anordnung am unteren Bildschirmrand schätzen gelernt.
In puncto Design ist vieles schlichter geworden. Die UI des Browsers wird von einfachen Linien und hellen Farben dominiert. An die Stelle der Adressleiste ist das Menü gerückt. Hier lassen sich sowohl die die Tabs als auch das Hub mit den Downloads, der Leseliste und dem Verlauf sowie ein Teilen-Button finden. Darunter ist weiterhin eine Liste mit mehreren Aktionen platziert, mit Hilfe derer man die Einstellungen öffnen, auf der Seite suchen oder Links zu den Favoriten/der Leseliste hinzufügen kann.
Outlook Mail
Ebenfalls eine sehr große Änderung hat die Mail-App von Windows Phone erfahren. Und zwar sehr zum Positiven. Designmäßig unterscheidet sich die App grundlegend vom bisherigen Mail-Client. Die Ansicht einzelner Mails ist nun deutlich übersichtlicher geworden und beim Empfänger wird nun ein Foto neben dem Namen und der Mailadresse angezeigt. Die Optionen zum Löschen, Weiterleiten, Antworten, et cetera sind gleichermaßen nach oben gewandert. Dies erschwert bei größeren Smartphones, ähnlich wie beim Project Spartan, die Einhandbedienung. Dafür ist die Leiste etwas dünner und der Betreff kleiner geworden, wodurch sich dem Inhalt nun mehr Platz bietet.
Am besten gelungen ist das Textfeld für neue Mails. Dort ist die Leiste mit den Optionen „Verwerfen“, „Anhängen“ und „Senden“ an der Unterseite zu finden. Öffnet man das Menü über die „drei Punkte“, kann man die Formatierungseinstellungen bearbeiten. Für diese Lösung muss man Microsoft ein großes Lob aussprechen.
In der Ansicht für alle Mails kann nicht mehr mit Wischgesten zwischen unterschiedlichen Ordnern gewechselt werden. Wischt man über eine Mail, wird sie beispielsweise als gelesen markiert oder gelöscht. Was genau geschieht, lässt sich individuell konfigurieren. Die Ordner hingegen werden über das links oben angeordnete Hamburger-Menü geöffnet.
Outlook Kalender
Im selben Stil wie die Mail-App hat Microsoft den neuen Kalender gestaltet und auch hier kann man bereits jetzt von einer sehr soliden Umsetzung sprechen. Die Kalender-Apps unter Windows Phone waren schon immer ein großes Manko, denen oftmals selbst Grundfunktionen fehlten.
Auch hier befindet sich die Menü-Leiste an der Oberseite. Über diese kann ein neuer Eintrag erstellt sowie zwischen der Tagesansicht und der Agenda gewechselt werden. Darunter ist stets die aktuelle Woche zu finden. Wischt man bei dieser nach unten, öffnet sich eine Monatsansicht, aus der heraus man zu einem beliebigen Tag springen kann.
Telefon, Kontakte und Nachrichten
Die Telefon-, Kontakte- und Nachrichten-Apps hat Microsoft am rechten oberen Bildschirmrand bewusst mit einem Alpha-Symbol markiert, da die Anwendungen noch längst nicht fertiggestellt sind. Bei der Telefon-App befindet sich das Menü oben. Dort kann man zwischen Verlauf, Schnellwahl und dem Tastenfeld wechseln, allerdings nicht über die gewohnte Wischgeste. An der Unterseite findet man die Voicemail, einen Verweis auf das Telefonbuch sowie die Suche. Mittels der „drei Punkte“ kann man blockierte Anrufe einsehen sowie die Einstellungen aufrufen.
Ähnlich einfach gehalten ist die Kontakte-App. Hier befinden sich die drei Menüpunkte ebenfalls oben, allerdings nicht in Form von Symbolen, sondern als Text. Diese Gestaltung des Menüs erinnert deutlich weniger an Googles Material-Design als an Microsofts eigenes Metro-Design. Zwischen diesen Menüs kann auch gewischt werden. Darunter befindet sich die Suche und die Liste aller Kontakte. Mit Tippen auf die Buchstaben kann man allerdings nicht mehr direkt durch das Alphabet zum jeweiligen Kontakt springen. Im Menü an der Unterseite findet man einen Button zum Erstellen eines neuen Kontaktes sowie einem zum Markieren. In der darunter platzierten Liste der Optionen finden sich die Einstellungen.
Die Nachrichten-App hat sich im Vergleich zu Windows Phone 8 am wenigsten verändert, ist allerdings auch im Design des Telefons und der Kontakte gehalten und besitzt ebenfalls deutlich kleinere Überschriften.
Utility-Apps: Wecker, Rechner und Voice Recorder
Im selben Stil haben die Redmonder auch ihre Utility-Apps gestaltet. Allerdings sind die Menüs bei jeder dieser App anders gehalten. Die Optionen sind überall an der Unterseite platziert. Während allerdings bei der Uhr ein Menü mit Symbolen zum Einsatz kommt, setzt der Rechner hingegen auf ein Hamburger-Menü. Beides erinnert stark an Googles Material-Design, ist aber im Falle des Rechners durchaus als praktisch zu bezeichnen. Im Gegensatz zu den Menüs bei Google kann man die Liste mit den Optionen nicht vom linken Bildschirmrand hereinwischen, sondern muss mit dem Finger auf das Icon am rechten oberen Rand tippen.
Vorläufiges Fazit
Es darf über Windows 10 für Smartphones natürlich noch kein voreiliger Schluss gezogen werden und daher sollte man dieses Fazit keinesfalls als abschließendes Urteil sehen, sondern vielmehr als eine Art „Bug-Report“ an Microsoft. Die Technical Preview ist noch lange nicht fertiggestellt und beim Testen dieser Version haben bereits einige Nutzer festgestellt, dass noch einiges an Arbeit vor dem Entwicklerteam liegt.
Ansetzen sollte man neben der Stabilität natürlich vor allem bei der Benutzerumgebung. Es scheint fast so, als habe diese Build noch keinen UI-Designer gesehen. Und falls doch, dann mehrere. Von einem homogenen Design, das wir seit Windows Phone 7 kennen, ist Windows 10 noch sehr weit entfernt.
Beispielsweise wird das UI von Project Spartan von den Farben Weiß und Hellgrau dominiert, die Symbole sind sehr einfach gestaltet und werden lediglich durch feine Linien gekennzeichnet. Die Outlook-Apps erinnern dagegen stark an die Apps, die für Android geschrieben wurden. Das Hamburger Menü ist vorhanden und Icons unterscheiden sich grundlegend von jenen in Spartan, was man besonders am „Neu laden“-Knopf sieht.
Die Apps für Kontakte, Telefonie und die Utilities sind wiederum ganz anders gestaltet und gänzlich in Schwarz und Blau gehalten. Das gewohnte Wischen zwischen den Menüs ist nicht mehr möglich, was der bisherigen Designphilosophie von Windows Phone gänzlich zuwiderläuft.
Abschließend sei noch gesagt, dass es sehr erfreulich ist, dass Microsoft begeisterten Nutzern die Möglichkeit bietet, unfertige Builds auszuprobieren. Hoffentlich werten die Redmonder das Feedback der Nutzer tatsächlich sorgfältig aus und revidieren beziehungsweise überdenken möglicherweise einige ihrer Design-Entscheidungen.
Hinweis: Der Artikel gibt die persönliche Einschätzung unserer Autors wieder. Von den Mitglieder des übrigen Teams muss diese nicht geteilt werden.
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