Microsoft weiß, dass man den Smartphone-Markt nicht von unten zurückgewinnen kann. Mit der Lumia-Reihe wurde das bereits jahrelang versucht und dafür wurden enorme Budgets aufgewendet. Dem hat Microsoft-Chef Satya Nadella im letzten Jahr ein Ende gesetzt, sicherlich mit dem Wissen, dass es ein Konzept für den mobilen Markt braucht. Immer mehr Dinge werden auf dem Smartphone erledigt, das gilt für Consumer- sowie auch Business-Nutzer.
Satya Nadella sowie auch einige Manager haben bereits angedeutet, wie es in Zukunft weitergehen wird: Es braucht mehr als ein Smartphone. Microsoft muss etwas grundlegend anderes bieten können als ein Smartphone und genau das könnte man mit Windows 10 auf ARM auch erreichen. Das mystische „Surface Phone“ könnte im Prinzip ein Tablet werden mit kleinem Display, das auf Basis eines Snapdragon-Prozessors mit Windows 10 samt Emulation von x86-Desktopprogrammen läuft. Daneben soll es auch ein Smartphone sein, also samt Telefonie, SMS, mobilem Internet und Apps.
„Surface Phone„ wäre das falsche Signal
Wichtig wird für Microsoft sein, dass sich dieses Konzept grundlegend von der Konkurrenz unterscheidet. Microsoft will es bewusst von bereits erhältlichen Geräten unterscheiden, wozu das iPhone und andere Smartphones gehören. Man ist bereits einmal daran gescheitert, damit konkurrieren zu wollen und daher wird man es auch in Zukunft vermeiden wollen.
Wie Marketing-Chef Chris Capossela es erst kürzlich formulierte, will Microsoft eine neue Produktkategorie schaffen. Wenn man diese etablieren will, ist es hinderlich, es mit anderen Geräten einer speziellen Kategorie zu vergleichen oder diesen Vergleich überhaupt zu ermöglichen. Die Surface-Geräte hat man nie als Tablet allein vermarktet, sondern als Tablet, das den Laptop ersetzen kann. Es war beides. Das Surface Book unterscheidet sich grundlegend von einem traditionellen Notebook und beim Surface Studio gilt dasselbe. Das mystische Surface Phone muss etwas grundlegend anderes sein und die Unterscheidung wird schon bei der Namensgebung beginnen.
Surface Mini oder Surface Mobile
Microsofts Marketing-Abteilung dürfte sich dazu längst die Köpfe zerbrochen haben und vermutlich arbeitet man immer noch daran, den perfekten Namen zu finden. Bei diesen Meetings werden wohl mehrere Experten sitzen, die gemeinsam den besten Produktnamen evaluieren werden.
Für Surface Mini spricht einerseits, dass dieses Produkt als kleines Tablet vermarktet werden könnte, das eben zufällig nebenbei auch ein gutes Smartphone sein kann. Es kann Desktop-Apps ausführen, an ein größeres Display angeschlossen werden und auch telefonieren, SMS schreiben und mobiles LTE nutzen, wenn man es braucht. Dafür spricht auch, dass Microsoft vor einigen Jahren für diese Bezeichnung bereits grünes Licht gegeben hat, nämlich für das kurz vor Release eingestampfte Surface Mini. Dagegen spricht aus Marketing-Sicht, dass Mini heutzutage stets die günstigeren Brüder der Flaggschiff-Smartphones bezeichnet werden und Nutzer damit ein schwächeres Produkt verbinden und kein Flaggschiff seiner Kategorie. Deswegen verwenden auch Smartphone-Hersteller heute nicht mehr „Mini“ für ihre günstigeren Smartphones, schaden diese doch dem gesamten Brand.
Surface Mobile ist dagegen wesentlich mehr im Smartphone-Bereich angesiedelt, aber die Unterscheidung zum Phone wäre damit jedenfalls im Begriff gegeben. Da dieses Surface-Gerät allerdings nicht mit Windows 10 Mobile laufen dürfte, womöglich nur mit einem darauf basierenden Interface, wäre die begriffliche Ähnlichkeit womöglich ein Hindernis.
Schlusswort: Bye, bye Surface Phone
Wir selbst sind aber glücklicherweise nicht in der Position, das entscheiden zu müssen. Es ist aber so, dass die Unterscheidung zum iPhone und anderen Smartphone-Produkten sehr wichtig ist für Microsoft. Man kann im Smartphone-Bereich nicht damit konkurrieren, aber dank Windows 10 auf ARM kann man ein ultramobiles, Internet- und telefoniefähiges Gerät anbieten, das dank x86-Emulation auch Desktop-Programme ausführen kann.