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Amazfit GTR Test: Ausführliches Review der „dummen Smartwatch“

Vor einigen Wochen hat Huami, das 2014 gegründete chinesische Partnerunternehmen von Xiaomi, die neue Huami Amazfit GTR offiziell präsentiert. Wir haben die Smartwatch ausführlich für euch getestet.

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Es ist eines der wichtigsten Produkte des Herstellers der letzten Jahre. Chinesische Online-Shops streiten sich praktisch um die Erhältlichkeit des Produkts, bieten eine Promotion nach der anderen an und deutsche Shops liebäugeln nicht nur damit, sondern haben sie bereits im Angebot. Normalerweise warten deutsche Importeure immer eine längere Zeit ab, um auch die Nachfrage zu checken. Neben dem China-Shop Gearbest haben das Produkt auch verschiedene deutsche Shops im Angebot. Saturn, MediaMarkt und andere Händler bieten die Amazfit GTR bereits an und, aber zu etwas höheren Preisen als in China.

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Die Amazfit GTR scheint die Marke weltweit bekanntzumachen und vielleicht sehen wir die Produkte des Herstellers Huami bald auch in lokalen Shops heimischer Netzbetreiber direkt neben Samsung, Huawei und Co.

Amazfit GTR Test – Verarbeitung

Die Xiaomi Amazfit GTR gibt es in zwei Größen: Das etwas ältere, eher an Damen gerichtete Modell mit 42 mm Durchmesser und die neue Variante mit 47 mm in der Diagonale. Während es beim kleineren Modell mehrere Optionen für Farben gibt, stehen beim 47 mm Modell nur eine matt-graue, sagen wir gleich „Space Grey“, Aluminium- und eine glänzende Edelstahl-Variante zur Auswahl. Wir selbst haben das Aluminium-Modell im Test, jedoch kosten hier beide Modelle ähnlich viel.

Verarbeitungstechnisch ist die Amazfit GTR für den Preis auf einem wirklich hohen Niveau. In Sachen Qualität und Design würde ich die Uhr rein äußerlich knapp auf eine Ebene mit der Samsung Galaxy Watch stellen. Sie fühlt sich ähnlich hochwertig an, was angesichts des preislichen Unterschieds bereits ein großes Kompliment ist.

Amazfit GTR Test – Design

Die Smartwatch des Xiaomi-Partners verfügt über ein rundes 1,39 Zoll kleines AMOLED-Display, welches mit immerhin 454 x 454 Pixeln auflöst. Damit sticht es bei der Auflösung sogar die Apple Watch Series 5 aus und lässt auch die neue Samsung Galaxy Watch hinter sich. Das allein ist angesichts des Preises ebenfalls mehr als beeindruckend.

Im Vergleich zum Samsung-Konkurrenten gibt es keinen beweglichen Lünettenring rund um das Display, womit auch damit interagiert werden kann, ohne ständig das Display zu berühren. Mit der Apple Watch Krone und dem Bezel Ring bei Samsung haben diese beiden Hersteller das in ihren Smartwatch-Modellen durchaus klug gelöst. Angesichts des scheinbar abgetrennten Designs dieses Rings hätte ich mir zumindest beim Auspacken eine solche Funktion erwartet.

Ansonsten ist die Amazfit GTR nicht übermäßig dick, wirkt außerordentlich schlicht und auch das mitgelieferte braune Leder-Armband gibt dem Produkt ein stilvolles Äußeres.

Amazfit GTR Test – Display

Wie bereits zuvor erwähnt, weist die Amazfit GTR eine überraschend hohe Display-Auflösung auf, welche selbst die deutlich höherpreisige Konkurrenz in den Schatten stellt. Der Unterschied ist hoch genug, dass man bei der Schärfe zwischen Amazfit GTR und Samsung Galaxy Watch bei pervers genauer Betrachtung einen kleinen Unterschied in der Pixeldichte auszumachen vermag. Die Auflösung ist allerdings bei dieser geringen Größe kein definierendes Qualitätsmerkmal einer Smartwatch und das muss man auch hier festhalten.

Wichtiger ist da noch der Touchscreen, welcher hier perfekt funktioniert. Eingaben werden schnell erkannt und das Display folgt den Befehlen sehr flüssig. Die Uhr kann nur über das Heben des Unterarms zum Gesicht hin oder über ein Drücken der oberen Krone, welche nur als einfache Taste dient, eingeschaltet werden. Auf Doppeltippen und andere Gesten reagiert die Smartwatch nicht.

Dafür verfügt die Amazfit GTR über eine aktivierbare Always On-Funktion, wo ständig ein sehr dezentes, digitales Ziffernblatt angezeigt werden kann. Das verbraucht enorm viel mehr Akku, jedoch finde ich persönlich diese Funktion außerordentlich praktisch. Aufgrund des Akkuverbrauchs verzichte ich darauf, finde ich doch das einzige digitale Watchface doch etwas billig. Man muss deshalb aber nicht auffällig den Arm drehen, um die Uhrzeit ablesen zu können, was in gewissen Situationen ganz praktisch sein kann. Bei Familienfeiern würde ich das Feature daher doch einschalten.

Die Farbdarstellung am kleinen AMOLED-Display der Amazfit GTR ist sehr lebendig, Kontraste sind gut und Schwarzwerte beinahe perfekt. Ähnlich wie ältere Super AMOLED-Displays von Samsung weisen schwarze Stellen am Display einen leicht bläulichen Ton auf. Dieses „satte“ Schwarz, wie es Lumia-Fans von Nokias Clear Black-Displays kennen, kann die Amazfit GTR im Gegensatz zur Apple Watch nicht replizieren. Diese hebt sich auch bei den Farben und der Helligkeit noch etwas von der Amazfit GTR ab.

Die Helligkeit der Uhr ist noch ausreichend für die Nutzung in der direkten Sonne und es verfügt auch über einen Helligkeitssensor, womit die Beleuchtung angepasst werden kann. Zweifellos gibt es Uhren mit deutlich besseren Helligkeiten, aber mit der Bedienbarkeit im Sonnenlicht sind meine Ansprüche zufriedengestellt. Auch bei geringster Helligkeitsstufe möchte man in der Nacht nicht zwingend auf das Display blicken. In den Einstellungen der Amazfit-App gibt es glücklicherweise eine Option, um die Aktivierung der Uhr beim Anheben des Handgelenks für bestimmte Uhrzeiten auszuschalten. In der Nacht sollte man das auf jeden Fall machen, egal, ob man im Bett oder im Club ist.

Insgesamt muss man aber festhalten, dass das Display der größeren Amazfit GTR eine wirklich großartige Qualität aufweist. Es handelt sich hierbei um dasselbe Panel wie bei der Huawei Watch GT, die eine ähnliche Zielgruppe bedient.

Amazfit GTR Test – Software und Features der Uhr

Im Vergleich zu vielen teuren Smartwatch-Produkten ist das Betriebssystem der Amazfit GTR vergleichsweise einfach und nicht sonderlich umfangreich. Was den tatsächlichen Feature-Umfang betrifft, ist die Uhr fast schon näher an einem Xiaomi Mi Band 4 dran als an einer Samsung Galaxy Watch. Die Funktionalität entspricht nicht einmal dem, was man an Smartwatch-Features bei einer aktuellen Fitbit bekommt.

Display und Ziffernblätter

Für die Amazfit GTR gibt es weder eine Auswahl an Drittanbieter-Apps, noch an wirklich vielen Ziffernblättern. Als Nutzer muss man sich im Grunde mit dem zufriedengeben, was das System von Haus aus bietet. Grund dafür ist, dass auf der Amazfit GTR ein sehr ressourcenschonendes Betriebssystem mitgeliefert wird. Die Uhr verfügt nämlich nur über 16 Megabyte an Arbeitsspeicher und nur 40 Megabyte an internem Speicher. Das sind PlayStation Portable Specs.

Die eingebauten Ziffernblätter treffen in wenigen Fällen meinen Geschmack, aber ich denke, dass für jeden etwas dabei ist. Der Download und die Installation der Watchfaces funktioniert schnell und zuverlässig. In dieser Hinsicht deutlich besser als bei Fitbit.

Tracking-Features und Benachrichtigungen

Ebenfalls zum Funktionsumfang gehört ein Tracking der sportlichen Aktivitäten samt eingebautem GPS, eine Steuerung der Musik, die Anzeige des Wetters, eine Weckfunktion, Erinnerungen, Timer und Suchfunktion für das Smartphone. Benachrichtigungen können auf der Uhr angezeigt werden und der Nutzer erfährt davon per Vibration. Anrufe werden ebenfalls auf dem Display angezeigt, allerdings gibt es weder Lautsprecher, noch Mikrofon, sodass ihr mit der Uhr selbst nicht telefonieren könnt.

Das Herzfrequenztracking empfand ich als sehr zuverlässig und genau. Selbst im Vergleich zu einer Fitbit Ionic wichen die Messungen kaum ab und es hat mich doch etwas überrascht, dass man sich auf die Herzfrequenzmessung eines derart günstigen Trackers verlassen kann.

Die Amazfit GTR bietet zudem insgesamt 12 verschiedene Tracking-Modi für Sportarten aller Art, darunter vier Laufsportarten, zwei zum Radfahren, Skifahren, Klettern, Crosstraining, Training und sogar beim Schwimmen wird zwischen offenen Gewässern und Pools unterschieden. Man hat sich hier wirklich um diese Modi bemüht und will tatsächlich auch einen Fitness-Wert für seine Nutzer bieten. GPS-Tracking bei vielen Aktivitäten ist auch dabei, wobei ich im Gegensatz zu anderen Nutzern kaum bis keine Probleme mit der Genauigkeit hatte. Neuere Firmware-Updates dürften einige Probleme kurz nach dem Start des Geräts behoben haben.

Was die sportliche Tauglichkeit der Xiaomi Amazfit GTR ganz grundsätzlich angeht, kann man sich über den Funktionsumfang nicht beklagen. Was die Uhr tracken kann, unterscheidet sich in Wahrheit nicht wirklich von einer Fitbit.

Amazfit GTR Test – Features der App

Was allerdings die Apps mit den Daten anfangen, da gibt es sehr wohl Unterschiede zu Fitbit und anderen Anbietern. Die Amazfit-App ist sehr einfach gehalten, bietet einen schlichten Überblick über Schlafdauer, die aktuelle Herzfrequenz sowie die absolvierte Aktivität am heutigen Tag. Für Verläufe der letzten Tage muss man jeweils zu der einzelnen Aktivität navigieren.

Wirklich einen Kontext zu den Daten bietet die Amazfit App nicht. Man erfährt allerdings, dass man zum Beispiel einen längeren Tiefschlaf hat als 6 Prozent, leichter ist als 47 Prozent oder früher schlafen geht als 60 Prozent der Nutzer. Darüber hinaus sagt einem die App, ob man früher oder später aufgewacht ist als die letzten Tage und wie sich die Tiefschlafzeit entwickelt hat. Man muss also im Grunde aus dem Kontext der „anderen Nutzer“ herausfinden, was gut oder schlecht für einen ist. Man kann aber dadurch unter Umständen die eine oder andere Anomalie feststellen. Fitbit macht so etwas zwar nicht, liefert aber zu den Insights auch Tipps und hilfreiche Erklärungen. Die gibt es hier nicht.

Amazfit GTR Test – Akkulaufzeit

Der Hersteller bewirbt die Amazfit GTR mit einer Laufzeit von bis zu 24 Tagen, was für eine Smartwatch mit einem derart großen, hochauflösenden Display sowie Herzfrequenztracking und GPS eine Ansage ist. Sind mehr als drei Wochen Laufzeit in einer Smartwatch mit 410 mAh Akku überhaupt möglich?

Die Angaben zu Akkulaufzeiten von chinesischen Herstellern sind generell mit gewisser Vorsicht zu genießen. Unerreichbar ist der Wert allerdings nicht und von Laborbedingungen darf man hier auch nicht sprechen. In der Theorie, sagt Hersteller Huami, sind sogar 74 Tage möglich, wenn man alle Funktionen deaktiviert und die Verbindung zur App trennt. Die Zeit, diese Angaben zu testen, hatten wir allerdings nicht.

5 Tage mit allen Features und Always On-Display

Eine Laufzeit von bis zu 5 Tagen ist realisierbar, wenn ihr alle Funktionen der Uhr zur Gänze ausnutzt. Permanentes Herzfrequenztracking auf höchster Stufe, eingeschaltete Benachrichtigungen und das Always On-Display sorgten dafür, dass sich meine Amazfit GTR etwa nach vier Tagen zum Laden meldete. Angesichts der vielen Stromverbraucher ist das ein durchaus guter Wert, vor allem eben in Anbetracht des immer eingeschalteten Displays.

21 Tage ohne Always On-Display

Bei Nutzung der Standard-Konfiguration ohne dem permanent eingeschaltetem Display zeigt sich allerdings die wahre Stärke und Effizienz der Amazfit GTR. Beim Standard-Setup schafften wir in unserem Test mit eingeschaltetem 24-Stunden-Tracking und Benachrichtigungen eine Laufzeit von etwa 21 Tagen bei einer Einschaltdauer des Displays von 8 Sekunden.

Was also der Hersteller behauptet, ist keineswegs unrealistisch. Wenn man die Smartwatch ohne dem Always On-Display verwendet, schafft man Laufzeiten, wo kaum ein Hersteller noch mitspielt.

Mitgeliefert wird zur Amazfit GTR eine magnetische Ladeschale, welche per USB an ein Netzteil eurer Wahl angesteckt werden kann. Die Ladezeit ist für die kleine Kapazität mit über zwei Stunden extrem lang, was aber womöglich dazu dient, den Akku extrem zu schonen.

Amazfit GTR Test – Fazit

Die Huami Amazfit GTR 47mm ist eine sehr elegante, solide verarbeitete und enorm ausdauernde Smartwatch. Auf der anderen Seite bietet sie eine in jeder Hinsicht einfache Funktionalität, wo eben nur die Basics einer Smartwatch abgedeckt werden.

Was diesen Preisbereich anbelangt, ist es allerdings die beste Kombination aus Fitnesstracker und Smartwatch, die man für das Geld kaufen kann. Sogar die Fitbit Versa spielt preislich in einer höheren Liga, kann aber zudem ohne GPS keinen wirklich erkennbaren Mehrwert aufweisen, meiner Meinung nach zumindenst.

Den aktuellen Hype, den die Amazfit GTR erlebt, hat die Smartwatch allerdings auf jeden Fall verdient. Sie bietet ausreichend Funktionen und die Kriterien, welche die meisten Nutzer ohnehin davon erwarten, erfüllt sie mit Bravur.

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"Entdeckung besteht darin, den gleichen Gegenstand wie alle anderen zu betrachten, sich aber etwas anderes dabei zu denken."
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