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Darum ist Windows Recall kein Datenschutz-Albtraum

Microsoft hat kürzlich seine neueste KI-Funktion namens Windows Recall vorgestellt. Recall zeichnet dabei, ähnlich wie ein Browserverlauf, sämtliche Aktivitäten auf dem PC auf und nutzt lokale Verarbeitung durch NPUs, um diese für Nutzer durchsuchbar und leichter zugänglich zu machen. Medial ist allerdings eine Hetzjagd auf die angeblich dystopische Funktion entbrannt, welche vor allem durch technologisches Unverständnis und Angst getrieben ist.

Windows Recall ist grob zusammengefasst ein Nutzungsverlauf für alles, was der Nutzer auf seinem PC macht. Um allerdings sämtliche Aktivitäten über unterschiedliche Programme hinweg aufzeichnen zu können, benutzt Windows 11 künftig einen eigenen, in kommende Copilot+PCs integrierten KI-Prozessor, um diese Daten zu verarbeiten. Windows macht somit im Grunde einen Screenshot der aktuellen Aktivität am PC, verarbeitet diesen mit der Neural Processing Unit und macht diese als Snapshots für den Nutzer durchsuchbar. Somit werden Nutzer in der Lage sein, ihren PC zu fragen, wo sie zuletzt „diese weißen Sneaker“ gesehen haben, wenn sie sich weder an das Modell der Schuhe noch die Shopseite erinnern können, noch an den Browser, den sie zum Durchsuchen damals benutzt haben.

Windows Recall erklärt

Wichtig ist hierbei: All das wird vollständig auf dem Gerät des Nutzers verarbeitet. Die Informationen verlassen nicht das Gerät und werden nicht an einen Cloud-Server übertragen zur weiteren Verarbeitung, wie das beispielsweise bei den neuen KI-Funktionen der neuen Samsung Galaxy S24-Serie der Fall ist. Dies ist nicht notwendig, da kommende „Copilot+PCs“ die dafür notwendige Hardware mitbringen werden. Die von Windows 11 erstellten Snapshots werden von der Neural Processing Unit (NPU) gescannt und verschlüsselt auf dem Gerät gesichert. Dies kann auch nicht auf irgendeinem beliebigen Gerät geschehen, sondern erfordert eine ausreichend leistungsfähige NPU, welche auch nur in den kommenden Copilot+PCs drinsteckt.

Wer will, kann nicht. Wer nicht will, muss nicht.

Nutzer, die das Feature überhaupt erst nutzen wollen, müssen sich tatsächlich aktiv für ein solches Gerät mit Unterstützung für die KI-Funktion entscheiden. Wer also einen aktuellen PC besitzt, wird diese Funktionen ohnehin gar nicht nutzen können. Kein aktueller Prozessor, mit Ausnahme der neuen, kommenden Snapdragon X-Serie von Qualcomm sowie der noch nicht vorgestellten Lunar Lake-CPUs von Intel, werden über NPUs verfügen, welche die Anforderungen für „Copilot+PCs“ erfüllen und somit das Windows Recall Feature unterstützen. Ob man das Feature nutzen will oder nicht, man wird dafür einen kompatiblen PC erwerben müssen.

Auf der anderen Seite wird das Windows Recall-Feature auf den neuen Geräten optional sein, wobei die Nutzer es standardmäßig deaktivieren müssen. Dies kann man so gesehen allerdings mit dem Browserverlauf vergleichen, welcher auch bei den meisten Browsern ein Opt-Out und kein Opt-In-Feature ist. Während allerdings viele Browser bis heute den Verlauf an ihre jeweiligen Browserhersteller übertragen, bleiben die Snapshots, wie gesagt, immer am Gerät. Die Snapshots werden sich über die Windows 11-Einstellungen vollständig deaktivieren lassen und einzelne Snapshots und Snapshot-Zeiträume können auch einfach darüber gelöscht werden.

Konfigurierbarkeit, keine Snapshots in Incognito-Tabs, Blockliste für Apps und Webseiten

Wie das ganz generell der Fall ist für zahlreiche Windows-Funktionen, werden auch die Snapshots über zahlreiche Einstellungen verfügen, welche sie für Organisationen und IT-Admins konfigurierbar machen werden. An öffentlichen Computern, beispielsweise in Internet-Cafés (gibt es die noch?) oder in Bibliotheken, sollten daher IT-Administratoren sichergehen, dass die Funktion nicht konfiguriert ist.

Gleichzeitig wird Windows Recall allerdings ohnehin die eingebauten Privatsphäre-Funktionen unterschiedlicher Software respektieren: Es werden keine Snapshots in Incognito-Tabs erstellt, sodass Nutzer unbesorgt surfen können, ohne sich über die, wohlgemerkt, lokale Datenerfassung Sorgen machen zu müssen. Zudem werden Nutzer die Möglichkeit haben, Apps und Webseiten auf eine Blockliste hinzuzufügen, sodass diese gar nicht erst erfasst werden.

Kein Datenschutz-Problem, aber auch billiger für Microsoft

Ob man nun Microsoft in dieser Hinsicht vertraut, dass die lokalen Daten auch tatsächlich verschlüsselt und am Gerät bleiben, hängt dann vom jeweiligen Kunden und Endbenutzer ab. Wie auch iOS, aber auch Googles Dienste auf Android, gilt das Wort des jeweiligen Konzerns, schließlich ist der Code nicht öffentlich einsehbar.

Zuletzt muss allerdings ein Punkt angesprochen werden, der hier ganz oft und gerne vergessen wird: KI existiert nicht nur in Datenzentren. Kleinere, effizientere Modelle können auch lokal auf der Hardware des Endkunden laufen. Für vergleichsweise einfache Aufgaben, wie beispielsweise die Generierung von einfachen Textausgaben, Bildern oder auch das Windows Recall-Feature, ist keinerlei externe Serverinfrastruktur notwendig, solange die Geräte beim Endbenutzer genügend KI-Rechenleistung besitzen. Bei Windows-PCs ist dies nun der Fall, was tatsächlich gänzlich neue Erfahrungen und Anwendungsfälle unter Windows ermöglichen könnte.

Gleichzeitig ist lokale Ausführung vorteilhaft für App-Entwickler, die sich hierfür keine teuren Server mieten müssen, für Nutzer, die für solche Dienste (meist monatlich) bezahlen müssten und zuletzt auch für Microsoft, wo man bislang mit der KI-Revolution kaum Geld verdienen konnte. Die wenigen Copilot+ Abonnenten dürften kaum die hohen Kosten von leistungsfähiger KI-Hardware in Datenzentren decken.

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"Entdeckung besteht darin, den gleichen Gegenstand wie alle anderen zu betrachten, sich aber etwas anderes dabei zu denken."
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