Am 20. Februar dieses Jahres blickte die ganze Welt gespannt auf Sony, als der japanische Hardwarehersteller die PlayStation 4 unter dem Motto „sehen Sie in die Zukunft“ ankündigte. Die Präsentation kam für viele sehr überraschend und war daneben getrost als misslungen zu betrachten, denn Sony stellte zwar die PlayStation vor ohne jedoch die Konsole selbst zu zeigen, sondern lediglich den neuen Controller. Dies sei auch eine Möglichkeit des Marketings, wie sich jedoch herausstellte, keine besonders gute. Gamer waren verärgert, zeigten sich aber erfreut über die Features, und Xbox Mitarbeiter Larry Hryb lachte sich bereits ins Fäustchen. Mit dieser Keynote machte Sony nämlich einiges falsch, präsentierte dennoch einige gute Funktionen, wie Game-Streaming und -Sharing.
Name
Über die nächste Xbox wird bereits seit langem spekuliert, bisher sind zwar viele angebliche Informationen durchgesickert, der Umstand, dass nicht einmal der spätere Name bekannt ist, spricht aber für sich. So ist bis heute nur der vermeintliche Codename ‚Durango‘ durchgesickert, in den Medien hat sich hingegen „Xbox 720“ zum Arbeitstitel entwickelt. Dieser Name tauchte bei einem Product-Placement von Microsoft im Film Real Steel, der im Jahr 2020 spielt, auf. Neben Werbeeinblendungen von Coca Cola, Mercedes-Benz und Cadillac war auch das Logo der Xbox zu sehen und daneben die Zahl 720, statt 360. Bei den Gerüchten, dass die nächste Konsole aus Redmond nur ‚Xbox‘ heißen würde, handelte sich es jedoch nur um eine geplante Täuschung. Daher ist bis heute der Name der nächsten Xbox bis auf Weiteres unbekannt.
Developer Kits
Bei Development Kits handelt es sich um Prototypen der Konsole, die sich noch im Beta-Stadium befinden und nur an hohe Microsoft-Mitarbeiter und bekannte und vor allem vertrauenswürdige Entwickler verteilt werden. Einer dieser Entwickler ist DaE, der zu diesem Zeitpunkt noch unbekannt war und versucht hat, seine Durango für 10.000$ auf einem Entwicklerforum zu verkaufen. Das oben gezeigte Bild wurde ebenfalls von verlässlichen Quellen bestätigt, wie Kotaku schreibt.
Das Magazin schaffte es mit dem australischen Hacker Kontakt aufzunehmen und veröffentlichte darauf folgend einige neue Erkenntnisse. Der etwas ungewöhnliche Entwickler, der zugleich Hacker ist, schaffte es laut eigenen Angaben zwei Dev Kits der Xbox zu erhalten. Auch das zweite Modell versuchte er über das Online-Auktionshaus Ebay oberhalb von 420 Dollar zu verkaufen, am Ende seien laut Kotaku etwa 20.100 Dollar dabei herausgekommen. Laut SuperDae, wie sich der Hacker auf Twitter nennt, habe Microsoft die Auktion aber aufgrund von Copyright-Vergehen abgebrochen. Daraufhin stürmte die australische Polizei mit einem Officer des FBI das Haus des Mannes aus Perth, die Verbindung zwischen Microsoft und den Ermittlungen gegen ihn konnten aufgrund eines Haftbefehls, den er an das Magazin The Tech Game weiterleitete, nachgewiesen werden. Auch die australischen Behörden bestätigten die Echtheit des Dokuments. Deswegen kann man davon ausgehen, dass SuperDae eine ungewöhnlich gut informierte Quelle sein muss.
Die Dokumente zum Development Kit mit dem Codenamen „Durango“ händigte SuperDaE wieder dem Magazin Kotaku aus und veröffentlichte Screenshots und andere Details auf Twitter. Demzufolge soll die Xbox mit großer Wahrscheinlichkeit ein Blu-Ray-Laufwerk besitzen, was sich auch mit anderen Quellen deckt.
Hardware
Bereits einige Xbox Magazine konnten dank guter Quellen und etwas Glück die Spezifikationen der Dev Kits in Erfahrung bringen. Diese Prototype-Hardware unterscheidet sich jedoch in vielen Fällen von dem Produkt, das der Endkunde später neben dem Fernseher platziert. Den durchgesickerten Dokumenten von SuperDaE war auch das oben eingefügte Bild zu entnehmen. Dieses weist darauf hin, dass die nächste Xbox einen 64-bit Octa-Core Prozessor zu je 1.6GHz, eine D3D11.x GPU und 8 GB Arbeitsspeicher besitzen wird. Falls ihr einen 3D Fernseher besitzt, soll die Xbox in Zukunft auch Stereo 3D-Inhalte anbieten können, jedoch liegt die Entscheidung bei den Entwicklern, ob sie dieses Feature verwenden wollen. Im Gegensatz zur alten Xbox 360 Konsole soll die nächste Generation einen WiFi-Adapter eingebaut haben, der Ethernet-Anschluss bleibt aber weiterhin erhalten.
Zudem sind in letzter Zeit neue Informationen aufgetaucht, wie Bloomberg berichtet. Das Wirtschaftsmagazin will von einer ungenannten Quelle erfahren haben, die nächste Xbox werde interne Hardware vom Halbleiterhersteller AMD erhalten. Dies bedeutet, dass Microsoft nun von der IBM Power-PC- auf die Intel x86-Architektur umsteigen will.
Software
Für den Endverbraucher bedeutet die Änderung der Architektur, dass ältere Xbox 360-Games auf der nächsten Xbox ohne Emulation nicht mehr lauffähig sein werden. Dass die Hardware jedoch genug Leistung aufbringen wird, um die Xbox 360 zu emulieren, ist nicht sehr wahrscheinlich.
Da Dave Cutler, einer der Mitbegründer der Windows NT (New Technologies), vom Azure- zum Xbox-Developement-Team gewechselt sei, gehen Gerüchte um, dass die neue Xbox ebenfalls mit dem Windows 8 Kernel betrieben wird. Ein Microsoft-Sprecher wollte zwar auf Nachfrage von Mary Jo Foley den genauen neuen Aufgabenbereich von Cutler nicht bekanntgeben, sprach aber davon, dass der „Vater von NT“ daran beteiligt sei aus der Game-Konsole ein multimediafähiges Entertainment-Gerät zu machen. The Verge will kürzlich von Microsoft-nahen Quellen erfahren haben, dass das Unternehmen die Xbox in eine Set-Top Box verwandeln will, ähnlich wie GoogleTV oder AppleTV, um damit Fernsehsendungen und Streams zu empfangen. Zudem sei eine günstigere Variante der Xbox als Set-Top Box geplant, die jedoch erst gegen Anfang 2014 erwartet wird.
In den letzten Wochen ging ebenfalls das Gerücht um, dass die Xbox immer online sein müsse und das aktuelle Spiel abbrechen würde, falls dies für drei Minuten nicht der Fall sei. Diese vermeintliche Neuerung hat sehr viele Gamer aufgrund der Umstände bei EAs SimCity sehr irritiert und zu großen Protesten im Internet geführt. Es könnte jedoch sein, dass diese „always-online“-Pflicht tatsächlich nur für die TV-Erweiterung benötigt wird und sie beim Gaming wegfällt, dazu unten mehr.
Dass die Xbox jedoch weiterhin das Hauptaugenmerk auf Gaming setzt, verrät allein die Hardware, welche direkten Veränderungen sie für die Gaming-Erfahrung bringen wird, ist jedoch zum Großteil unbekannt. Da nun der vermutliche Zweck des „Online-Zwangs“ geklärt ist, haben Spieler höchstwahrscheinlich nichts zu befürchten oder mit künstlichen Ladezeiten zu rechnen, wie man sie oftmals aus Spielen von Electronic Arts kennt.
Kinect
Die durchgesickerten 20 Seiten an Dokumenten, die Microsoft an Spielentwickler zur Vorbereitung auf die neue Konsole weiterleitet, verraten, dass in der nächsten Xbox eine neue Version des Bewegungssensors Kinect eingeführt wird. Dieser Sensor soll jedoch nicht mehr als Zusatzhardware verkauft werden und optional sein, sondern werde bei jeder verkauften Konsole mitgeliefert und muss angeschlossen sowie kalibriert sein, um die Xbox überhaupt verwenden zu können.
Die neue Generation von Kinect soll imstande sein, bis zu sechs „Skelette“ pro Raum gleichzeitig zu erkennen. Des Weiteren könne der Bewegungssensor unterscheiden, ob die Hand geöffnet oder geschlossen ist und sogar Mimiken lesen, um so die Wut oder Freude des Spielers zu erkennen. Die Konsole soll laut der Dokumentation von SuperDaE auch den Nutzer automatisch erkennen können. Dies deckt sich mit Microsofts Patent, demzufolge eine Kamera den Spieler identifizieren könnte, um dann die Profildaten automatisch zu laden. Ob genau dieses System bei der „Xbox 720“ zum Einsatz kommt, ist aber nicht bekannt.
Microsoft musste hinsichtlich dieses möglichen Vorhabens jedoch einiges an Kritik einstecken, es werden Bedenken über eine ständige Überwachung des Wohnzimmers durch Microsoft geäußert, die das Unternehmen beispielsweise zum Erzielen vom Werbeeinnahmen nutzen könne.
Festplatte und Installation
In der Vergangenheit sorgte Microsoft mit der Xbox 360 immer wieder bei Spielentwicklern für Verwirrung, da das Unternehmen Konsolen zum Beispiel mit unterschiedlich großen Festplatte verkaufte. Dadurch konnten die Entwickler nicht speziell von der Installation von Spielen auf der Hardware Gebrauch machen, was oftmals die daraus resultierende Leistung erhöht hätte.
Bei Durango wollen die Redmonder nun endlich für Klarheit sorgen und deshalb laut den Informationen von SuperDaE standardmäßig eine 500GB Festplatte verbauen, eine Installation der Games soll zur Pflicht werden und die werde die Daten in Zukunft nicht mehr direkt von der Disc lesen. Um lange Wartezeiten zu überbrücken, soll es immerhin möglich sein, das Spiel bereits während der Installation zu spielen.
Game-Multitasking
Die nächste Xbox soll den Dokumenten zufolge fähig sein, mehrere Spiele oder Apps gleichzeitig auszuführen. Bei der Xbox 360 konnte man während des Spielens nämlich nur System-Benachrichtigungen empfangen. Um beispielsweise die Twitter-App aufzurufen, muss der aktuelle Spielfortschritt unterbrochen und das gesamte Spiel geschlossen werden. Durango soll dem endlich ein Ende bereiten.
Controller
Der Controller der nächsten Xbox soll eine „natürliche Evolution“ sein und sich demzufolge nicht allzu sehr verändern, wie SuperDaE verlauten ließ. Da das Controller-Design der Xbox 360 bisher auch für plattformübergreifendes Gaming am PC durchaus beliebt war, ist dieser Schritt auch verständlich. Dennoch soll der alte Controller nicht mehr mit Durango kompatibel sein, da Microsoft eine „neue Funktechnik“ verwende.
Xbox Begleiter
Da sich der Controller nicht stark verändern werde, wolle Microsoft die Xbox Companion App für Windows 8 und Windows Phone verbessern. Nähere Details zu den Features sind zwar nicht bekannt, jedoch seien den Entwicklern laut Microsoft „keine Grenzen gesetzt“.
Erst kürzlich hat Microsoft daher ein passendes Patent eingereicht, wie Patent Bolt berichtet. Dieses erlaubt es, die Xbox über das Windows-Tablet oder Windows Phone zu steuern und die Geräte als Controller zu verwenden. Es wird davon ausgegangen, dass dieses in der nächsten Xbox auch angewandt wird.
Das Drama um „always-on“
Aufgrund der desaströsen Umsetzung der Online-Pflicht bei SimCity und dem Diablo III (Error 37)-Debakel erwarteten viele Spieler einen Rückzug der Konzerne aus diesem Bereich und wünschten sich, nur beim Online-Gaming eine Internetverbindung zu benötigen. Da die nächste Xbox jedoch für den TV-Dienst dauernd mit dem Internet verbunden sein muss, bleibt für viele die Hoffnung, dass Microsoft diese nicht auch in Hinsicht auf das Gaming überträgt.
Noch vor Bekanntwerden, dass die nächste Xbox als Set-Top Box dienen könnte, beschloss Microsofts Creative Director die Gerüchte um die Online-Pflicht zu kommentieren. Dies tat er jedoch nicht mit sinnvollen Argumenten, was bei 140 Zeichen kaum möglich ist, sondern handelte außerordentlich arrogant und unprofessionell. Dabei ging er mit Bioware Game Designer Manveer Heir sehr uncharmant ins Gericht, wie unterem Screenshot von NeoGaf zu entnehmen ist.
Twitter-Nutzer @LynnDawson beschwerte sich daraufhin bei Aaron Greenberg, Personalchef der Entertainment-Abteilung bei Microsoft, wo auch Adam Orth angestellt war. Greenberg dementierte jedoch diesen zu kennen.
Mittlerweile berichten Polygon und Game Informer, dass Adam Orth aufgrund seiner Kommentare Microsoft verlassen müsse und seine Kündigung auf Druck des Unternehmens eingereicht habe.
Schon am folgenden Tag entschuldigte sich Microsoft für die Unannehmlichkeiten. Diese Person sei „kein Sprecher von Microsoft“ und seine persönliche Meinung spiegle nicht den Umgang mit Kunden, den Microsoft pflegt, wider.
Konkurrenz
Die angeblichen Vorhaben Microsofts in Bezug auf Kinect-Spionage und dem Online-Zwang lösten im Internet bei Spielern Empörung und Unverständnis aus. Der Konzern begibt sich hierbei auf sehr dünnes Eis, denn bereits Windows 8 wurde von Spielern und Spiele-Entwicklern nicht besonders positiv in Empfang genommen.
Sollte Microsoft diesen Schritt wagen und dies in einer so fehlerhaften Umsetzung, wie bei Diablo III und SimCity, resultieren, dann wird es Microsoft gegen die SteamBox und die PlayStation 4 äußerst schwer haben, die auf bekannte Features setzen und Spielern viele Freiheiten lassen, was in dieser Branche sehr gut ankommt, wie die Vergangenheit gezeigt hat.
Wenn Microsoft den „Konsolen-Krieg“ gegen die Linux-basierte SteamBox von Valve verlieren sollte, könnte dies enorme Auswirkungen auf den PC-Bereich haben. Würden Gamer nämlich zur SteamBox wandern, ist es wahrscheinlich, dass auch Entwickler zunehmend Aufmerksamkeit ihr gegenüber zeigen. Da SteamBox-Games aber mit jeder anderen Linux-Distribution für den Computer kompatibel seien, hätte dieser Verlauf erhebliche Auswirkungen auf Microsofts Stellung bei Gamern im PC-Bereich.
Launch-Termin und Games
Das Unternehmen kommentierte jedoch keine Gerüchte und Spekulationen zur neuen Xbox. Am 15. Mai plane Microsoft laut Paul Thurrott ein Event, im Rahmen dessen mit hoher Wahrscheinlichkeit die Xbox tatsächlich auch vorgestellt wird.
Beim Event soll Microsoft ebenfalls einige neue Spiele vorstellen. Darunter befindet sich der lange ersehnte Titel Ryse, der von Microsoft Studios in Kooperation mit Crytek entwickelt und bei der E3 2011 erstmals präsentiert wurde. Seit damals wurde es um das angebliche Xbox 360 Game still. Ryse macht den Spieler zum Controller und lässt ihn im alten Rom als Legionär kämpfen, indem er die Gegner mit Füßen tritt, Schwertschläge pariert und mit Wurfmessern wirft. All das soll die neue Kinect-Technologie ermöglichen, ob die versprochene Xbox 360 Version noch erscheint, wird spätestens dann bekannt werden.
Beim zweiten Titel handelt es sich um die beliebte Rennsimulation Forza von Microsoft Studios, dem Xbox-Äquivalent zu Gran Turismo. Das nächste Forza soll mit brillanter Grafik überzeugen, wie The Verge erfahren haben will.
Bis dahin ist alles noch offen und es könnten in der Zwischenzeit noch einige Informationen auftauchen. Auch der Sinn und die Art der Umsetzung des „Online-Zwangs“ werden erst bei der Konferenz bekannt gegeben, bis dahin dürfen Gamer nur auf das bestmögliche hoffen. Einen Fehler, den Microsoft allerdings nicht machen sollte, ist es, die Xbox Hardware bei der Präsentation der Xbox erst gar nicht zu präsentieren. Während aber Sonys Vorstoß Spielern aufgrund der konventionellen und einfachen Umsetzung des Konsolen-Systems eher gefallen könnte, bleibt der „Kampf ums Wohnzimmer“ weiterhin spannend.