Als Microsoft die Übernahme von Nokias Geräte- und Dienstesparte vollzog, kündigte der Konzern an, den Nokia-Markennamen lediglich temporär fortführen zu wollen und zu diesem Zweck die Verwaltung von Nokias Internetauftritten zu übernehmen. Diese Verfahrensweise ist nicht zuletzt deswegen zwingend, weil die Einverleibung fremder Gerätschaften, Namen, Technologien und Sachkenntnisse einen Prozess darstellt und nicht etwa mit dem morgendlichen Brötchenkauf gleichzusetzen ist. Es gilt, den Kunden an die Zukunft von Windows Phone mit Vorsicht heranzubringen – den roten Faden erkennen zu lassen. Ein Teil dessen könnte die von der Xbox Konsole bekannte Kinect Technologie darstellen, was sich im Zusammenhang mit Smartphones aus dem Hause Microsoft zunächst wie eine in der weiten Ferne liegende Fiktion lesen mag, aber Berichten zufolge schon in diesem Jahr realisiert werden soll.
In einem vor wenigen Tagen veröffentlichten Beitrag gewährt @evleaks einen Einblick in die erwarteten Geräte für die Jahre 2014 und 2015, konzentriert die Angaben aber auf den US-Markt und vermittelt auch sonst lediglich vage Informationen, die sich zum größten Teil auf reine Codenamen beschränken. Dem ist seit kurzem – zumindest im Fall von „McLaren“ – allerdings nicht mehr so. The Verge zufolge sei das Nokia/Microsoft McLaren das nächste Flaggschiff-Gerät mit Kinect-ähnlichen Funktionen, welches noch in diesem Jahr erscheinen werde. Die zugrunde liegende Technik trage intern die Bezeichnungen „3D Touch“ beziehungsweise „Real Motion“ und habe vor Jahren unter Nokia seinen Anfang genommen. Dass das „McLaren“ als Nachfolger des Lumia 1020 einzustufen sei, ist sicher eine Erwähnung wert. Viel spannender ist indessen die in 3D Touch verkörperte Idee und wann sie den Markt erreichen wird: 3D Touch erlaube es dem Nutzer, das eigene Smartphone ohne direkten Kontakt und mithilfe von Gesten zu bedienen. Dabei zählen Funktionen wie die Annahme eines Anrufs, indem das Smartphone an das Ohr gehalten wird, und das Beenden eines Telefonats durch das Unterbringen des Geräts in die Hosentasche zu den gewöhnlichsten Neuerungen, die mit der 3D Touch Technologie einhergehen.
Neugierig macht vielmehr das in die Hardware eingehauchte Leben – ebendies scheint Microsoft zu intendieren. So werden 3D Touch Windows Phones erfassen, wie konkret sie gehalten werden, um zum Beispiel während der Nutzung im Liegen die Rotationssperre zu aktivieren. Doch der Nutzer soll auch über die Ränder des Smartphones mit diesem kommunizieren können, so dass sich unter anderem per Wischgeste über die Seitenflächen des Smartphones in Bilder zoomen lasse. Das übergeordnete Ziel ist es somit, Windows Phone Smartphones unkompliziert zu gestalten – sie von Tasten zu befreien. Vor diesem Hintergrund sei selbst die grundlegende Ein-/Aus-Taste entbehrlich. Microsoft gedenke, dies über eine Reihe von Sensoren zu bewerkstelligen, die der 3D Touch Technologie den Weg ebnen und das McLaren sowie weitere Microsoft Smartphones dadurch von den Geräten sonstiger OEMs wie HTC und Samsung differenzieren.
Daneben werde 3D Touch auch Änderungen in Bezug auf die grafische Nutzeroberfläche und das Nutzererlebnis einführen. Die mit „MixView“ umschriebene Ansicht soll in Anlehnung an das von Zune bekannte MixView Feature entstanden sein und daher ähnlich funktionieren. Bewegt der Anwender seinen Finger über eine Kachel, ohne den Bildschirm zu berühren, und führt anschließend eine Druckbewegung in der Luft aus, so „explodiert“ die Kachel und es bilden sich zusätzliche kleine Kacheln, welche ergänzende Inhalte zur jeweiligen App darstellen. Wem die unten zu sehende Veranschaulichung der Funktion nicht genügt, dem legen wir dieses Demovideo nahe.
Aufmerksame Leser werden sich spätestens jetzt an das aus vergangenen Berichten bekannte Smartphone mit dem Codenamen „Nokia Goldfinger“ erinnern. Evleaks gab im November des vergangenen Jahres bekannt, dass das Goldfinger zu den ersten Windows Phone Blue/8.1 Smartphones gehören wird und über die 3D Touch Technologie verfügen werde. Nach der Ankündigung des Lumia 930 und 630 dürfte feststehen, dass die damaligen Tweets nicht der Wahrheit entsprachen. Dies gilt aber nur ex post betrachtet, denn glaubt man Tom Warren von The Verge, hatte Microsoft in der Tat ursprünglich geplant, 3D Touch mit Windows Phone 8.1 und dem Goldfinger zu veröffentlichen. Diese Absicht sei aber im Laufe der Zeit verworfen worden, so dass 3D Touch gemeinsam mit „McLaren“ in einem noch in diesem Jahr erscheinenden Update eingeführt werde. „Goldfinger“ friste unterdessen ein Dasein als internes Test- und Entwicklungsgerät, das den Endkunden möglicherweise nicht erreichen wird.
Wie so oft gilt: Die hier niedergeschriebenen Zeilen fußen zwar auf angesehenen Quellen, sind allerdings nicht in Stein gemeißelt. Sehr wahrscheinlich ist hingegen, dass in den kommenden Monaten weitergehende Informationen zur 3D Touch Technologie und zum „McLaren“ durchsickern werden. Den Anfang macht ein im Rahmen der ACM CHI 2014 Konferenz entstandenes Video, in dem Microsoft Research die 3D Touch-Technik vorführt.