Mit der Yoga-Reihe hat Lenovo den Markt mit Convertible-Notebooks geprägt, wie kaum ein anderes Unternehmen und eine neue Geräteklasse mitbegründet. Die erste und zweite Generation der 13-Zoll Yoga Pro-Notebooks waren äußerst beliebt, boten sie neben der Funktionalität eines Convertibles ein sehr solides Preis-/Leistungsverhältnis.
Mit dem Yoga 3 Pro hatte man sich dann doch etwas verschätzt und wohl zu früh in die Intel Core M-Plattform investiert und so konnte man den Erfolg nicht ganz so fortsetzen, wie man es gehofft hatte. Mit dem Yoga 900 hat das Unternehmen im Vorjahr sein neuestes Flaggschiff ins Rennen geschickt und Fehler macht der chinesische Hersteller nicht zwei Mal.
Spezifikationen im Überblick:
- Display: 13,3-Zoll IPS QHD+, Touchscreen
- Prozessor: Intel Core i7-6500U, 2,50 GHz
- Arbeitsspeicher: 16 Gigabyte
- Speicher: 512 Gigabyte SSD
- Anschlüsse: 2 x USB 3.0, USB 2.0, USB Typ-C, SD-Kartensleser, 3,5mm Audio
- Konnektivität: WLAN ac, Bluetooth 4.0
- Maße: 324 x 225 x 14,9 mm
- Gewicht: 1,3 Kilogramm
Design und Verarbeitung:
Während Lenovo beim Yoga 3 Pro hauptsächlich auf eine geringe Tiefe sowie ein niedriges Gewicht aus war und daher einen Intel Core M-Prozessor verbaute, ist der Nachfolger etwas dicker, geringfügig schwerer und dafür mit einem Intel Core i-Prozessor ausgestattet.
Das Design des Yoga 3 Pro teilt das Yoga 900 allerdings mit seinem Vorgänger und daran gibt es auch nichts auszusetzen. Beim Scharnier verwendet Lenovo eine Konstruktion, die aus mehreren hundert Einzelteilen besteht und an eine Metall-Armbanduhr erinnert und die Umsetzung ist großartig. Es ist definitiv das beste 360-Grad Scharnier, das in irgendeinem Notebook verbaut ist. Es ist weder zu leichtgängig, sodass das Display beim Tippen nicht wackelt, noch ist es zu fest, sodass es nur mit mehr Kraftaufwendung auf- und umgeklappt werden kann. Das Scharnier des Yoga 900 ist perfekt und Lenovo zeigt eindrucksvoll, dass der Mut zum Ausprobieren und die daraus resultierende Erfahrung bei Convertibles durchaus etwas wert ist.
Ansonsten sind die Unterschiede zum Yoga 3 Pro eher klein, beispielsweise besitzt bei neueren Notebooks von Lenovo der Rand außen eine raue Textur, die wohl dabei helfen soll, das Notebook aufzuklappen. Diese besteht allerdings aus Polycarbonat und lässt das ansonsten sehr hochwertige Gehäuse billiger wirken, als es in Wahrheit ist. Bis auf diesen Fehlgriff beim Design, ist das Yoga 900 äußerst hochwertig verarbeitet.
Tastatur und Touchpad:
Wer schon einmal ein Lenovo-Notebook der letzten Jahre verwendet hat, der dürfte die Tastatur des Yoga 900 bereits kennen. Der chinesische Hersteller verbaut nämlich bei praktisch allen Geräten dieselbe Tastatur und diese sind im Regelfall auch sehr brauchbar. Im Vergleich zu anderen Notebooks sind die einzelnen Tasten gefühlt minimal enger und der Anschlag geringfügig niedriger. Arbeiten damit ist sehr gemütlich nach einer gewissen Umgewöhnungsphase.
Das Touchpad ist dagegen doch etwas klein bemessen im Vergleich zu anderen Notebooks in diesem Preisbereich. Die Qualität des Eingabegeräts ist zwar keinesfalls schwach und so reagiert es sehr gut, ist schnell und durchaus präzise. Selbst Foto- und Videobearbeitung ist dank der Präzision des Touchpads durchaus möglich. Es ist jedoch so, dass man aufgrund der Größe gelegentlich zwei Mal wischen muss, um den Mauszeiger dorthin zu bewegen, wohin man will. Vor allem für Nutzer, die eine langsame Zeigerbewegung bevorzugen, könnte dies unangenehm werden. Den Platz rund um das Touchpad hätte Lenovo durchaus besser nutzen können.
Display:
In unserem Testgerät ist ein QHD IPS-Panel verbaut, das auch einen Touchscreen besitzt. Von der Qualität ist das Panel wirklich gut, allerdings ist die Helligkeit nicht gerade überragend bzw. die Spiegelung sehr stark. Für das Arbeiten draußen ist es daher nicht gerade ideal und sitzt man nicht gerade im kompletten Schatten und hat noch dazu einige Fingerabdrücke am Glas, dann wird es bereits schwer, den Inhalt zu erkennen.
Direkt auszusetzen gibt es bis auf die Spiegelung eigentlich nichts, jedoch wird man mit dem Yoga 900 nicht glücklich, wenn man einen Active Stylus nutzen will. Dank des 360-Grad-Scharniers lässt sich das Gerät zwar auch als Tablet nutzen, wirklich praktisch ist es in diesem Modus allerdings nicht. Gegenüber dem Laptop-Modus hat der Touchscreen ohne Stiftunterstützung keine Vorteile. Gerade als Erfinder des Convertible-Notebooks hätte Lenovo zumindest einen Synaptics-Digitizer verbauen können, wie es beispielsweise beim Yoga 900S der Fall ist.
Software & Performance:
Ausgeliefert wird das Lenovo Yoga 900 mit Windows 10 und zusätzlich sind gefühlt unendlich Tools und Antivirenprogramme vorinstalliert. Für einen weniger erfahrenen Normalverbraucher ist dies äußerst unangenehm, denn der Virenschutz alarmiert alle 30 Minuten, nicht, dass eine Gefahr für den PC entdeckt wurde, sondern, dass diese darin besteht, dass der Nutzer die Lizenz nicht verlängert hat. Über die Einstellungen zu deinstallieren ist keine große Schwierigkeit, aber lästig ist es dennoch. Es ist eigentlich verwunderlich, dass Lenovo seit dem Superfish-Skandal praktisch nichts unternommen hat, um Bloatware zu reduzieren.
Windows 10 läuft ansonsten recht gut auf dem Yoga 900, jedoch kam es während der Benutzung durchaus zu einigen kleinen Schwierigkeiten. Beispielsweise war das Gerät zwar sofort aus dem Stand-By wach, der Lüfter war leise zu hören, die Tastaturbeleuchtung aktiv, aber nicht das Display. Etwa 10 bis 15 Sekunden zu warten, löste das Problem in der Regel. Einige Abstürze des Edge-Browsers waren ebenso dabei, allerdings darf man hier nicht mit dem Finger auf Lenovo zeigen, denn es wäre Microsofts Job, dies in Ordnung zu bringen.
Leistungstechnisch konnte das Yoga 900 nämlich auf ganzer Linie überzeugen, egal, ob Foto- oder Videobearbeiten bzw. einfach im alltäglichen Betrieb, macht das Convertible überhaupt keine Probleme. In der nativen Auflösung sind durchaus ältere Games spielbar, allerdings werden aktuelle Titel darauf nicht gerade in hohen Einstellungen spielbar sein. Dafür ist das Ultrabook allerdings auch nicht gedacht und seine Aufgaben erledigt es bis auf die wenigen kleinen Software-Fehler wirklich großartig. Das Yoga 900 ist ein Gerät für jeden Zweck.
Akkulaufzeit:
Untermauert wird dies von der hervorragenden Akkulaufzeit, die Lenovos aktuelles Flaggschiff bieten kann. Im Durchschnitt kam ich bei hoher Helligkeit und einfacher Nutzung mit Edge, Office Mobile und gelegentlich leichteren Windows-Programmen stets locker über 5 Stunden. Mehr war mit einer Helligkeit von 80 Prozent problemlos möglich und arbeitete ich mit einer Displayhelligkeit von 60 bis 70 Prozent, was zumindest im Innenraum ausreicht, so kam ich auf durchschnittlich über 7 Stunden. Unsere Variante ist mit dem Intel Core i7-Prozessor und einem FullHD-Display ausgestattet, weswegen die Laufzeit etwas länger sein dürfte als bei der Höchstausstattung mit dem schärferen QHD-Display.
Problematisch, aber ein guter Ansatz, ist Lenovos Ladeanschluss, der gleichzeitig als USB 2.0 Port fungiert, denn die Ladezeit über diesen Anschluss ist von der Geschwindigkeit nicht vergleichbar mit dem proprietären Port des Herstellers, der zum Beispiel im Lenovo X1 Carbon verbaut ist. Es dauert über 2 Stunden bis das Notebook geladen ist und in Benutzung oftmals deutlich länger. Zwar ist es durchaus intelligent, wie Lenovo diesen Port doppelt verwendet, allerdings hat das Yoga 900 auch einen USB Typ-C Anschluss verbaut, der nicht nur USB-Geräte unterstützt, sondern auch externe Displays. Er macht also genau dasselbe wie der Ladeanschluss, darüber kann das Gerät allerdings nicht geladen werden.
Fazit:
Das Yoga 900 gehört mit Sicherheit zu den besten Ultrabooks, die sich aktuell auf dem Markt befinden. Es verkörpert zumindest in der von uns getesteten Variante eine wirklich gute Mischung aus guter Performance und langer Akkulaufzeit. Gleichzeitig ist es sehr leicht, hochwertig verarbeitet und sehr dünn, was es zu einem wirklich guten mobilen Begleiter macht.
Die Abstriche sind nicht allzu groß, denn ein spiegelndes Display gehört heutzutage praktisch zu jedem Convertible dazu, der Stylus ist für viele Nutzer kein Killer-Feature und das kleine Touchpad ist rein die persönliche Präferenz eines ehemaligen MacBook-Nutzers. Es gibt so wenige Dinge, die das Yoga 900 falsch macht und es besitzt so viele, wichtigere Eigenschaften, mit denen das Yoga 900 brilliert. Genau das macht es zu einem hervorragenden Notebook.