Seit einigen Stunden steht unsere Anleitung zur Installation von Windows 10 ARM auf dem Lumia 950 und 950 XL bereit. In dem Video samt Schritt für Schritt-Instruktionen zeigen wir euch, wie einfach es tatsächlich ist, das Desktop-System auf die einstigen Microsoft-Flaggschiffe zu bringen.
Im Laufe es heutigen Tages hatte ich die Möglichkeit, Windows 10 ARM am Lumia 950 ziemlich ausführlich auszuprobieren. Während der Installationsprozess grundsätzlich ziemlich einfach ist, bringt die Installation selbst mehr Probleme als Vorteile mit. Meine ersten Erfahrungen mit Windows 10 ARM auf dem Lumia 950 möchte ich im Folgenden kurz zusammenfassen.
Windows 10 ARM am Lumia 950: Kurzer Erfahrungsbericht
Einrichtung
Die Einrichtung am Lumia 950 war nach der Installation der wohl anstrengendste Prozess. Es kam regelmäßig zu Fehlern in der OOBE, die verursachten, dass ich neben unzähligen Reboots auch den gesamten Prozess drei Mal durchmachen musste. Irgendwann gelangte das System mit etwas Glück dann doch zum Desktop.
Bedienung
Windows 10 ist überraschend gut auf die Verwendung mit dem Smartphone abgestimmt. Stellt man die Skalierung in den Einstellungen unter Anzeige auf 175 Prozent, so fühlt ich Windows 10 praktisch wie ein Smartphone System an. Die Live-Tiles passen im Tablet-Modus perfekt, die Apps skalieren allesamt ideal und die Taskleiste ist vollständig sichtbar. Im Grunde sind so alle Funktionen des Systems durchaus mit dem 5,2-Zoll Touchscreen meines Lumia 950 nutzbar. Ich war ernsthaft erstaunt, wie gut das System zu bedienen ist. Natürlich sind die Bedienelemente trotz allem sehr klein, aber was erwartet man sonst von Windows 10 auf einem Sub-6-Zoll Gerät mit 1440p Auflösung?
Je länger ich das Lumia 950 mit Windows 10 bediente, desto mehr hatte ich das Gefühl, das System ist bewusst auch auf solche Formfaktoren optimiert worden. Software läuft nicht einfach zufällig recht gut auf einem Formfaktor, für den sie nicht gedacht ist.
Performance
Nun, wer erwartet schon Wunder? Ehrlich gesagt, war ich nicht auf eine derart miese Performance eingestellt. Klar, ich hatte nicht damit gerechnet, dass das System überragend läuft auf dem Smartphone mit einem viereinhalb Jahre alten Snapdragon 808 Sechskern-Prozessor und 3 Gigabyte Arbeitsspeicher, besonders in Kombination mit dem hochauflösenden 2560 x 1440 Display, wo zudem der Grafikchip vom System noch nicht einmal angesprochen werden kann.
Trotzdem muss ich sagen: Es läuft ziemlich mies und langsam. Man hat nicht einmal wirklich Freude daran, Linux-Usern und iPhone-Fans den ersten echten Smartphone-Compute unter die Nase zu reiben. Bis nämlich der Explorer offen ist, haben die schon längst das Interesse verloren.
Was kann man tun?
Trotz allem ist es beeindruckend, aber es ist eben trotzdem ein Experiment. Man ist fasziniert davon, dass uns eine Modder-Community dies ermöglicht hat und, dass man Windows 10 durchaus auf Geräten dieser Größe bedienen könnte.
Produktiv einsetzen kann man das Lumia 950 mit Windows 10 ARM definitiv nicht. Auf gar keinen Fall. Was kann man den wirklich tun? Den Explorer öffnen, die vorinstallierten Apps öffnen, am Startmenü hin und her wischen. Die Frage muss leider anders lauten.
Was kann man nicht tun?
Alles. Internet geht. Bluetooth geht auch nicht. Sound geht nicht, genauso wie jeder einzelner Sensor am Gerät und die Kameras. Man kann keine Geräte über USB-C anschließen, weder Mäuse, oder Tastaturen noch externe Netzwerkadapter oder Speichermedien. Man ist in den vorinstallierten Windows 10-Apps gefangen und kann mangels Internet nicht einmal die meisten davon einrichten. Ansätze eines Produktivsystems? Fehlanzeige.
Und das beste ist: Der Akku kann momentan nicht aufgeladen werden. Ihr müsst zu Windows 10 Mobile wechseln, um den Akku aufzuladen. Sobald Windows 10 nämlich gestartet ist, entlädt sich das Smartphone selbst dann, wenn es an ein Ladegerät angeschlossen ist. Das sorgt übrigens auch für eine schöne Hitzeentwicklung, was die ohnehin empfindlichen Lumia 950-Akkus noch weiter quält.
Windows 10 ARM am Lumia 950 – Sollte man?
Als Experiment? Kann man machen. Es ist für erfahrenere Nutzer nicht sehr gefährlich, aber zeitraubend. Besonders, wenn das Smartphone momentan ohnehin in der Schublade schmort und man wirklich sehr neugierig ist, kann man es versuchen.
Wer dagegen noch bei Sinnen ist, sollte es lassen. Es ergibt momentan einfach keinen Sinn, wenn man der Entwicklercommunity nicht beim Testen hilft oder das Smartphone noch irgendwann brauchen könnte.