Das Lenovo Legion Go ist im Zuge IFA 2023 in Berlin offiziell vorgestellt worden. Damit steigt der Hersteller in den brandneuen Markt der Handheld-Gaming-PCs ein, welcher es ermöglichen soll, PC-Games immer und überall zocken zu können. Es ist der neueste Trend im PC-Markt, welcher von Geräten wie der PlayStation Vita inspiriert und von der Nintendo Switch erst relativ kürzlich etabliert wurde.
Lenovo Legion Go: Display
Das Lenovo Legion Go ist ein vollwertiger PC im Handheld-Format und er läuft daher selbstverständlich mit Windows 11. Während im Inneren des Legion Go im Grunde ein sehr starkes Ultrabook steckt, ähnelt die Hardware rundherum weniger einem Windows-Laptop als einer Nintendo Switch: Es bietet ein 8,8 Zoll QHD+ Display, das auf beiden Seiten von entnehmbaren Controllern mit Hall-Effect-Joysticks, D-Pad und ABXY-Knöpfen umgeben ist.
Das verbaute Display löst mit QHD+ auf (2560 x 1600), nutzt somit ein 16:10 Seitenverhältnis und bietet eine Bildwiederholrate von 144 Hz. Laut Lenovo soll das Panel eine beeindruckende Farbtreue von 97% des DCI-P3 Farbraumes darstellen können. Die angegebene Helligkeit von bis zu 500 Nits dürfte zudem für die Bedienung in hellerer Umgebung reichen, selbst mit der spiegelnden Oberfläche des integrierten Touchscreens.
Lenovo Legion Go: Hardware
Im Inneren stecken AMDs U-Prozessoren auf Basis der Phoenix-Architektur und im stärksten Modell ist ein AMD Ryzen Z1 Extreme verbaut. Dieser nutzt die integrierte Radeon 780M auf Basis der RNDA 3-Architektur, welcher über 12 Rechenkerne und einen Maximaltakt von 2,7 GHz verfügt. Daneben gibt es bis zu 16 GB an schnellem LPPDR5X-7500 RAM und zwischen 256 GB und 1 TB an PCIe 4.0 NVMe Speicher dank einer verbauten M.2 SSD im 2242 Formfaktor. Der Speicher lässt sich optional auch erweitern dank eines MicroSD-Kartenslots, was ganz praktisch sein könnte für weniger anspruchsvolle Games und Emulatoren und ROMs, die auf dem langsameren Speicher ohne Probleme laufen können.
Das Lenovo Legion Go bietet oben und unten jeweils einen USB-C 4.0 Anschluss sowie einen Klinkenstecker.
Lenovo Legion Go: Akkulaufzeit
Der Akku im kleinen 8.8 Zoll „Gaming-Windows-Tablet-Handheld-PC“ verfügt über eine beeindruckende Kapazität von 49,2 WH, womit das kleine Ding eine höhere Kapazität aufweist als der Microsoft Surface Laptop 5. Die erreichbaren Laufzeiten werden jedoch stark von der geplanten Nutzung abhängen. Meiner Erfahrung nach liefert ein Ultrabook mit dieser Hardware bei Alltagsbenutzung durchaus Laufzeiten von bis zu 8 Stunden. In einer Gaming-Sitzung dürfte man meiner Schätzung nach eher an 2 bis 4 Stunden rankommen.
Lenovo hat allerdings zwei recht smarte Lösungen entwickelt, welche potenzielle Probleme mit dem Akku minimieren sollen: Einerseits kann der Akku dank „Super Rapid Charge“-Technologie sehr rasch aufgeladen werden. Laut Hersteller soll das Go in nur einer halben Stunde bis zu 70 Prozent seiner Kapazität aufladen können. Andererseits bietet der Gaming-Handheld einen Akku-Bypass-Modus bei aktiver Stromzufuhr, sodass die Hardware direkt übers Netzteil betrieben und der Akku nicht aufgeladen wird. Dadurch entsteht keine zusätzliche Hitze durch das Laden, was die Gaming-Performance verbessern und die Hardware schützen kann.
Lenovo Legion Go: Hall-Effect-Joysticks
Das Legion Go verfügt über eine ganze Reihe von Eingabegeräten, die für die Bedienung mit Windows 11 glatt erforderlich sein dürften. Davon die interessanteste Komponente sind wohl die Joysticks. Diese benutzen Hall Effect-Sensoren und keine klassischen Analog-Sticks. Analoge Joysticks verwenden Potentiometer, um die Position des Joysticks zu messen. Potentiometer verwenden das Ohmsche Gesetz des elektrischen Widerstands als Messmethode. Jedes Potentiometer hat einen Widerstand in Form einer gebogenen Spur. Auf dieser Spur läuft ein Kontaktarm. Wenn sich der Kontaktarm auf der Spur nach oben oder unten bewegt, nimmt der elektrische Widerstand zu oder ab. Die genaue Widerstandsänderung entspricht einer bestimmten Position auf der Spur. Mit zwei Potentiometern zur Darstellung der beiden Achsen des Joysticks kann man die genaue Position des Joysticks mit hoher Genauigkeit bestimmen. Hall-Effekt-Joysticks hingegen verwenden Sensoren, die einen messbaren Spannungsunterschied erzeugen, wenn ein Magnetfeld in einem elektrischen Leiter den Stromfluss stört. Hall-Effekt-Sensoren in Joysticks verwenden Permanentmagnete und einen elektrischen Leiter, die niemals physisch miteinander in Berührung kommen. Wenn sich der Magnet relativ zum Leiter bewegt, wird die Spannungsänderung gemessen und in Positionsdaten übersetzt. Da es keinen physischen Kontakt zwischen diesen beiden Komponenten gibt, sollte der Sensor nicht mit derselben Geschwindigkeit wie Potentiometersensoren verschleißen. Damit dürfte Stick-Drift beim Lenovo Legion Go kein Problem sein.
Aber nicht nur die Joysticks des Legion Go sind interessant: Der rechte Controller verfügt über ein integriertes Touchpad, welches das Zielen in Games präzisieren, aber insbesondere die Verwendung von Windows 11 auf dem kleinen Display erleichtern soll. Das neueste Desktop-Betriebssystem von Microsoft ist im Gegensatz zu seinen offenbar deutlich moderneren Vorgängern wie Windows 8 vornehmlich auf die Bedienung mit einer Maus und nicht auf kleine Touch-Displays ausgerichtet. Auf der Rückseite des rechten Controllers befindet sich interessanterweise ein kleines Mausrad, womit zudem das Scrollen erleichtert werden soll.
Lenovo Legion Go: Preis und Verfügbarkeit
Das Lenovo Legion Go wird ab Herbst 2023 für 799 Euro erhältlich sein.