Ein ehemaliger Finanzanalyst von Goldman Sachs ist diese Woche vom FBI wegen Insiderhandels festgenommen worden. Das Besondere an dem Fall: Er soll seinem Freund geheime Informationen über bevorstehende Fusionen und Übernahmen zugespielt haben – und zwar ausgerechnet über den Chat seiner Xbox 360 Konsole. Kein alltäglicher Fund in einer Halo oder Call of Duty-Lobby.
Laut der Anklage des FBI, die von Kotaku veröffentlicht wurde, hat Anthony Viggiano zwischen Juli 2021 und Mai 2023 in seiner Tätigkeit bei den beiden Finanzinstituten von mehreren M&A-Deals und strategischen Partnerschaften erfahren, bevor sie öffentlich bekannt wurden. Der Finanzanalyst Anthony Viggiano aus New York soll diese Informationen an seinen Freund Christopher Salamone weitergegeben haben, den er seit etwa 20 Jahren kennt. Salamone soll daraufhin vor den sechs Transaktionen gehandelt und einen Gewinn von über 400.000 US-Dollar erzielt haben. Die beiden haben daraufhin die Gewinne aufgeteilt, da Viggiano durch seinen Arbeitgeber von solchen Geschäften ausgeschlossen war.
Das FBI hat Viggiano und Salamone im Juni 2023 befragt. Das FBI behauptet, dass Salamone Gespräche mit Viggiano nach den Befragungen aufgezeichnet hat. Viggiano war laut Transkripten, die dem FBI vorliegen, vollkommen davon überzeugt, dass sich der Xbox 360-Chat nicht nachverfolgen lässt. Er erklärte in mehreren Gesprächen seinem Freund, dass niemand aus deren inneren Kreis mit den Behörden gesprochen haben könnte und das FBI auch keinen Zugriff haben könne auf die Nachrichten, die die beiden im Xbox-Chat teilten:
Signal, oder Xbox 360-Chat, das lässt sich nicht nachverfolgen. Viel Glück dabei, das jemals zu finden.
Ob die Chats dem FBI tatsächlich vorliegen, oder, ob doch jemand aus dem inneren Kreis der beiden diese aufgezeichnet und veröffentlicht hat, geht aus den öffentlichen Unterlagen leider nicht hervor. Unklar ist auch, ob die beiden Männer tatsächlich den Xbox 360-Chat im Jahr 2022 ernsthaft nur für die Kommunikation benutzt haben oder, ob sie die Insider-Infos schlichtweg beim Zocken von Videospielen auf ihrer moderneren Xbox One- oder Xbox Series S|X-Konsole nebenbei ausgetauscht hatten.
Es scheint aber auf jeden Fall so, dass Viggiano einige seiner Insider-Infos an Salamone über die Chat-Funktion der Spielkonsole von Microsoft geschickt hat, in der Annahme, dass solche Chats nicht zurückverfolgt oder gefunden werden könnten. Wie auch immer die Methode war, Viggianos angebliche Insiderhandel-Aktionen wurden laut FBI aufgedeckt. Wenn er schuldig gesprochen wird, drohen ihm für jeden der acht Anklagepunkte wegen Wertpapierbetrugs bis zu 20 Jahre Gefängnis und für den Anklagepunkt wegen Verschwörung bis zu fünf Jahre Gefängnis.
Salamone wurde wegen drei Anklagepunkten wegen Wertpapierbetrugs und einem Anklagepunkt wegen Verschwörung angeklagt. Eine weitere Person, Stephen Forlano Jr., wurde ebenfalls wegen drei Anklagepunkten wegen Wertpapierbetrugs und einem Anklagepunkt wegen Verschwörung in diesem Fall angeklagt.
via kotaku | Bild: Wolf of Wall Street, Fotomontage: WindowsArea