Microsofts Suchmaschine Bing steht im Mittelpunkt einer hitzigen Debatte über Internetzensur und globale Geschäftspraktiken von US-Konzernen. Kürzlich wurde dank eines Berichts von Bloomberg bekannt, dass Microsoft eine ausgeklügelte Zensur in seine Suchmaschine Bing implementiert hat, um in China operieren zu können. Die Zensur basiert auf einer wachsenden Verbotsliste von Websites, verbotenen Wörtern und Phrasen. Diese Maßnahmen wurden getroffen, um mit den strengen chinesischen Internetgesetzen konform zu sein, welche die Darstellung und Verbreitung bestimmter Inhalte verbieten.
Kürzlich wurde von Bloomberg enthüllt, dass Suchanfragen in Bing innerhalb Chinas zur Filterung unerwünschter Inhalte über zusätzliche Server geleitet werden. Dieser Prozess ähnelt dem, den Microsoft auch in anderen Ländern anwendet, um Gesetzen bezüglich Kinderpornografie oder Urheberrecht zu entsprechen. Der Unterschied liegt jedoch in dem, was blockiert wird. Zu den verbotenen Phrasen gehören solche, die sich auf „Menschenrechte“, „Klimawandel“ und „Friedensnobelpreis“ beziehen. Es handelt sich also entweder um rein wissenschaftliche oder eben potenziell regimekritische Suchanfragen. Im Falle einer Websuche nach „Tiananmen Square“ oder „Tank Man“ werden gar keine Suchergebnisse angezeigt.
Diese Enthüllungen haben zu scharfer Kritik von Mitgliedern des US-Senats geführt, die Microsoft vorwerfen, sich der Zensurmaschinerie Chinas zu beugen. Die Kritik kommt sowohl von Demokraten als auch von Republikanern, was die parteiübergreifende Besorgnis über die Rolle amerikanischer Unternehmen bei der Unterstützung autoritärer Regime unterstreicht. Frank Shaw, Microsofts Chief Communications Officer, verteidigte die Praxis und erklärte, dass Bing die am wenigsten zensierte Suchmaschine in China sei und oft die einzige zugängliche Quelle für viele Informationen darstelle, auch wenn bestimmte Ergebnisse aufgrund chinesischer Gesetze entfernt werden müssten. Shaw betonte, dass Microsoft nur nach einer rechtlichen Anordnung zensiert und, dass man regelmäßig Widerstand leiste, wenn das Unternehmen der Auffassung ist, dass eine Anordnung nicht mit einer korrekten Auslegung der chinesischen Regeln übereinstimmt.
Bing verfügt in China über einen Marktanteil von 16,55 Prozent, womit die Suchmaschine im Reich der Mitte sogar etwas beliebter ist als im Rest der Welt. Die aktuell in den USA entbrannte Debatte um Bing und China wirft wichtige Fragen über die Balance zwischen Microsofts Geschäftstätigkeit und ethischen Standards auf. China ist für zahlreiche Konzerne, darunter auch Apple oder Volkswagen, ein enorm wichtiger Markt, allerdings ist die US-Politik nun der Meinung, dass die Einhaltung von Menschenrechten unter Umständen wichtiger ist als der Erfolg von US-Technologiekonzernen im Land.
Quelle: Bloomberg (Paywall)