
Das „Surface Phone“ ist ein wenig wie der Moby Dick meiner „Blogging-Karriere“ bei WindowsArea.de. Jene „eierlegende Wollmilchsau“ eines Smartphones, das meinen unerklärbaren Fetisch für UMPCs endlich in einen modernen Formfaktor übertragen würde, verfolgt mich durchgehend wie ein Schatten durch all die Jahre, mal als Leak hier, mal als Patent und irgendwann sogar als Code-Schnipsel in versteckten Windows 10-Komponenten.
Der PC für die Hosentasche zieht sich allerdings auch wie ein roter Faden durch Microsofts Konzerngeschichte, was womöglich auch meinen Enthusiasmus ausgerechnet für Produkte aus Seattle einigermaßen erklären könnte. Denn offenbar teilt auch der Konzern aus der Vorstadt Redmond meinen Begeisterung dafür: Trotz mehrerer Rotationen an der CEO-Position arbeitet Microsoft unerklärlicherweise praktisch seit Ende der 1990-er am Notizbuch-Tablet-PC für die Hosentasche. Zwar immer mit Unterbrechungen, stets aus unterschiedlichen Gründen, aber offenbar eben immer noch. Und stets dann, wenn ich glaubte, die Geschichte sei endgültig vorbei, taucht genau da ein flüchtiger Schimmer am Horizont auf, der mir die Hoffnung gibt, dass ich meinen weißen Wal mal einfangen würde. Stattdessen erging es mir, wie vielen anderen Windows Phone-Nutzern, allerdings eher wie Cpt. Ahab und seiner Pequod.

Vom Courier bis hin zu Project Andromeda ließ mir das Thema keine Ruhe und mit begrabener Hoffnung lese ich nun, dass das US-Patentamt noch im April ein Patent für ein „faltbares Dual-Display-Computing-Device“. Nicht für Apple und auch nicht Google, sondern ausgerechnet an Microsoft. Das Patent beschreibt einen ziemlich innovativen neuen Ansatz für jenes Gerät, das wir hier gerne liebevoll als „Surface Phone“ bezeichnen. Vorstellen kann man es sich als ein deutlich modernisiertes Surface Duo, das jedoch seine Lehren gezogen hat vom Erfolg des Google Pixel Fold oder Samsung Galaxy Fold. Es gibt ein Außen-Display samt Front-Kamera für die zusammengeklappte Verwendung wie ein handelsübliches Smartphone. Im Inneren steckt nun ein faltbares Display, das man aufgeklappt über einen magnetischen Kickstand auf der Rückseite vor sich auf dem Tisch aufstellen kann. Fehlt nur noch eine kabellose Tastatur, ein Touch-optimiertes Desktop-Betriebssystem sowie ein starker ARM-Prozessor für den UMPC in Perfektion.
Das Patent geht dabei weniger auf potenzielle Nutzungsszenarien und die konkrete Hardware ein, sondern beschreibt eine Innovation, die Microsoft scheinbar genau für dieses Gerät entwickelt hat: Im Gerät steckt nämlich ein sehr spannender Scharnier-Mechanismus, welcher das Öffnen mit nur einer Hand ermöglichen soll. Das ist traditionell ein schwieriges Thema bei Foldables, das Microsoft mit dem Patent gelöst haben will. Mithilfe von Magneten, einem federbelasteten Stift und sogar einem kleinen Motor klappt sich das Foldable von ganz alleine auf. Der Kickstand wird dann über ein vergleichsweise „langweiliges“ Schienensystem in die Mitte des Geräts verschoben, sodass man es auf dem Tisch abstellen kann. Ich stelle mir die ganze Geschichte gerne wie ein Surface Pro X vor, das man in der Mitte zusammenklappen kann. Und liest man das Patent von diesem „Foldable Computing Device“ im Detail, so wird man diesen Eindruck auch nicht wieder los.
Selbstverständlich haben mich die vielen Jahre der Verfolgung dieser Hardware eines gelehrt: Die Patentanträge dieser Konzerne sind oftmals vollkommen unbedeutend. Angesichts der Anzahl an Patenten, die wir hier auf diesem Blog behandelt haben, könnte man glauben, „Surface Phone“ sei eine ganze Produktkategorie und nicht nur ein Gerücht. Diesen Eindruck möchte ich nicht vermitteln. Eine gewisse Euphorie bleibt mir trotz aller Erfahrung jedoch erhalten.
Bis dahin muss ich mich allerdings zufriedengeben mit dem, was wir heute haben. Ein Surface Duo mit Windows 11 ARM kommt diesem Traum nämlich erschreckend nahe. Hier ist mein Video dazu…
Quelle: USPTO

