Als Apple 2007 die erste Generation des iPhones vorstellte und sowohl Medien als auch Kunden darin ein revolutionäres Produkt sahen, wurde auch die Konkurrenz über ihre Meinung dazu gefragt. Steve Ballmer äußerte sich erwartungsgemäß kritisch zum iPhone, prophezeihte dem Smartphone keinen Erfolg und verwies auf den hohen Marktanteil, den man zu dieser Zeit noch mit Windows Mobile innehatte. Sieben Jahre ist dieses Zitat nun alt und das Blatt hat sich klar zugunsten von Apple gewendet, denn der Soft- und Hardwarekonzern aus Cupertino macht allein mit dem iPhone mehr Gewinn als Microsoft. Nach seinem Ausscheiden als CEO bei Microsoft erklärte Ballmer, dass er diese Aussage bereue und die Zeit zurückdrehen wolle, um die Präsenz von Microsoft im mobilen Sektor zu stärken.
Aus der Reue Ballmers darf man zumindest schließen, dass Microsoft aus diesem Fehler für die Zukunft gelernt hat. Dennoch scheinen die Redmonder am Smartphone-Markt immer noch zu passiv und laufen meistens den beiden Innovationsführern Apple und Google hinterher. Ein weiterer Trend zeichnet sich bei den Wearables ab, sprich Geräte, die man am Körper tragen kann. Hier sorgt Google mit der Datenbrille Google Glass schon seit Jahren für Aufsehen und der Konzern plant weiter in dieses Segment zu investieren, sieht man doch erhebliches Potential in solchen Geräten.
Bisher konnte allerdings kein Hersteller die breite Masse von Wearables, wie Datenbrillen und Smartwatches, überzeugen, jedoch gibt es auch keine wirklich seriösen Versuche. Google scheint sich nun genau das zum Ziel gesetzt zu haben und will sein mobiles Betriebssystem Android in den kommenden Wochen für kleinere, tragbare Geräte optimieren. Ein Preview SDK für das Projekt mit dem Codenamen ‚Android Wear‚ steht bereits zur Verfügung und man hofft nun auf das Interesse und Feedback von Entwicklern. Und Google kündigte an, dass dies erst der Anfang von Android Wear sei.
Von Microsoft hört man seit Ende letzten Jahres nichts mehr im Bezug auf den aktuellen Trend und es gibt auch kaum Informationen darüber, dass die Redmonder in den kommenden Wochen ein solches Produkt vorstellen wollen. Im Markt mit Wearables steckt enormes Potential und dies scheinen auch Googles Partner LG und Motorola eingesehen zu haben, die am gleichen Tag noch Geräte ankündigten. Daneben arbeitet Google nach eigenen Angaben noch mit Samsung, Qualcomm, Intel, Broadcom, Fossil, HTC, ASUS und weiteren Partnern zusammen, um noch in diesem Jahr Uhren mit Android Wear zu veröffentlichen.
Microsoft sollte nicht wie bei den Smartphones darauf warten, dass ein Hersteller mit einem Produkt den Markt für sich gewinnen kann, bis man sich dann auch selbst dazu entschließt, einen innovativen Ansatz in diesem Segment zu verfolgen. Denn Microsoft hat es nicht nötig, dass ein Konkurrent oder ein Startup das Potenzial eines sich öffnenden Marktes beweist, sondern sollte selbst Innovation vorantreiben. Es dürfte Microsoft nämlich kaum das nötige Kapital fehlen, um auch eine oder zwei Generationen eines erfolglosen Produkts zu finanzieren, solange man die Aussicht auf signifikanten Erfolg hat. Bill Gates, der nach Ballmers Abschied, nun wieder zu Microsoft als Berater zurückgekehrt ist, hat schon 2004 eine Smartwatch veröffentlicht, jedoch war diese ihrer Zeit deutlich voraus. Nun, wo die Zeit reif ist, könnte Bill Gates frischen Wind ins Unternehmen bringen, doch derzeit ist es ruhig aus Redmond und dem Anschein nach ist dies nicht die Ruhe vor einem nahenden Sturm.