Zum Jahresende treffen die einen oder anderen von uns einige Beschlüsse darüber, was man in den nächsten 365 Tagen besser machen oder womit man neu anfangen will. Für Microsoft war das Jahr 2015 ein großer Umbruch und insgesamt ein durchaus erfolgreiches Jahr. Man hat mit Windows 10 eine neue große Version des Desktop-Betriebssystems erfolgreich zu Millionen von Nutzern gebracht, die eigene Strategie merkbar verändert und das eigene Image mit zahlreichen Innovationen und entsprechend gutem Marketing aufpoliert.
Kommunikation verbessern
Die Dinge hätten allerdings auch besser laufen können. Nicht jedes Problem vieler Kunden mit Microsoft lag tatsächlich am Produkt, sondern oftmals einfach an der miserablen Kommunikation des Unternehmens. Die Ankündigung der Reduktion des OneDrive-Speichers hätte man nicht schlechter durchführen können und schließlich ist man zurückgerudert und ließ Nutzer den Speicher dann doch behalten nach einem Opt-In. Der Schaden war bereits angerichtet, viele Nutzer dürften das Zurückrundern Microsofts gar nicht mitbekommen haben, denn natürlich war vielen Medien nur die Kürzung des Speichers eine Headline wert.
Dasselbe gilt für die Kritik am Datenschutz unter Windows 10, als vonseiten vieler Medien den Redmondern eine „Datensammelwut“ unterstellt wurde. Dabei sammelt Microsoft anonymisierte Telemetriedaten, um gewisse Funktionalitäten des Systems verbessern zu können und ist schließlich nicht jener Technologiekonzern, der mit Nutzerdaten sein Geld verdient. Was bei anderen Betriebssystemen standardmäßig aktiv ist und sich nicht deaktivieren lässt, wurde bei Windows 10 kritisiert. Eine Klarstellung via offiziellem Statement gab es im seltensten Fall, manchmal fühlten sich Microsoft-Mitarbeiter per Twitter zu einer Erklärung gezwungen. Ob das zu jedem Nutzer durchklingt, wagen wir zu bezweifeln.
Viel Kritik kann Microsoft durch eine bessere Kommunikation an Medien und Kunden verhindern. Man hätte damit rechnen können, dass sich zahlreiche Fachmedien auf den Datenschutz unter Windows 10 stürzen oder die OneDrive-Ankündigung missinterpretiert wird. Daran ist man großteils selbst Schuld, hat man doch verabsäumt zu erklären, was mit den unterschiedlichen Boni geschieht, die aktive OneDrive-Nutzer im Laufe der Zeit angesammelt haben.
Image verkauft das Produkt und dazu zählt auch eine glasklare Kommunikation. Sobald Microsoft sich dieser Aufgabe stellt, hat man viel unbegründeter Kritik den Wind aus den Segeln genommen und manche Headlines verhindert, bevor sie überhaupt angedacht wurden.
Stabile Software zum Tag der offiziellen Veröffentlichung
Microsoft musste sich im Jahr 2015 allerdings nicht nur unbegründeter Kritik stellen, sondern auch den zahlreichen Problemen, die das eigene Produkt verursacht hat. Windows 10 hat in der Auslieferungsbuild 10240 noch sehr viele Probleme bereitet und es gab zahlreiche Bugs, die unter anderem dazu führen, dass es bei vielen Installationen zu Fehlern kam. Bei vielen Nutzern war die Upgrade fehlgeschlagen oder das Betriebssystem danach äußerst fehleranfällig. Besonders schwer trifft dies den eigenen Edge-Browser, der vor knapp einem halben Jahr so viele Probleme bereitete, dass viele Nutzer ihm wohl für immer den Rücken gekehrt haben.
Die zahlreichen Berichte von Problemen haben viele Nutzer zum Zögern veranlasst, vor allem weniger PC-Nutzer trauen sich das Upgrade nicht selbst einzuspielen, da sie mögliche Probleme selbst einfach nicht lösen können. Microsoft scheint aktuell im Glauben festgefahren zu sein, dass Software am Tag X fertig ist, komme, was wolle. Die Frage, ob die Software zu diesem Zeitpunkt einem kompletten PC-Neuling (oder einem DAU) zugemutet werden kann, stellt sich nicht, schließlich kann man etwaige Fehler ohnehin per Update beheben. Letzteres stimmt zwar, frustrierend für den Nutzer ist es dennoch, wenn erst einen Monat nach dem Kauf ein störender Fehler behoben wird. Neben dem Windows 10-Launch illustriert das Surface Pro 4 dies perfekt.
Europa nicht „vergessen“
Der Nordamerikanische Markt kann fast ausschließlich nach dem One-Size-fits-All-Prinzip bedient werden, schließlich spricht ein Großteil der Kundschaft dieselbe Sprache. Europa gesamt ist zwar kein kleiner Markt, allerdings muss fast jede Nation aufgrund der unterschiedlichen Sprachen einzeln bedient werden. Dennoch ist gerade Deutschland nicht uninteressant und hierzulande bekommt man von Microsoft bei weitem nicht all das geboten, was Nutzer aus den USA gewohnt sind.
Beispiele dafür dürften uns allen bekannt sein, so sind derzeit weder Surface Book noch das Microsoft Band bei uns erhältlich. Im Jahr 2016 wird sich dies hoffentlich ändern.
Unterschätzt wird hierzulande aber auch Microsofts Suchmaschine Bing, die in den USA immerhin laut Statistiken von ComScore mehr als 20 Prozent der Internetnutzer verwenden. In Deutschland sind es laut StatCounter nur drei Prozent und das hat durchaus seinen Grund. Neben der Tatsache, dass die Suchergebnisse im englischsprachigem Raum wesentlich besser sind, kommen viele Funktionen von Bing einfach nicht nach Deutschland. Dazu zählen einige Features bei der Darstellung von Suchergebnissen, aber auch das Bing Rewards-Programm. Wer die Region in den Einstellungen bei Bing umstellt, wird schnell bemerken, dass die US-Version wesentlich mehr kann.
Innovationen
Dieses Jahr hat Microsoft einige interessante Geräte vorgestellt und seine Innovationskraft bewiesen. Einerseits hat man mit der Augmented Reality-Brille HoloLens gezeigt, dass man Virtual Reality sehr ernst nimmt, andererseits mit dem Surface Book alle überrascht. Gleichzeitig hat man mit der Surface-Reihe den neuen Formfaktor Convertible etabliert, sodass selbst Apple und Google nachgezogen sind. Für 2016 wünschen wir uns mehr davon.
Dabei denken wir primär an das Surface Phone, das die Eleganz und zugleich die Leistungsfähigkeit der Surface-Reihe wiederspiegeln sollte. Fans warten schon seit Jahren auf das Surface Phone und entsprechend hoch sind die Erwartungen, die Microsoft hoffentlich auch erfüllen wird.
Schlusswort
Das Jahr 2015 war aus unserer Sicht ein sehr Spannendes und wir hoffen, dass sich dies nicht ändern wird. Microsoft befindet sich in seinem Strategiewechsel noch auf einer sehr langen Reise und das sich dem Ende neigende Jahr 2015 war erst der Anfang, denn das Ziel hat Satya Nadella äußerst treffend auf der Keynote am 21. Januar formuliert:
We want to move from people needing Windows, to choosing Windows, to loving Windows.