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HealthVault Insights, Health Bots und AI: Was hat es mit Microsofts neuer Gesundheitsinitiative auf sich?

Microsoft hat mit HealthVault bereits seit Jahren einen Gesundheitsdienst, mit dem zwar Nutzer direkt interagieren, der aber auch häufig von Ärzten, Krankenhäusern, Versicherungen und anderen Gesundheitsorganisationen empfohlen wird. Mittlerweile ist der Dienst etwas eingerostet, immerhin werden immer weniger neue Dienste und Geräte unterstützt.

Vor kurzer Zeit hat Microsoft eine neue Initiative gestartet, welche sich Healthcare NExT nennt. Sie soll eine Verbindung schaffen zwischen aktuellen Technologien auf Seiten Microsofts, darunter Cloud sowie künstliche Intelligenz  und der aktuellsten Forschung im Bereich der Medizin. Dazu arbeitet der Softwarekonzern in Kooperation mit dem Medical Center der Universität Pittsburgh.

Microsoft HealthVault Insights

Im Zentrum dieser Anstrengungen steht die neue Microsoft HealthVault Insights-App, welche seit heute für Windows 10 Mobile, Android und iOS verfügbar ist. Sie erlaubt vor allem Ärzten einen besseren Überblick über sämtliche Aktivitäten des Patienten zu haben, da die Anwendungen auf Daten von Apple Health, Google Fit sowie, sofern entsprechend eingerichtet, auf die Krankenakten des Patienten zugreifen kann. Die medizinischen Organisationen haben somit sehr ausführliche Statistiken zum Patienten und können dadurch einerseits rascher auf Veränderungen des Zustands reagieren, andererseits noch genauer auf den Patienten zugeschnittene Gesundheitspläne erstellen.

Während Ärzte diese Daten ohnehin manuell auch sammeln könnten, hilft die App durch die Automatisierung und gleichzeitig erhöht sie die Bereitschaft sowie das Engagement des Patienten. Dank Cortana-Integration kann Microsoft HealthVault Insights auch feststellen, wie sich beispielsweise die eigenen Termine auf den Gesundheitszustand auswirken.

Der große Vorteil im Vergleich zu anderen Diensten besteht darin, dass die Daten speziell für Ärzte, Krankenhäuser und andere medizinische Organisationen zugänglich gemacht werden und nicht nur auf der Seite des Patienten operieren. Zudem greift die Anwendung auf allerlei Daten zurück, sodass die Nutzer sich nicht speziell an einen Dienst binden müssen. Microsoft wird allerdings sehr wohl daran arbeiten, auch andere Fitness-Dienste dazu zu bekommen, ihre Daten ebenfalls in HealthVault einzuspeisen.

HealthVault Insights
HealthVault Insights
Entwickler: Microsoft Corporation
Preis: Kostenlos

Chatbots und AI

Daneben arbeitet Microsoft an weiteren durchaus interessanten Projekten im Zuge dieser Healthcare NExT-Initiative, darunter einiger Cloud- und AI-basierter Software. So will Microsoft mit Partnern, wie MDLIVE, Premere und Health Navigator daran arbeiten, konversationsbasierte Tools im Gesundheitsbereich anzubieten. Der „Health Bot“ soll auch auf HealthVault-Daten zugreifen können und dadurch erste Diagnosen stellen können, die dem Nutzer in einem ersten Schritt weiterhelfen. Ziel ist allerdings gar nicht, den Arzt zu ersetzen, im Gegenteil.

Vor allem hilft der Bot, weitere Daten zum Gesundheitszustand des Patienten zu sammeln. Wenn der Patient also morgens regelmäßig über Rückenschmerzen klagt, kann der Arzt daraus beispielsweise den Schluss ziehen, dass der Patient ungemütlich schläft. Health Bot kann dank eines erweiterbaren Frameworks flexibel an die Bedürfnisse des Patienten angepasst werden und sogar in unterschiedliche Patientenportale integriert werden.

Microsoft hat bereits eine fertige Demo dieses Projekts, welche allerdings nicht öffentlich zugänglich ist. Gesundheitsorganisationen können sich dafür registrieren und den Health Bot in Aktion erleben.

InnerEye: Krebsbehandlung effektiver gestalten

Mit Project InnerEye will Microsoft mit eigenen Technologien die Radiologie verbessern und damit auch, wie Krebs behandelt wird. Die Hälfte aller Krebspatienten benötigen eine Strahlentherapie und Ärzte brauchen meist mehrere Stunden, um eine für den Patienten passende Therapie anzufertigen. Microsoft möchte diesen Prozess mittels künstlicher Intelligenz beschleunigen.

Die Strahlentherapie wird üblicherweise vom Arzt manuell angefertigt und das sieht folgendermaßen aus: Der Arzt betrachtet ein MR-Scan und muss mittels Klicken mit dem Mauszeiger in jeder einzelnen Ebene manuell den Tumor markieren. Dabei müssen die Ärzte häufig dutzende Ebenen betrachten und es dauert Stunden, die einzelnen Tumore zu markieren. Menschliche Fehler können bei einer größeren Verteilung zudem auch passieren.

Microsoft hat einen Algorithmus erstellt, der diese Aufgabe komplett übernehmen kann. Der Arzt muss nur eine Ebene eines Scans auswählen und kann die Software übernehmen lassen. Mittels weniger Sekunden sind daraufhin sämtliche Ebenen markiert. Die AI nutzt zahlreiche Beispiele aus früherer Patienten und kann basierend auf diesen Daten weiter „lernen“. Die Technologie wurde bereits 2012 von der US-Gesundheitsbehörde für die Verwendung zugelassen.

Wieso plötzlich auch Gesundheit?

Microsoft arbeitet bereits seit Jahren im Bereich der Gesundheit und Microsoft Research beschäftigt etwa 1000 Forscher, die sich mit dem Thema beschäftigen. Das Unternehmen hofft, durch ein komplettes Angebot für Ärzte, Versicherungen und Krankenhäuser mehr Kunden für die eigenen Cloud-Dienste zu bekommen und könnte damit zumindest in den USA großen Erfolg haben, wo viele Kliniken privat geführt werden und Zeit ein knappes Gut ist.

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"Entdeckung besteht darin, den gleichen Gegenstand wie alle anderen zu betrachten, sich aber etwas anderes dabei zu denken."
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