So sehr ich ein Fan bin von meinem HP Spectre x360 für das Arbeiten unterwegs, so wenig kann ich mit dem dünnen Ultrabook unterwegs wirklich anfangen. Das Schreiben von Artikeln, Surfen im Netz und Bearbeiten von Bildern gelingt mit dem mobilen Core i5 zwar gut, jedoch werden aufwendigere Photoshop- und Premiere-Projekte für das 13-Zoll Notebook eher zur Qual. Soll es dann auch ein längeres 4K-Video sein, dann braucht man neben ordentlich Geduld auch einen guten Notebook-Kühler.
Für derartige Aufgaben gibt es natürlich spezielle Geräte für den Business-Bereich, welche einerseits die nötige Leistung, andererseits auch die notwendige Sicherheit bieten. Neben zahlreichen Software-Werkzeugen, welche beispielsweise die Ausführung von Rootkits beim Windows-Start verhindern sollen, gibt es ein Smart Card-Lesegerät sowie einen Fingerabdruckscanner. Das HP ZBook 15u G4 ist ein solches Gerät und das haben wir ausführlich für euch getestet.
HP ZBook 15u G4 Test – Hardware
- Display: 15,6-Zoll FullHD, TN-Panel, Touchdisplay
- Prozessor: Intel Core i7-7600U
- Grafik: AMD FirePro W4190M, 2G GDDR5
- Arbeitsspeicher: 16 Gigabyte
- Speicher: 512 Gigabyte SSD
- Anschlüsse: VGA, 2 x USB 3.0, USB 3.1 Typ C, Smart Card, Docking, microSIM, Ethernet, 3,5mm Audio, DisplayPort, SD-Kartenslot
- Konnektivität: LTE, Bluetooth, WLAN ac
- Sonstiges: Fingerabdruckscanner
- Gewicht: 1,9 Kilogramm
HP ZBook 15U G4 Test – Video
Verarbeitung und Design
Das HP ZBook 15u G4 ist in ein durchaus hochwertiges magnesiumverstärktes Polykarbonat-Gehäuse gehüllt, welches allerdings aus Gründen der reparier- und upgradefähigkeit nicht aus einem Guss hergestellt wurde. Sämtliche Komponenten, von der Tastatur bis hin zum Arbeitsspeicher oder der SSD sollen einfach ausgetauscht werden können.
Es lässt sich nirgends eindrücken und ist zweifellos ein robustes Gerät. Es hält das versehentliche Drüberschütten von Kaffee am Arbeitsplatz problemlos aus und es verfügt über jeden denkbaren Anschluss, selbst über einen VGA-Ausgang. Ein dritter USB-A Port wäre aber sicherlich auch praktisch gewesen. Während das ZBook 15u sich zweifellos anfühlt und auch so aussieht, als würde es den einen oder anderen Schlag aushalten, fühlt es sich nicht wirklich wertig an. Es sieht aus wie eines dieser billigen, klapprigen HP-Notebooks aus dem untersten Bereich der Preisspanne und dass das auch bei praktisch modularen Workstations auch anders geht, beweist HP allein schon mit dem ZBook Studio.
Das Design liegt leider nicht zwischen Workstation und Ultrabook, wie beispielsweise das edle ZBook Studio oder Dell Precision 5510, sondern eher zwischen Workstation und Consumer-Allround-Notebook. Wären da nicht Anschlüsse von Docking bis Smart Card sowie Trackpoint und physische Knöpfe für die Maustasten, könnte man es äußerlich auch glatt für ein 500 Euro-Notebook halten, welches im Media Markt ausgestellt war.
Einzig Displayklappe verleiht dem HP ZBook 15u G4 einen edlen Touch, welcher das Gerät äußerlich etwas abhebt. Rund um die Seiten ist die Klappe gummiert und umrahmt eine dunkelbraune Aluminiumplatte, welche mittig ein schwarzes, glänzendes HP-Logo ziert. Insgesamt muss man sagen, dass es sich sehr solide und robust anfühlt, aber rein äußerlich würde man erst einmal nicht davon ausgehen.
Display und Touch
Im HP ZBook 15U ist ein TN-Panel mit einer Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln verbaut, welches der Technologie entsprechend schlechte Blickwinkel bietet. Sitzt man nicht direkt davor, sind die Farben entweder heller oder dunkler. Die Farbdarstellung ist wirklich nicht sonderlich gut und recht blass. Einzelne Partikel und Farbtöne können darauf sehr gut unterschieden werden, was uns im Test positiv überrascht hat, jedoch ist die Darstellung nicht kräftig genug, um sich gut für mobile Bildbearbeitung zu eignen. Die Farben wirken auf jedem Bild etwas zu verwaschen und wenn man die eigene Kreation entsprechend anpasst, merkt man auf einem akkuraten Display, wie dem Surface Book, wie sehr man doch übertrieben hat.
Da es über einen Touchscreen verfügt, der im Alltag auch sehr gut reagiert, besitzt das HP ZBook 15u G4 auch eine Verglasung über dem Display, welche auch leicht entspiegelt ist. Im Alltag hat dies allerdings kaum Vorteile gegenüber einem normal spiegelndem Display. Wer im direkten Sonnenlicht damit arbeiten möchte, kann dies nicht tun und selbst gegenüber einem etwas helleren Fenster ist eine Spiegelung klar sichtbar. Die Helligkeit des Panels ist leicht überdurchschnittlich, wenn man es mit 15-Zoll Allroundern vergleicht, aber im Premium-Bereich über 1000 Euro eher darunter.
Tastatur und Touchpad
Die Tastatur des HP ZBook 15u G4 ist wirklich gut zum Tippen und selbst manches teure Ultrabook aus dem Jahr 2016 ist dagegen ein kleiner Abstieg. Die Tasten sind leicht zu drücken, reagieren perfekt, auch, wenn man sie nicht genau mittig trifft und das Layout ist für das Schreiben längerer Texte gut geeignet, wenn auch eine Sache während des Tests negativ aufgefallen ist. Die Taste „Druck“, häufig zum Erstellen eines Screenshots verwendet, wird mittels „FN“ + „Druck“ erreicht. Dieselbe Taste beheimatet standardmäßig „Einfügen“, wo man recht häufig versehentlich ankommt, wenn man mit der „Backspace“-Taste schnell einige Zeichen löschen will. Schreibt man dann weiter wird der darauffolgende Text ersetzt. Es wäre meiner Ansicht nach klüger gewesen die „Druck“-Taste standardmäßig zu belegen und „Einfügen“ per Funktionstaste zu erreichen. Wäre es nicht etwas häufiger vorgekommen, wäre es mir gar nicht aufgefallen. Wer die Tastatur aber über längere Zeit verwendet hat, der will davon gar nicht mehr weg. Das Gehäuse rundherum lässt sich mit einiger Kraft einen oder zwei Millimeter eindrücken, aber das ist im Alltag nicht weiter störend. Das Tippen geht grundsätzlich schnell von der Hand um das ist, was im Alltag zählt.
Das Touchpad nutzt Microsofts Präzisionstouchpad-Treiber von Windows 10 und man kann sagen, dass das HP ZBook 15u davon nur profitiert. Der Mauszeiger findet stets jene Stelle, die man erreichen will und die Windows 10-Gesten, von Scrollen bis Task-Switcher, werden sehr zuverlässig und schnell ausgeführt. Für die Business-Anwender gibt es anstatt eines mittlerweile üblichen Clickpads vier mechanische Knöpfe für die linke und rechte Maustaste. Während das zugegebenermaßen für Foto- und Videobearbeitung sehr praktisch ist, bin ich selbst einfach kein großer Fan davon. Auch den Trackpoint habe ich kaum verwendet, da ich selbst diesen kaum benötige. Wer diese Art der Eingabe per Touchpad allerdings bevorzugt, für den funktioniert sie sehr gut und zuverlässig.
Software und Performance
Mobile Workstations sollen nicht nur ausreichend Performance für die Arbeit unterwegs bieten, sondern ihre Aufgabe auch möglichst genau erledigen. Rohe Performance ist dabei nicht wirklich ausschlaggebend und auch dank der speziellen Firmware sind die verbauten Workstation-Grafikkarten oftmals wesentlich teurer als ein oft leistungsfähigeres Gaming-Pendant. Wer also im Unternehmen CAD-Software verwendet oder spezielle Kalkulationsprogramme, welche gewissermaßen genauer arbeiten, ist eine solche Grafikeinheit beinahe Pflicht. Auch manche Animationsprogramme können von der verbauten AMD Firepro-Grafik profitieren.
Arbeitet man jedoch mit handelsüblicher Bild- und Videobearbeitungssoftware, so wird die Workstation-Grafik nicht zwingend benötigt. Während die Bearbeitung von 4K-Video mit der mobilen Grafikkarte und dem Intel Core i7-7600U überraschend flott lief, konnten wir beim Export große Leistungsdefizite feststellen. Dem Ultrabook-Prozessor in Kombination mit zwei Jahre alten 2 Gigabyte-Grafikkarte fehlt in dem Bereich einfach diese rohe Leistung. Als kleines Experiment haben wir daher Rocket League auf der Workstation ausprobiert und mussten feststellen, dass das kleine Game nur auf niedrigen Einstellungen gerade noch spielbar ist. Wer also leistungsintensivere Aufgaben erledigen will und nicht zwingend genaue Berechnungen erledigen muss, sollte sich tatsächlich überlegen, ob nicht ein Intel Core HQ-Prozessor in Kombination mit einer vergleichsweise günstigeren Gaming-Grafikkarte die bessere Wahl wäre. Ansonsten erreicht man recht schnell die Leistungsgrenze des HP ZBook 15u G4 und muss sich nach einer teureren Workstation wie den anfangs erwähnten Modellen umsehen.
Akkulaufzeit und Hitzeentwicklung
Während den zuvor erwähnten Tätigkeiten, von Video- bis Bildbearbeitung, wurde das Notebook überraschenderweise kaum heiß. Selbstverständlich erwärmte sich das Gehäuse und die Lüfter waren geringfügig lauter als sonst, aber es war bis zum Export nicht erforderlich, dass die Lüfter mit voller Geschwindigkeit rotieren. Erst als wirklich leistungsintensive Aufgaben, in unserem Fall Rocket League, erledigt werden mussten, wurde das Notebook sehr warm und sehr laut. Wirklich verwunderlich ist das allerdings nicht und gefährlich heiß wurde es auch nicht.
Die Akkulaufzeit hängt ganz von der Beanspruchung sowie der Helligkeit ab. Ich selbst arbeitete meist mit voller Displayhelligkeit, da das Panel in dem Bereich nicht wirklich Top-Werte abliefert, und die meiste Zeit wurden einfachere Aufgaben erledigt, sprich Schreiben von Artikeln unterwegs, Surfen im Web, Telegram und Skype. Durchschnittlich schaffte das Notebook bei leichter Nutzung also etwa fünf bis sechs Stunden. Dreht man die Helligkeit etwas zurück, sind auch mehr als sieben Stunden möglich, was für eine mobile Workstation durchaus beachtlich ist. Unter hoher Last kommen wir auf höchstens drei Stunden Nutzung, jedoch könnt ihr etwa vier Stunden lang in Photoshop damit arbeiten.
HP ZBook 15u G4 Test – Fazit
Der Spagat zwischen Ultrabook und Workstation wurde besonders in den letzten Jahren interessanter, da sich auch viele Business-Kunden leistungsfähige und gleichzeitig leichte sowie dünne Geräte wünschen. In diesem konkreten Fall ist der Spagat allerdings nicht gelungen, denn der einzige Ultrabook-„Perk“ beim HP ZBook 15u G4 ist das vergleichsweise geringe Gewicht, dafür gibt man jedoch das Premium-Feeling auf und muss aufgrund des verbauten mobilen Prozessors auch große Kompromisse bei der Leistung eingehen.
Wer eine Workstation-Grafikkarte also nicht unbedingt braucht, sollte sich für das Arbeiten unterwegs eher ein Dell XPS 15 ansehen. Der HQ-Prozessor in Kombination mit der 1050-Grafik sollte die meisten normalen Aufgaben, darunter Videorendering, wesentlich schneller erledigen.
Eine Daseinsberechtigung hat das HP ZBook 15u G4 allerdings schon, jedoch sehe ich diese nur beim Modell im unteren Preisbereich von etwa 1400 Euro. Das Gerät dürfte für Unternehmen interessant sein, die eine Workstation tatsächlich benötigen und wo die Performance des günstigsten Modells ausreicht. Sobald es allerdings mit den Upgrades, beispielsweise dem optionalen und absolut vollkommen nutzlosen Fingerabdruckscanner, in einen Preisbereich von etwa 1700 Euro und aufwärts geht, sollte man andere Geräte, darunter das Dell Precision 15 5510 dringend in Betracht ziehen. Der Leistungsunterschied zwischen den U- und HQ-Prozessoren macht sich dabei klar bemerkbar.
Der traditionelle Nutzer einer mobilen Workstation wird allerdings grundsätzlich eher ein Gerät wie das Dell Precision oder das ZBook Studio bevorzugen.