Vor etwas mehr als 10 Jahren war es noch üblich, dass in praktisch jedem modernen Haushalt ein PC im Wohnzimmer stand. In meinem Fall war es ein hässliches, graues Kästchen mit Plastikfront, das ich heute nicht einmal unter den Schreibtisch stellen würde. Seitdem haben Smartphones einen sehr großen Teil der Computing-Aktivitäten übernommen. Ausflugsziele, die Highlights vom letzten Spiel oder einfach lustige Katzenvideos sieht man nicht gemeinsam vor dem PC-Monitor an, sondern nutzt das Smartphone und verschickt sie per WhatsApp.
Einfachere Aufgaben können daher problemlos am Smartphone erledigt werden und erst für etwas aufwendigere, längere Arbeiten wird der PC gebraucht. Der PC selbst hat sich ebenfalls verändert, Notebooks und vor allem Convertibles haben an Bedeutung gewonnen, während der traditionelle Desktop-PC immer mehr verschwunden ist. Aber nicht ganz und das wird er wohl auch nicht.
Der All-in-One ist zwischen Desktop und Notebook angesiedelt. Er ist etwa so modular wie ein Notebook, erlaubt aber wenigstens das Tauschen von Maus und Tastatur, aber ebenso immobil wie ein Tower. Was den All-in-One ausmacht, ist das edle Design sowie die Tatsache, dass man sich weder um Upgrades, noch um externe Geräte, darunter Lautsprecher und Monitor, kümmern muss, daher rührt auch der Name.
Genau das will der Dell XPS 27 bieten, ein Gerät für den Schreibtisch, das sich sehen lassen kann, aber auch Desktop-Performance, einen großartigen Sound und ein schönes Display bietet. Es gibt standardmäßig ein 4K Touch-Display, mindestens einen Intel Core i5 Desktop-Prozessor der 6. Generation und 8 Gigabyte Arbeitsspeicher. Unter dem Display ist eine Soundbar verbaut und Tastatur und Maus werden ebenfalls mitgeliefert. Dafür, dass Dell für seine Kunden ein solches Paket schnürt, lässt man sich mindestens 1699 Euro bezahlen. Unsere Konfiguration war außerdem mit einer 512 Gigabyte großen PCIe-angebundenen SSD statt der 1 TB großen Festplatte, 16 Gigabyte Arbeitsspeicher, einem Intel Core i7 und der optionalen AMD R9 M470X mit 4 Gigabyte Grafikspeicher ausgestattet, womit man preislich schon die 2500 Euro-Marke erreicht. Wir haben für euch ausführlich getestet, was ihr für dieses Geld bekommt.
Dell XPS 27 Test – Video
Dell XPS 27 Test – Hardware
- Display: 27-Zoll 4K IPS Touch-Display
- Prozessor: Intel Core i7 Skylake, bis zu 4.0 GHz
- Grafik: AMD R9 M470X, 5GB GDDR5
- Speicher: 512 Gigabyte PCIe SSD
- Arbeitsspeicher: 16 Gigabyte DDR4-2133
- Sonstiges: Windows Hello
- Preis: bis 2. August 2399 Euro dank Rabatt, UVP 2599 €
Dell XPS 27 Test – Design und Verarbeitung
Das Design des XPS 27 ist schlicht und doch sehr elegant. Der seitliche Rahmen ist etwa zwei Zentimeter dick und besteht aus Aluminium, wonach sich die Rückseite nach hinten wölbt, wie man es von All-in-Ones kennt. Es entsteht von vorne und seitlich der Eindruck, das Gerät sei tatsächlich nur wenige Zentimeter dünn. Die Rückseite besteht aus Polykarbonat und besitzt eine metallisch aussehende Beschichtung. Sie lässt sich daher einige Millimeter weit eindrücken, was allerdings der ansonsten sehr hochwertigen Verarbeitung der Displayeinheit keinen Abzug tut.
Zwei Scharniere, eine Funktion
Das Scharnier an der Rückseite sowie der schwere Standfuß aus Metall hält das große Display des XPS 27 problemlos aufrecht und man hat nie das Gefühl, es würde irgendwann umkippen. Dennoch hinterlässt das Scharnier keinen allzu guten Eindruck. Das Display lässt komplett senkrecht bis hin zu steil nach oben richten, wobei es da im 45-Grad-Winkel „schwebt“. Es lässt sich allerdings nur der obere Teil des Scharniers bewegen, an dem die Displayeinheit befestigt ist, sprich, das Display kann nur geneigt werden. Obwohl auch die Befestigung am Standfuß den Eindruck macht, es würde sich um ein bewegliches Teil handeln, bewegt es sich nur wenige Millimeter, wenn man das Display neigt. Da es nämlich ohnehin nicht bewegt werden kann, hätte man den Standfuß auch aus einem Guss machen können, wie zum Beispiel bei den iMacs, denn ich war mehrfach kurz davor, mit erheblicher Kraft auszuprobieren, ob sich der All-in-One auch im Surface Studio-Style hinlegen lässt. Ich erinnerte mich aber daran, dass das Ding 2500 Euro kostet und nicht mir gehört, also ließ ich es bleiben. Man wird durch das Scharnier dazu verleitet.
Das Display lässt sich mit einer Hand, sprich relativ wenig Kraft, neigen, jedoch wackelt das untere Scharnier dabei mit. Weshalb da ein zweites kaum bewegliches Scharnier verbaut wurde, ist mir ein Rätsel. Es sorgt einzig und allein dafür, dass der All-in-One beim Neigen des Displays wackelt und man hat nicht wirklich das Gefühl, man würde ein derart hochwertiges Produkt bedienen. Es wirkt sich jedenfalls negativ auf die gefühlte Verarbeitungsqualität aus, wenn auch das restliche Geräte einen sehr ordentlichen Eindruck macht. Das Scharnier ist eine unglückliche Konstruktion, aber allzu häufig fällt das nicht auf, da man das Display kaum bewegt, nachdem man es in die richtige Position gebracht hat.
Der Ein-/Aus-Button ist ebenfalls nicht unbedingt glücklich konstruiert und liegt auf der rechten Seite, ist jedoch recht klein und einen halben Millimeter tief eingedrückt. Während man ihn blind finden könnte, wäre eine Positionierung an der Front einfacher zu erreichen gewesen.
Design
Sämtliche Anschlüsse des Dell XPS 27 verbergen sich auf der Rückseite der Displayeinheit mit der Ausnahme eines einzigen USB 3.0-Ports an der rechten Seite. Die Auslassung im Standfuß hilft auch dabei, eine ordentlich aussehende Verkabelung zusammenzubringen und in Kombination mit der farblich passenden mitgelieferten Maus und Tastatur wirkt der Schreibtisch mit dem Dell XPS 27 gleich sehr viel ordentlicher.
Das schlichte Design des All-in-One PCs spielt dabei natürlich auch eine große Rolle. Die schwarze Front, welche symmetrisch sechs große Soundbar-Lautsprecher zieren sowie dazwischen das Dell-Logo, sieht wundervoll aus, vor allem, dank des seitlich und oben sehr dünnen Rahmens rund um das Display. Es sieht phänomenal aus, eben wie ein Gerät aussehen muss, das nicht länger im Arbeitszimmer versteckt, sondern im Wohnzimmer präsentiert werden will.
Display
Das 27-Zoll große 4K IPS-Touch-Display des XPS 27 ist atemberaubend. Das Display ist hell, die Farben leuchtend und Inhalte sowie Schriften darauf gestochen scharf, sofern man natürlich Medien in dieser Auflösung zur Verfügung hat.
Dank 100 prozentiger Abdeckung des AdobeRGB-Farbspektrums ist es vor allem für Bildbearbeitung außerordentlich gut geeignet. Die mitgelieferte Software Dell PremiereColor erfüllt auch einen praktischen Zweck und wandelt Inhalte, die nicht in dem Format vorliegen, automatisch in AdobeRGB um, sodass damit auch professionell gearbeitet werden kann.
Das wirklich einzige Manko des ansonsten hervorragenden Displays vom Dell XPS 27 ist die starke Spiegelung, welche sich durch die Verglasung des Touchscreens ergibt. Dank der guten Helligkeit des Panels ist das in der Regel kein Problem, wobei man es bei der Arbeit an dunkleren Motiven doch eher verhindern möchte, den PC gegenüber eines hellen Fensters aufzustellen.
Eingabegeräte
Tastatur und Maus werden beim XPS 27 mitgeliefert, was bei heutigen All-in-Ones auch üblich ist. Dabei wird häufig ein sehr einfaches Set geliefert, welches nur die Grundbedürfnisse abdeckt. Bei den Eingabegeräten hat Dell insgesamt durchaus solide Hardware mitgeliefert.
Tastatur
Dabei ist die Tastatur noch von der feineren Sorte, wenn es um das Zubehör von All-in-Ones geht. Sie bietet einen hohen Tastenhub, solides Feedback, reagiert zuverlässig, selbst bei unpräzisen Eingaben, und ist wirklich außerordentlich gut zum Tippen. Die Abstände zwischen den Tasten sind zwar für meinen Geschmack etwas zu geräumig ausgefallen, aber hat man sich daran gewöhnt, so möchte man die Tastatur auch gar nicht austauschen.
Diese passt selbstverständlich auch farblich zum XPS 27 und ist in ein silbergraues Metallgehäuse verpackt, während die Tasten darauf schwarz sind. Die Tastatur kann wahlweise über einen USB-Empfänger oder per Bluetooth mit dem gewünschten Gerät verbunden werden, ist daher kabellos, was natürlich auch besser aussieht. Für den Betrieb sind zwei AAA-Batterien benötigt, welche auch zum Lieferumfang gehören.
Maus
Die Tastatur darf also bleiben und muss meiner Ansicht nach nicht ausgetauscht werden. Sie passt farblich zum Gerät und erfüllt auch noch ihren Zweck sehr gut. Was will man mehr? Eine gute Maus!
Die gibt es allerdings nicht. Beim Dell XPS 27 wird ein matt-schwarzes Modell mitgeliefert, welches ebenfalls per Bluetooth oder den mitgelieferten USB-Empfänger verbunden werden kann. Sie bietet vier Tasten, darunter die üblichen Maus-Knöpfe sowie einen links positionierten Zurück-Knopf, der im Browser oder in Windows-Apps, wo dieser meist oben links positioniert ist, sehr praktisch ist.
Die Maus ist allerdings nicht sehr präzise und für Arbeiten, die genauere Eingaben erfordern, absolut unbrauchbar. Sie erfüllt während des Normalgebrauchs ihren Zweck, aber wer wirklich ernsthaft und ohne Frustrationen mit dem XPS 27 arbeiten will, der sollte auch eine dem Gerät gebührende Maus dazukaufen. Wir würden dafür die Logitech MX Master empfehlen, was das Benutzererlebnis einfach besser gestalten würde.
Man kann natürlich darüber diskutieren, ob das nicht die Aufgabe des Herstellers ist und tatsächlich wäre es eine großartige Sache, wenn man zu einem solchen Premium-Gerät auch eine entsprechende Maus mitliefert. Da allerdings die Präferenzen hier von Nutzer zu Nutzer stark verschieden sind, genügt für den Anfang auch ein simples Modell. Für den Preis hätte aber auch das Basismodell gerne etwas mehr bieten dürfen.
Performance und Software
Ausgestattet mit einem Intel Core i7-6700, 16 Gigabyte Arbeitsspeicher und einer AMD Radeon R9 470X ist man mit dem Dell XPS 27 im Alltag außerordentlich flott unterwegs. Vom Surfen im Internet bis hin zur Bildbearbeitung gibt es wenige Aufgaben, die den All-in-One ausbremsen können, aber es gibt sie durchaus.
Von Office, über das Surfen im Internet bis hin zur Fotobearbeitung wird man mit dem XPS 27 überhaupt keine Probleme haben und es macht großen Spaß, auf einem 27-Zoll 4K-Display mit einer derart guten Farbdarstellung zu arbeiten. Dabei wird es auch nicht langsam und für solche Aufgaben reicht auf die Hardware aus.
Für Gaming oder aufwendigere Videobearbeitung ist der Dell XPS 27 allerdings nicht geeignet und wenn mit 4K-Videos gearbeitet werden soll, ist das Benutzererlebnis nur noch unerfreulich langsam. Bis maximal FullHD ist Videobearbeitung möglich, wenn auch während der Arbeit eher eine Geduldsfrage. Wer mehr als Fotobearbeitung mit dem Dell XPS 27 arbeiten will, für den ist es womöglich nicht das richtige Gerät.
Für Gaming schon gar nicht, zumindest, wenn aktuelle Top-Titel gespielt werden sollen. In nativer Auflösung sind diese ohnehin nicht spielbar, dreht man die Einstellungen aber recht weit zurück und spielt mit einer Auflösung etwas über HD, so kann man beispielsweise auch GTA V darauf flüssig spielen. Dass man nicht mehr Details auf diesem schönen 4K-Display des XPS 27 darstellen kann, ist wirklich eine Schande, aber dafür ist er schlichtweg nicht gedacht.
Im Alltagsbetrieb ist vom Lüfter ein ganz leises rauschen zu vernehmen, welches mit zunehmender Belastung auch etwas lauter werden kann. Als störend empfand ich dieses allerdings nicht. Während des Intensivbetriebs werden die Lüfter auch recht laut und etwas mehr als handwarm, jedoch keinesfalls besorgniserregend heiß und nie so laut, dass man die Lüftergeräusche nicht mit den integrierten Lautsprechern übertönen könnte.
Audio
Wobei sich die Frage stellt, was diese sechs unterhalb des Display angeordneten Lautsprecher eigentlich nicht übertönen können. Sie sind ohrenbetäubend laut, bieten einen phänomenalen Klang und satte Bässe. Selbst bei höchster Lautstärke, die man allerdings nicht nutzen sollte, solange man davor sitzt, ist der Sound kristallklar. Im Dell XPS 27 ist ein High-End Lautsprecher verbaut, der selbst Premium Bluetooth-Lautsprecher problemlos abhängt.
Dell XPS 27 Test – Fazit
Der Dell XPS 27 ist ein Gerät, das man einfach gerne benutzt und besitzt. Man hat ein großes, hochauflösendes Display, das einem erlaubt, sich richtig in die eigene Arbeit zu vertiefen, vollständig einzutauchen, und dabei eine wundervolle Farbdarstellung, großartigen Sound und eine solide Tastatur bietet. Es ist ein Gerät, bei dem man zumindest für alltägliche Arbeiten schlichtweg nicht darüber nachdenken muss, worauf man gerade arbeitet.
Das gesamte Benutzererlebnis am Dell XPS 27 ist rund. Angefangen bei dem Punkt, an dem man sich vor den PC setzt und automatisch und ohne, dass man es merkt, per Gesichtserkennung eingeloggt wird bis zum Arbeiten darauf und man sich keine Sorgen machen muss über Treiber, Hardware, Performance oder Updates. All das rückt in den Hintergrund und man hat Zeit, das zu tun, was man erledigen muss. Und solange es nicht aufwendigere Videobearbeitung ist, schafft es auch praktisch alle Aufgaben ohne Weiteres.
Und, weil das Gerät in praktisch allen Punkten nur großartig ist, kann ich nicht verstehen, wie Dell sich den Fehler erlauben konnte, dieses Scharnier nicht zu 100 Prozent perfekt hinzubekommen. Dieses Wackeln beim Verstellen des Display, was man zum Glück auch nicht häufig muss, macht einfach einen schlechten Eindruck und bei einem solchen Premium-Gerät sollte das nicht vorkommen.