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Fluid Framework: Microsofts nächster Versuch, Apps zu töten

Microsoft schiebt bereits seit mehreren Jahren, wenn nicht sogar seit Jahrzehnten, einige Visionen für die Zukunft des Computings vor sich hin. Einerseits hätten wir da das digitale Notizbuch, welches Microsoft seit gefühlten Ewigkeiten durch seine Geschichte begleitet. Schon im Jahr 2002 zeigte Bill Gates höchstpersönlich ein Tablet mit Stifteingabe her.

Schon wesentlich früher begann das Unternehmen allerdings damit, die Apps abschaffen zu wollen. Mit den Compound Documents in Windows 95 wollte Microsoft die „App-Zentralität“ abschaffen, wenngleich niemand damals von Apps, sondern eben von Programmen sprach. Das Unternehmen wollte ein Dokumente-zentriertes Interface schaffen, wo Microsoft Office begann als eine Suite einzelner, unterschiedlicher und unzusammenhängender Programme, entwickelte sich aber im Laufe der Jahre zu einer ineinander verzahnten Lösung mit jeweils App-übergreifender Funktionalität.

„Microsoft will die Welt befreien vom App-Denken. Um ein neues Dokument zu erstellen, sollen wir nicht wissen müssen, welche App man dafür benötigt.“

Dass Microsofts Vision nie richtig Realität geworden ist, lässt sich mit heutigen Interfaces eindrucksvoll belegen. Windows Phone 7 war ein kühner Schritt in Richtung „Post-App-Ära“ und das bevor diese Ära überhaupt begann. Zusammenhängende Inhalte wurden in Hubs eingefasst.

Fluid Framework: Die nächste Zukunft der Apps

Microsoft hat Anfang dieser Woche auf der Build 2019-Konferenz das Fluid Framework angekündigt. Okay, zugegeben, ein Entwicklerthema. Aber der Name klingt wesentlich langweiliger, als es ist. In Wahrheit ist es nämlich ein neuer Schritt in Richtung Post-App-Ära, von der ja Microsoft schon seit Dekaden träumt. Und ja, das ist ein neuer Anlauf, das Modell der „App“ endgültig zu ermorden.

Und besonders aus dem Grund ist das Fluid Framework ein richtig interessantes Thema. Nennt es Aberglaube, aber beim dritten Versuch klappt es bei Microsoft irgendwie immer.

Microsoft beschreibt das Fluid Framework als „eine neue Web-basierte Plattform und Komponentenmodell für geteilte, interaktive Benutzererlebnisse.“ Betrachten wir einmal, was das überhaupt bedeutet.

Die neue Plattform richtet sich nicht speziell an Windows-Entwickler, wobei auch diese natürlich Zugriff darauf haben. Microsoft richtet das Fluid Framework ganz generell an das Web, konkreter an Web-Dienste. Es geht darum, dass auf die Plattform von überall zugegriffen werden kann, ob das nun der Windows Desktop, mobile Plattformen, Smart Home-Geräte, Autos oder was auch immer. Es geht darum, Benutzererlebnisse verschiedener Dienste zu verknüpfen über diese neue Plattform.

Wie sieht diese Zukunft konkret aus?

Zu Beginn wird Fluid einfach ein Teil heutiger Apps und Web-Apps sein. Den Entwicklern heutiger Apps und Programme wird es damit leichter fallen, Inhalte von verschiedenen Web-Diensten abzurufen oder Funktionalität zu integrieren, welche der Dienst eines Drittanbieters gewährt. Microsoft zeigte auf der Build, wie eine Excel-Tabelle in Word-Online einfach in ein Chat-Fenster von Microsoft Teams kopiert werden kann.

In Zukunft soll die Notwendigkeit nach Programmen wegfallen, dieses programmspezifische Denken soll eliminiert werden. Microsoft beschreibt dieses neue Benutzererlebnis mit Fluid als „Menschen- statt anwendungszentriert“. Wenn Microsofts Vision Realität werden sollte, wird man direkt mit einer Aufgabe beginnen anstatt darüber nachzudenken, welche App dafür am besten geeignet ist.

Im Falle von traditioneller Office-Produktivität wäre dabei Microsoft Teams als dieses zentrale Hub geeignet. Es ist ein Ort, wo in Unternehmen jetzt schon Kommunikation stattfindet und wo über das Fluid Framework auch die Kollaboration enorm verbessert werden kann. Was auch immer an Office-Inhalten erstellt wird, muss früher oder später an irgendwen freigegeben oder mit einem Kollegen ausgearbeitet werden. Der Zwischenschritt der alleinigen Arbeit daran soll wegfallen. Es soll direkt in die Kollaboration gehen als Teil eines integrierten Benutzererlebnisses.

Der Prozess bis dorthin wird allerdings in ganz kleinen Schritten erfolgen, jedoch scheint das Fluid Framework eine Technologie zu sein, von der Microsoft überzeugt zu sein scheint. Das Unternehmen denkt, dass es dieses Mal wirklich das Zeug dazu hat, die Apps zu beseitigen.


via thurrott

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"Entdeckung besteht darin, den gleichen Gegenstand wie alle anderen zu betrachten, sich aber etwas anderes dabei zu denken."
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