Huawei hat gestern direkt im Anschluss an das Trump-Dekret einen Antrag beim US-amerikanischen Wirtschaftsministerium eingereicht. Man fragte darin um eine Fristverlängerung an, um weiter US-Produkte erwerben zu können. Dies soll gewährleisten, dass Kunden in den USA weiter Updates und Support erhalten.
Der Antrag von Huawei wurde heute vom Handelsministerium akzeptiert, wodurch der Hersteller eine „Gnadenfrist“ von drei Monaten bekommt. Die neue Lizenz gilt bis 19. August 2019. Eine Verlängerung dieser Frist hat das Wirtschaftsministerium bereits in Aussicht gestellt.
In dieser Zeit ist es dem chinesischen Hersteller gestattet, US-amerikanische Produkte zu erwerben, um eigene Produkte mit Aktualisierungen zu versorgen. In den USA bietet Huawei nur die Honor-Geräte zum Verkauf an, allerdings wären die ebenfalls unzählige Kunden betroffen. Grundsätzlich geht es dem WIrtschaftsministerium jedoch eher um die Netzbetreiber in den USA, welche ebenfalls sehr eng mit Hauwei zusammenarbeiten. Huawei baut nämlich nicht nur Smartphone, sondern deren Technologie ist auch ein wichtiger Bestandteil vieler Modems für Heimnutzer sowie Mobilfunkmodems.
Das Ziel scheint zu sein, dass man aktuelle Kunden in den USA nicht gänzlich im Stich lässt und sich die Unternehmen auf die Folgen des Dekrets vorbereiten können. Man möchte verhindern, dass Netzwerke deshalb nicht weiter funktionieren. Ein ehemaliger Mitarbeiter des Wirtschaftsministeriums teilte im Interview mit Reuters mit:“Das ist keine Kapitulation. Das ist nur Haushaltung.“
„USA unterschätzt unsere Fähigkeiten“
Huawei gewinnt somit eine Gnadenfrist, wenn es um den Erwerb von Technologien in den USA geht. Über den Sommer kann Huawei somit auf sämtliche Produkte zugreifen von US-Konzernen, was zweifellos eine gute Sache ist.
In ersten Interviews mit chinesischen Medien äußerte sich bereits Huawei-Gründer Ren Zhengfei bereits zum Dekret von Donald Trump: „Die aktuellen Maßnahmen der USA unterschätzen unsere Fähigkeiten.“, wird er von staatlichen Medien zitiert. Weiters heißt es in dem Interview, dass Huawei sich im Streit mit der US-Regierung und nicht mit US-Konzernen befinde. Huawei sei in der Lage, die Chips selbst herzustellen, die man von US-Unternehmen erwerbe, was allerdings nicht bedeutet, dass man damit aufhören möchte. Für ein solches Szenario sei Huawei allerdings bestens vorbereitet, heißt es vom Chef des Unternehmens.
Aus den 70 Milliarden US-Dollar, die Huawei im Jahr 2018 für den Kauf von Komponenten ausgegeben hat, flossen 11 Milliarden Dollar direkt an US-Unternehmen, darunter Qualcomm, Intel und Micron. Es zeigt jedenfalls, dass auch Huawei in den USA ein großer Käufer ist und solche Sanktionen beiden Seiten enorm schaden.
Entsprechend logisch ist auch die Position der Semiconductor Industry Association, welche die Interessen von Chipherstellern in den USA vertritt. Dort hofft man, dass das Handelsministerium die Lizenz verlängern und in ihrem Umfang erweitern wird, um die Industrie im eigenen Land nicht zu behindern.
Dekret verbietet Zusammenarbeit mit Huawei
Die US-Regierung hat kürzlich ein Export-Verbot für US-Konzerne an Huawei und 68 andere chinesische Unternehmen erlassen. Grund dafür ist der Verdacht, Huawei habe im Iran US-Technologien einzuführen versucht. Huawei bekannte sich zu den Vorwürfen nicht schuldig.
Die Folgen zeichnen sich weltweit ab, arbeiten doch viele europäische Staaten mit Huawei an 5G-Technologien zusammen und auch US-Konzerne sind vom Export-Verbot betroffen. Ein aktueller Bericht schätzt, dass den USA somit 56,3 Milliarden US-Dollar über fünf Jahre entgehen und, dass dadurch bis zu 74.000 Jobs in den USA gefährdet sind.
Quelle: Reuters