WhatsApp ändert ihre Nutzungsbedingungen. Eine Meldung beim Start des Messengers macht aktuell jeden Nutzer darauf aufmerksam. Man hat die Wahl die neuen Richtlinien jetzt oder erst später zum 8. Februar zu akzeptieren.
Außerdem möchte ich in diesem Artikel ein paar Gedanken zur Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zu Wort kommen lassen, im Zusammenhang mit veränderten Ressourcen von WhatsApp. Dazu in einem späteren Abschnitt mehr.
WhatsApp Nutzungsbedingungen: EU-Nutzer bleiben verschont
Man kann den neuen, transparenteren Nutzungsbedingungen eine erhöhte Datenfreigabe entnehmen. In Zukunft soll WhatsApp alle gesammelten Informationen eines Nutzers mit Facebook teilen und somit mit einem großen Netzwerk an weiteren Diensten.
Auch Größer könnte das Ausmaß der Datensätze werden. Laut WhatsApp möchte man in Zukunft analysieren, wie die eigenen Nutzer mit dem Dienst interagieren, um die eigenen Produkte zu verbessern. Des Weiteren möchte man bessere Möglichkeiten bereitstellen, zur optimierten Kommunikation verschiedener Dienste untereinander. Darunter fallen Aktualisierungen zu Produkten sowie Marketing.
WhatsApp-Nutzer innerhalb der EU können nun aufatmen. In bspw. Amerika stellt das Unternehmen WhatsApp LLC die WhatsApp-Dienste bereit. In der EU und ein paar weiteren Ländern übernimmt jedoch WhatsApp Ireland Limited die Haftung der Dienste. Und dieses Unternehmen verfolgt gesonderte Datenschutzrichtlinien.
Laut Niamh Sweeney, Director of Policy bei WhatsApp, ändere sich im Vergleich zu vorher im europäischen Raum nichts. Weiterhin nutze Facebook die WhatsApp Account-Informationen nicht zur Anzeige personalisierter Werbung oder zur Verbesserung der Produkte. Trotzdem möchte ich nochmal anmerken, dass genauso wie vorher, die eigene Telefonnummer mit Facebook geteilt wird, zur besseren Zuordnung der Nutzer.
WhatsApp aktualisiert Paper zur Ende-Zu-Ende-Verschlüsselung
Twitter-Nutzer Shiftreduce hat eine interessante Entdeckung gemacht. WhatsApp stellt auf dieser Seite den Download eines Whitepapers zur Verfügung. Es handelt sich um ein PDF-Dokument, in dem die Technik hinter der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung genauer erläutert wird. Interessanterweise änderte man das Informationsblatt zuletzt am 22. Oktober 2020. Vergleicht man die aktuellste Version nun mit einer ältern, fällt sofort auf, dass man folgenden Satz entfernte:
Quelle der alten Version: ein Upload auf DocumentCloud (unverifiziert)
Quelle der neusten Version: WhatsApp selbst
Der frei übersetzte Satz „Zu keiner Zeit haben die WhatsApp-Server Zugriff auf irgend einen privaten Schlüssel der Clients“ ist in der neusten Version verschwunden.
Die Verschlüsselung der eigenen Nutzerdaten funktioniert grob wie folgt: der Datensatz auf den WhatsApp-Servern wird verschlüsselt und mit dem öffentlichen Schlüssel versehen. Dieser öffentliche Schlüssel behält WhatsApp, doch ist alleine unbrauchbar. Möchte man die Daten entschlüsseln, benötigt man zwingend noch den passenden Partner. Das wäre in diesem Fall der private Schlüssel des Nutzers. Würde WhatsApp nun die privaten Schlüssel aller Nutzer speichern, hätte man Zugriff auf all ihre Nachrichten und Chats. Dafür müsste man die erwähnten Daten irgendwie dauerhaft speichern, was WhatsApp bislang nicht macht. Aus diesem Grund muss man auch ein Backup der eigenen Chats in der Google- oder Apple-Cloud machen.
Wieso der Satz entfernt wurde, ist noch unklar. Es könnte auch im Zusammenhang mit der von der EU geplanten Gesetzesänderung stehen. Doch die Öffentlichkeit erfuhr erst einen Monat nach der Änderung der WhatsApp PDF von dieser Debatte.
Plant WhatsApp einen Neuanfang der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung?
Im folgenden Abschnitt wird der Artikel spekulativer. Zusätzlich bringt der Autor seine eigene Meinung ein.
Ich habe die Recherchearbeit fortgeführt und die offizielle Webseite von WhatsApp zur Verschlüsselung untersucht. Dabei verglich ich die aktuelle Version vom 09.01.2021 mit der vom 02.09.2020, abgerufen von Archive.org. Als Hilfsmittel kam die Webseite Diffchecker zum Einsatz, auf der ich den Inhalt beider Seiten einfügte. Hier der Vergleich: Saved diff zNBVaXSd – Diff Checker.
Folgende erwähnenswerte Entdeckungen möchte ich mit euch teilen:
Alte Version, Zeile 9, in der neuen Version entfernt:
Note: End-to-end encryption is always activated. There’s no way to turn off end-to-end encryption.
Neue Version, Zeile 33, in der alten Version nicht vorhanden:
Note: This feature is only available for a contact in an end-to-end encrypted chat.
Formulierungsunterschied
alte Version, Zeile 40:
WhatsApp has no ability to see the content of messages or listen to calls on WhatsApp.
neue Version, Zeile 43:
WhatsApp has no ability to see the content of messages or listen to calls that are end-to-end encrypted.
Es klingt fast so, als verfolge man bei WhatsApp das Ziel, die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung als optionales Feature zu implementieren. Ein Indiz dafür wären die neuen Formulierungen. Man spricht nicht mehr von Chats im Allgemeinen, sondern erwähnt immer explizit die verschlüsselten Chats.
Dadurch hätte man auch eine Erklärung, wie WhatsApp es in Zukunft schaffen möchte, WhatsApp Web unabhängig vom Smartphone nutzbar zu machen. Alternativ könne WhatsApp zur Umsetzung selbstverständlich auch ein optionales Feature einführen, welches ermögliche, die eigenen Daten samt privaten Schlüssel auf ihren Servern zu speichern.
Neue WhatsApp-Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinie
Übrigens: Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, ob man in die Änderung der WhatsApp-AGB zustimmen sollte oder nicht.
Quellen: WhatsApp Ireland Limited-Geltungsraum, WhatsApp LLC Datenschutzrichtlinie, WhatsApp Ireland Limited Datenschutzrichtlinie.