Als Mark Zuckerberg gestern um 10:00 Uhr morgens in der Firmenzentrale in Menlo Park, Kalifornien die Bühne betritt, war der Spannungsbogen bis zum absoluten Maximum gespannt. Die Pressekonferenz des Social Media Riesen wurde aufgrund zahlreicher Gerüchte im Vorfeld mit großer Spannung erwartet. Wird Zuckerberg ein eigenes „Facebook Phone“ auf Android Basis präsentieren? Oder gar ein eigenes Facebook OS für Smartphones?
Zuckerberg ließ nicht lange auf sich warten und präsentierte nach anfänglichen Lobeshymnen auf sich selbst und das soziale Netzwerk das neue „revolutionäre“ Feature Graph Search. Kein Smartphone. Kein OS. Zunächst machte sich leichte Skepsis unter den Besuchern breit. Doch als der CEO die Idee und die Funktionen erklärte, wurde es richtig interessant. Der Grund, weswegen wir diesem Thema einen Artikel widmen, ist die Tatsache, dass bei der neuartigen sozialen Suchmaschine (die unmittelbar in Facebook integriert sein wird) der bekannte Suchdienst Bing – das Pendant zu Google – eine wesentliche Rolle spielen wird. Graph Search wird nunmehr nicht nur Seiten oder Kontakte auf Facebook finden, sondern soll in Zukunft beispielsweise auch Restaurants in der Nähe, welche Freunde zuvor positiv bewertet haben, als Ergebnis vorschlagen. Dies ist das Ergebnis des Einflusses von der Anzahl an Likes und anderen ständig divergierenden Faktoren. Microsofts Suchmaschine Bing kommt dann ins Spiel, wenn Facebook Suchanfragen nicht aus dem eigenen Datenbestand klären kann.
Die Verbindung der beiden Riesen ist ein „großartiger und wichtiger Schritt“ meinte Zuckerberg während der Präsentation der einzelnen Features. Inwiefern Windows Phone davon beeinflusst werden könnte, ist derzeit noch offen. Vorstellbar wäre die lokale Suche der nativen Bing-Suchmaschine um den sozialen Facebook-Aspekt zu erweitern. Eine Integration in die offiziellen Facebook Apps der unterschiedlichen Smartphone Betriebssysteme gilt als sehr wahrscheinlich. Es ist aber noch nicht bekannt, wann diese Funktion für alle User freigeschaltet wird. Denn der neue Facebook-Suchdienst soll testweise zunächst nur einer begrenzten Nutzeranzahl zugänglich gemacht werden. Zu Beginn würden „Hunderte, vielleicht auch Tausende Nutzer“ Zugang zu Graph Search erhalten. Im Laufe der Zeit sollen dann immer mehr Menschen Zugriff haben. Nutzer, die Facebook in Englisch (US) verwenden, können sich über diesen Link auf die Warteliste setzen lassen.
Fest steht: Facebook möchte das eigene Angebot erweitern und erkennt dabei einen neuen Markt, der vor allem für die Investoren interessant sein könnte. So eröffnet sich dem Unternehmen durch diese Funktion die Möglichkeit, in Zukunft ähnlich hohe Einnahmen zu generieren, wie der große Konkurrent Google. Ein Restaurant- oder Barbesitzer könnte genauso wie im Fall von Google bezahlen, um in den Facebook-Suchergebnissen möglichst weit oben zu erscheinen. Dies ist aber noch Zukunftsmusik, vorerst verfolgt Zuckerberg andere Ziele:
[Das könnte] in der Zukunft möglicherweise ein Geschäftsmodell sein, […]
[Im Moment sind wir daran interessiert] etwas zu bauen, das die Leute wollen.
Selbstverständlich wurde Zuckerberg auch darauf angesprochen, weshalb keine Zusammenarbeit mit Google stattfindet. Der Facebook Gründer antwortete überraschend offen auf diese Frage. Demnach habe Google sich nicht so unkompliziert wie Microsoft bereit erklärt, einmal veröffentlichte Daten für den Nutzer auch wieder löschbar zu machen.
Neben den Alltagshilfen soll Graph Search auch bei der Beschaffung von Informationen über die eigenen Freunde behilflich sein. Wie das ganze funktionieren soll, zeigt Facebook in einem interessanten Teaser zum neuen Feature.
Die Frage, wie stark sich dieses Bündnis auf Microsofts/Bings Marktanteile auswirken wird, ist in diesem Moment schwer zu beantworten. Deshalb interessiert uns besonders die Meinung unserer Leser zu diesem Thema. Einzelheiten zu Social Graph lassen sich hier einsehen.