Seit einigen Tagen arbeitet die Gerüchteküche wieder auf Hochtouren, und das nicht nur in der Windows Phone Welt. Glaubt man Digital Trends, verhandeln Google und WhatsApp zurzeit über eine Übernahme des Messaging Dienstes für einen Betrag von 1 Milliarde US-Dollar. Dabei stützt sich Digital Trends auf eine interne Quelle, die selbstverständlich anonym bleibt, verweist allerdings auch auf Gerüchte aus der Vergangenheit, denen zufolge sowohl Google als auch Facebook im Jahr 2012 ihr Interesse an WhatsApp ankündigten. Die aktuellen Verhandlungen sollen vor vier bis fünf Wochen begonnen haben.
Eine Milliarde US-Dollar könnten zunächst unglaubwürdig erscheinen, Facebook jedoch ließ sich die Übernahme des Bilderdienstes Instagram im vergangenen Jahr den gleichen Betrag kosten. Dabei muss bedacht werden, dass das WhatApps Geschäftsmodell sehr vielschichtig angelegt ist. So fließen nicht lediglich Gelder für die jährliche Nutzung des Nachrichtendienstes, es bestehen vielmehr zusätzlich Verträge mit internationalen Mobilfunkanbietern (z.B. 3HK). Angesichts dessen überraschen die geschätzten jährlichen Einnahmen in Höhe von 100 Millionen US-Dollar keinesfalls.
WhatsApp als Heilsbringer für Googles Messaging-Baustellen
Zu klären bleibt aber nichtsdestotrotz die Motivation hinter diesen Verhandlungen – sofern sie denn gegeben sind. Denn auch für Google ist ein Betrag von über 1 Milliarde Dollar keine belanglose Ausgabe. Das Unternehmen hält zwar überwältigende Anteile in etlichen Märkten, hat aber eine Schwachstelle, die niemand ernsthaft in Frage stellt: Das Instant-Messaging. Selbst Google ist sich dessen bewusst (vgl. gigaom).
Wir haben in diesem Thema gegenüber unseren Kunden eine unglaublich schlechte Arbeit geleistet – Google Produkt Manager Nikhyl Singhal (Juni 2012)
Singhal nahm in dem Interview mit gigaom.com Bezug auf die Fragmentierung innerhalb der eigenen Nachrichtensysteme, namentlich Google Talk, Google Voice, Google+ Messenger etc. Nun drängt es sich geradezu auf, dass an einer Besserung in diesem Gebiet gearbeitet wird bzw. zumindest Pläne in diese Richtung bestehen. Nachdem „Babble“/“Babel“ Gerüchten zufolge für die Vereinheitlichung sorgen sollte, erscheint der hier dargestellte Weg in Form der Integration eines externen Dienstes leichter und letzten Endes rentabler. Dabei würden nämlich nicht nur Entwicklungskosten gespart, sondern Google wäre mit einem Schlag an der Spitze der Messaging-Dienste. Sicher zählt WhatsApp zu den umstrittensten Anwendungen, das ändert aber nichts daran, dass beispielsweise am letztjährigen Silvestertag rund 18 Milliarden Nachrichten über die App verschickt wurden.
WhatsApp für Windows Phone in Gefahr?
Entgegen der weit verbreiteten Berichterstattung, Google werde im Anschluss an die Akquise WhatsApp „abschalten“, möchten wir auf diesen Teil verzichten, denn für diese Aussage existiert – abgesehen von T-Online – keine Quelle. Digital Trends äußert sich zu diesem Thema jedenfalls nicht. Allein aus diesem Grund, und da es sich bisher um unbestätigte Infos handelt, sind Spekulationen um die „Zukunft von WhatsApp (für Windows Phone)“ verfrüht.
Gleichwohl soll es an einer kurzen Einschätzung nicht fehlen: Sollte Google den Nachrichtendienst tatsächlich übernehmen, wäre es (auch aus ihrer Sicht) ein großer Fehler, eine bereits bestehende App aus dem Store zu entfernen. Daran ändern auch die Differenzen zwischen Google und Microsoft nichts.