Die Smart Watch ist seit 37 Jahren Bestandteil der Uhr- und Technik-Industrie, entwickelt sich in seiner Formgebung und Funktionsvielfalt aber ständig fort. In den vergangenen Monaten wird die kluge Uhr jedoch aus der Sicht des Microsoft Ökosystems bzw. seiner Nutzer relevanter denn je, denn dieses Jahr könnte sich in diesem Zusammenhang als Schlüsseljahr herausstellen. Bisher berichteten wir beispielsweise von Smart Watch Kickstarter Projekten, die kurz nach ihrem Start wieder eingestellt wurden sowie über Gerüchte, die eine Microsoft eigene Smart Watch in Aussicht stellen. An Letzterem mangelt es gegenwärtig, dafür wurde aber vor kurzem ein neues Kickstarter Projekt gestartet, welches mithilfe von Crowdfunding eine intelligente Idee umsetzen möchte.
Das besagte Produkt hört auf den Namen AGENT und ist in vielerlei Hinsicht mehr als eine gewöhnliche Smart Watch. Secret Labs, die Macher der Uhr, haben sich zum Ziel gesetzt, eine Smart Watch zu veröffentlichen, die keine Kompromisse eingehen muss und kompatibel zu iOS, Android sowie Windows Phone 8 ist. Dabei wird auf die regelmäßig zu treffende Entscheidung zwischen Leistung und Energieverbrauch Bezug genommen, denn die Agent konfrontiere den Nutzer erst gar nicht mit dieser Situation. Hierfür seien vielerlei Mechanismen verantwortlich, zunächst soll aber auf das Design eingegangen werden.
Design
Secret Labs hat die Smart Watch in Zusammenarbeit mit dem Uhrmacher House of Horology entworfen. Die Optik spiegelt sich allerdings nicht nur im physisch Fassbaren respektive Äußeren wider, sondern auch im „Ziffernblatt“, welches hier aus einem High Speed Memory Display besteht. Der Vorteil sei darin zu sehen, dass per Knopfdruck zwischen mehreren Oberflächen („watchfaces“) gewechselt werden kann, wobei sich zusätzliche Oberflächen über das Smartphone herunterladen lassen sollen. Praktisch ist schließlich auch, dass das Gerät wasserabweisend ist und wahlweise mit einem Silikon- oder Leder-Armband ausgeliefert wird.
Bluetooth 4.0 + LE
Die Kommunikation mit dem Smartphone findet unter Nutzung der Bluetooth-Technologie statt und verwandelt die Agent in ein Portal zum täglichen Begleiter und weiteren Bluetooth-fähigen Geräten. Dies wird durch die klassische Bluetooth-Technologie wie auch mithilfe von Bluetooth 4.0 – der unter anderem die Low Energy Technologie enthält – erreicht. Im Einzelnen bedeutet dies, dass die Uhr wie auch für sie herunterladbare Apps mit Smartphones und Smartphone-Apps kommunizieren können. So erinnert die Smart Watch seinen Besitzer durch ein Vibrieren, wenn er sein Smartphone an einem Ort vergessen hat, zeigt eingehende Anrufe und Benachrichtigungen an, erlaubt den Zugriff auf die Musikbibliothek des Smartphones und wird sogar, dank der Zusammenarbeit mit dem Smartphone, Infomationen aus dem Internet beziehen können. Die Unterstützung von Bluetooth LE wird es darüber hinaus möglich sein, mit Low Energy Geräten wie etwa einem Bluetooth-fähigen Türschloss zu kommunizieren. Die Möglichkeiten sind somit nahezu unendlich.
Dies setzt aber voraus, dass Windows Phone 8 sie auch alle unterstützt, denn derzeit birgt das Betriebssystem lediglich die Unterstützung für Bluetooth 3.1, womit das Low Energy Profil noch nicht umfasst wird. Verlässliche Anzeichen, die auf eine zeitnahe Unterstützung von Bluetooth 4.0 deuten, existieren derweil zwar nicht, ein Umkehrschluss lässt die Hoffnung auf das Nachreichen mittels Update aber nicht schwinden. Denn beispielsweise das Lumia 920 und 820 enthalten nachweislich den erforderlichen Chipsatz, so dass deshalb und aufgrund von logischen Erwägungen in Entwicklerkreisen von einer baldigen Implementierung seitens Microsoft ausgegangen wird. Nun aber zurück zur Smart Watch und ihrer Hardware.
Technische Details
Die Agent besitzt einen 120MHz ARM Cortex-M4 Prozessor und einen (unterstützenden) AVR Co-Prozessor. Hierbei handelt es sich um die relevanten Faktoren für die beachtliche Akkulaufzeit des Geräts (7-30 Tage), denn einerseits ist der Haupt-Prozessor im Verhältnis zu älteren Generationen energieffizienter und andererseits werden einfache Aufgaben vonseiten des zweiten Prozessors übernommen. Neigt sich der Akku aber einmal dem Ende, lässt sich die Uhr kabellos aufladen. Dies ist die einzige Möglichkeit des Ladens, andererseits wäre die Smart Watch nicht wasserdicht. Daneben sei es dem Hersteller gelungen, die verlustfreie Leistungsmessung zu integrieren, wovon nicht zuletzt Entwickler und Nutzer profitieren sollen. Im Folgenden weitere technische Spezifikationen:
- 120MHz ARM Cortex-M4 Prozessor mit zweitem AVR Co-Prozessor
- 1.28″ Memory Display (128 x 128)
- Nicht glänzendes Uhrglas
- Bluetooth 4.0 BD/EDR + LE
- 3-Achsen-Beschleunigungssensor
- Umgebungslichtsensor
- Vibrationsmotor
- 7 Tage Akkulaufzeit (typisch); 30 Tage im Watchface-Modus
- Kabelloses Laden, Qi-kompatibel
- Wasserdicht (ATMs: TBD)
- AGENT OS 1.0, inklusive .NET Micro Framework 4.3
- RoHS, bleifrei
- Entwickelt für Reparatur und Recycling
- Einschließlich austauschbarem Akku
Zu durchdachter Hardware gehört allerdings auch eine engagierte Entwickler-Community. Dieses Ziel möchte man durch das Zugrundelegen des .NET Micro Frameworks erreichen, was durch die Möglichkeit, Anwendungen mittels Visual Studio 2012 in C# zu entwickeln, abgerundet wird. Damit nicht genug, möchte Secret Labs gleich nach dem Ende der Kickstarter-Kampagne eine Vorschauversion des Desktop-Emulators veröffentlichen.
Unterstützen und Agent sichern
Der Umfang dieses Beitrags kommt bewusst erst in diesem Punkt zur Sprache: Die Kickstarter Kampagne zur Agent Smart Watch sucht zumindest in diesem Genre ihresgleichen. Sie hat vor gerade einmal zwei Tagen begonnen und bereits nach 10 Stunden das gesetzte Ziel in Höhe von 100.000 Dollar erreicht. Nun sind zwei Tage vergangen, es verbleiben mithin noch 28 Tage, und das Team hinter der intelligenten Uhr verzeichnet in diesem Augenblick über 428.000 Dollar. Mit diesem Erfolg haben selbst sie mit Sicherheit nicht gerechnet. Dies zeigt sich auch am jüngst veröffentlichten Update zur Kampagne. Secret Labs bedankt sich für die zahlreiche Unterstützung und erklärt, weshalb es schwer ist, eine kompromisslose Smart Watch zu verbessern. Deshalb investieren sie, abgesehen vom optional erhältlichen Lederarmband, das überschüssige Geld weniger in die Uhr für sich genommen und beteiligen stattdessen die Entwickler weitergehender als ursprünglich geplant. So möchten sie beispielsweise die Dokumentation ausweiten, Hackathons veranstalten, die Tutorial-Auswahl erweitern und einen App Store einrichten. Es geht also in die Richtung eines eigenen App-Ökosystems, was tatsächlich hohen Aufwand erfordert.
Zur Unterstützung Ermunterte können ab 1 Dollar einsteigen, erhalten aber erst ab 149 Dollar eine eigene Uhr als Geschenk für die Spende. Wer einen höheren Betrag spendet, erhält ab einer gewissen Summe außerdem eine kabellose Ladestation dazu. Was den Zeitplan angeht, ist der Hersteller sehr zuversichtlich und stellt folglich einen Produktionsbeginn ab Dezember 2013 in Aussicht. Diese Einschätzung erscheint möglicherweise sehr unrealistisch, die Personen hinter Secret Labs sind jedoch erfahren in der Produktion von technischen Geräten/Teilen (vgl. Netduino) und schätzen, entspannt 4000 Uhren pro Monat produzieren zu können. Anfänglichen Lieferverzögerungen wird schließlich durch das Setzen von Mengenbegrenzungen im Rahmen der Kickstarter-Kampagne entgegengetreten.
Bevor nun das sehenswerte Video wiedergegeben wird, die entscheidende Frage: Was denkt ihr über die AGENT Smart Watch? Weitere Informationen sind auf der Webseite und auf der Kampagnen-Seite zu finden.