Vor einigen Jahren hatte Microsoft noch einen durchaus relevanten Marktanteil mit Windows Phone und man hatte eine Nische gefunden, wo man stark war: Low-End Smartphones.
Die Windows Phone-Geräte boten nämlich trotz ihrer oft sehr günstigen und manchmal veralteten Hardware dennoch eine sehr gute Performance. Bestes Beispiel war das Nokia Lumia 520, welches für die damalige Zeit wirklich schwache Hardware bot, aber mit Windows Phone 8.1 sehr flott lief.
Android war zum damaligen Zeitpunkt auf günstigen Geräten wirklich unbrauchbar. Googles mobiles Betriebssystem war langsam, unzuverlässig, fehlerhaft und hilflos überladen. Das lag allerdings nicht an Google, sondern an den Herstellern, die immerzu ihre eigene Software zusätzlich auf die Geräte vorinstallieren mussten. Google hat mit Android 4.4 Kitkat die Performance von Android auf günstigerer Hardware ordentlich verbessert und mittlerweile ist man fast bei Version Android 8.0 Oreo angelangt. Google hat im Android-Bereich einen großen Schritt nach vorne gemacht, während Microsoft mit Abbauarbeiten beschäftigt ist.
Als bremsender Faktor haben sich leider nur die unterschiedlichen Hersteller erwiesen. Weiterhin müssen HTC, Samsung, Sony und Co. sämtliche Smartphones mit unoptimierter und überladener Software ausliefern, was zwar auf den ohnehin leistungsfähigen Flaggschiffen gar kein Problem ist, der Performance der „untermotorisierten“ günstigen Smartphones allerdings nicht gerade gut tut. Wir selbst haben von HTC einen Prototypen des noch nicht vorgestellten HTC U11 Life erhalten, über das wir vermutlich gar nicht reden dürfen. Das Gerät ist trotz eines verbauten Snapdragon 630-Prozessors und 3 Gigabyte Arbeitsspeicher (wurde bislang in den Medien gar nicht berichtet, also wisst ihr das sogar ganz exklusiv ;-)) außerordentlich langsam, was nur an der Oberfläche von HTC liegen kann.
Android One: Signature PCs für Android-Smartphones
Mit Android One hat Google ein Programm ins Leben gerufen, das genau diesen Misstand beheben soll. Smartphones im Android One-Programm laufen mit Stock-Android, also mit purem Android von Google und ganz ohne Hersteller-Bloatware.
Das Problem war bislang stets, dass Google sich mit solchen Programmen nie durchsetzen konnte. Man kann fast sagen, Google hätte die Kontrolle über Android verloren. Trotz unterschiedlicher Programme schafft man es nicht, dass jenes Android, das man Herstellern zur Verfügung stellt, auch auf den Smartphones landet. Die Hersteller rechtfertigen das einerseits mit den Unzulänglichkeiten von purem Android, andererseits steckt dahinter natürlich auch das Interesse, den Google-Diensten nicht kampflos das Feld zu überlassen.
Das neue Xiaomi Mi A1
Die Hersteller haben sich meist geweigert, entsprechende Smartphones mit purem Android herzustellen oder diese nur widerwillig vorgestellt und halbherzig vermarktet. Wie auch bei Microsoft dürfte von Google entweder Geld geflossen sein oder ein anderer Deal wurde eingegangen.
Zu den Herstellern, die sich bislang weigerten, zählen die meisten großen Anbieter von Android-Smartphones, auch der chinesische Hersteller Xiaomi. Letzterer hat nun das Xiaomi Mi A1 vorgestellt, welches Teil des Android One-Programms ist und mit purem Android ausgeliefert werden soll. Bislang ist Xiaomi eine sehr strikte Linie gefahren und hat die eigenen Geräte ausnahmslos mit dem eigenen MIUI ausgeliefert.
Google hat sich damit einen in China und Indien sehr bekannten Partner geholt und will damit die Bemühungen mit dem Android One-Programm auf die nächste Stufe heben. Google will damit im günstigeren Preisbereich vorpreschen, wo Android-Smartphones bislang nur schlechte bis mittelmäßige Benutzererlebnisse bieten. Für viele Nutzer ist das häufig ein Grund, die Plattform zu wechseln, wenn sich budgetär ein teureres Smartphone ausgeht.
Der Flaggschiff-Killer für 2017
Google nimmt jetzt erst dort Fahrt auf, wo Microsoft Ende 2014 aufgehört hat. Das Lumia 830 war ein solider „Flaggschiff-Killer“ mit Mid-Range Hardware in einer hochwertigen Verpackung. Dank der guten Software-Optimierung lief es allerdings so reibungslos wie so manches Flaggschiff-Gerät mit Android zur damaligen Zeit.
Google prescht mit dem Xiaomi Mi A1 genau in diesen Bereich vor. Das Smartphone selbst ist keine Besonderheit, handelt es sich dabei doch nur um ein leicht verändertes , jedoch plant man mit demselben Rezept den Markt zwischen 200 und 250 US-Dollar zu erobern, das auch Microsoft damals durchaus Marktanteile brachte.
Das Xiaomi Mi A1 bietet ein sehr hochwertiges Metallgehäuse, welches äußerlich Inspiration vom iPhone nimmt. Es ist zweifellos ein Premium-Gerät. Innen steckt allerdings ein Snapdragon 625-Prozessor und vier Gigabyte an Arbeitsspeicher, 64 Gigabyte an internem Speicher (erweiterbar per MicroSD) sowie die Dual-Kamera des Xiaomi Mi6. Mit reinem Android dürfte das Benutzererlebnis sogar sehr gut sein.
Für Google ist das Xiaomi Mi A1 ein durchaus großer Schritt, denn das Gerät wird mit Russland und Griechenland auch in Europa erhältlich sein. Von dort aus dürfte es relativ einfach auch den Weg nach Zentraleuropa finden. Android One bekommt damit eine ordentliche Stärkung.
Windows Phone hatte seine Nische
Aus heutiger Sicht muss man sagen, dass Windows Phone 8.1 trotz der verbrannten Milliarden von Microsoft durchaus seine Existenzberechtigung hatte, denn um jenen Bereich, um den auch Microsoft einst ernsthaft mitkämpfte, ringen sich nun die verbleibenden Spieler im Android-Segment. Selbst Google hat als Hersteller der Software bis heute Schwierigkeiten damit, im Low-End Bereich geräteübergreifend ein gutes Benutzererlebnis anzubieten, was dem Image der gesamten Plattform schadet. Das hatte Microsoft schon im Jahr 2014 hinbekommen, allerdings hat diese Nische einem gewissen Satya Nadella nicht ausgereicht.