Microsoft HoloLens

Next Generation of Computing? Unser Test der Microsoft HoloLens

Nachdem Microsoft mit den eigenen Smartphones gescheitert ist, betonte der Redmonder Konzern immer wieder, dass man an der nächsten Innovation im Mobilbereich arbeite. Immer wieder wurde auch erwähnt, dass man mit der HoloLens bereits ein sehr innovatives, mobiles Gerät hat.

Mit einem Preis von mehreren tausend Euro dürfte Microsoft bislang nicht allzu viele Abnehmer für die Augmented Reality Brille gefunden haben. Wir von WindowsArea.de wollten wissen, ob die HoloLens schon das „next big thing“ im mobilen Bereich ist. Mein Kollege Armin und ich konnten uns deshalb vor einiger Zeit bei einem Event des Elektronikhändlers Saturn die HoloLens in der offiziellen Retail-Version genauer ansehen.

Verarbeitung und Design

Äußerlich gibt es an der HoloLens nichts auszusetzen. Sie ist aus hochwertigem, dunkelgrauen Polykarbonat gefertigt und knarzt nirgendwo. Die Übergänge zu dem transparenten Sichtfeld sind, dem Preis angemessen, sauber verarbeitet. Auch, wenn Microsoft das Gehäuse der AR-Brille ausschließlich aus Kunststoffen fertigt, gibt es nichts daran auszusetzen. Die Verwendung von Metallteilen würde sich ohnehin nur negativ auf das Gewicht auswirken.

Tragekomfort

Während wir das Design der HoloLens auch objektiv betrachtet als gut bezeichnen würden, ist das Tragegefühl bei jedem Menschen unterschiedlich. Ich persönlich empfand den Tragekomfort als durchaus gut, während mein Kollege Armin leider kleinere Probleme damit hatte. Das relativ hohe Gewicht wird durch eine zusätzliche Befestigung auf dem Kopf allerdings relativ gut verteilt, sodass kein allzu großer Druck auf die Nase wirkt. Die Weite der AR-Brille lässt sich, ähnlich wie bei einem Fahrradhelm, individuell einstellen. Trotzdem kann man die HoloLens noch nicht allzu lange bequem auf dem Kopf tragen. Der zuständige Mitarbeiter erzählte uns noch, dass die Brille für viele Leute zu schwer sei.

Software: Funktion und Handling

Zu Beginn unseres Tests empfanden wir die Bedienung der HoloLens als ungewohnt. Die Steuerung läuft nämlich grundsätzlich über die Augen und Gesten. In der Mitte des Sichtfelds sieht der Benutzer einen weißen Punkt, der wie ein Cursor funktioniert. Möchte man ein Objekt auswählen, muss man den Kopf so bewegen, dass der Punkt auf dieses zeigt. Durch das „Abknicken“ des Zeigefingers wird das jeweilige Steuerelement betätigt. Um zurück ins Startmenü zu gelangen, muss man die Hand zu einer Faust formen und dann die Finger ausstrecken. Nachdem wir die Steuerung einige Minuten lang ausprobiert hatten, war der Umgang mit der HoloLens allerdings ein Kinderspiel.

Die Software zeigte sich in unserem Test als bereits relativ zuverlässig: Die Dichte der gezeigten Objekte (quasi die Transparenz) lässt sich gut einstellen. Auch die getesteten Apps funktionieren gut und flüssig und bleiben an der Position, wo man sie „angeheftet“ hat (wird eine Anwendung geöffnet, kann man sie an einer bestimmten Position im Raum-bspw. einer  Wand-anheften). Die getesteten Universal Apps, beispielsweise Microsoft Edge, sehen aus wie an einem Desktop P

Startmenü auf der HoloLens

Startmenü auf der HoloLens

Benutzererlebnis

Die wichtigste Kategorie bei einem neuen Produkt wie der HoloLens ist wahrscheinlich die Erfahrung, das Erlebnis, welches das Gerät hervorruft. Das Gefühl, welches die HoloLens bei Armin und mir ausgelöst hat, als wir sie zum ersten Mal aufhatten, war genial. Mittlerweile kennen wir alle die Werbebilder, die Microsoft für seine Augmented-Reality Brille verwendet. Aber das alles selbst zu erleben, um Hologramme herumlaufen zu können, WindowsArea.de auf der Wand in der Staubsauger-Abteilung zu lesen´, ist einfach beeindruckend. Während wir die HoloLens ausprobiert haben, konnten wir lange nicht alle Funktionen testen, aber bekamen trotzdem einen sehr guten Eindruck von den Funktionen, die AR bietet.

WindowsArea.de auf der HoloLens

WindowsArea.de auf der HoloLens

Ausprobiert haben wir hauptsächlich die spielerischen Anwendungen der HoloLens. Konkret handelte es sich dabei um ein Roboter- und ein Dinosaurier-Spiel. Die Erfassung von Objekten und Wänden haben die Redmonder besonders gut hinbekommen: Als die Roboter aus einem Loch in der Wand kletterten, wirkten die Objekte beeindruckend echt. Bewegungen des Kopfes haben nie zu einer Verzerrung oder Platzänderung der Objekte geführt. Auch der Stegosaurus lief präzise durch die Gänge der Haushaltsgeräteabteilung, ohne eine Kaffeemaschine zu berühren. Natürlich ist auch eine Änderung des Bodens kein Hindernis für die HoloLens: Je nach Spielszene wurde der Teppichboden des Saturn-Markts kurzerhand zu einer sandigen Steppe. Auch die Platzierung von eigenen 3D-Elementen war kein Problem. Nach wenigen Handgriffen konnten wir zwischen überdimensionierten Fischen und Gummibärchen herumlaufen. Spiele stellt die HoloLens zudem rahmenlos dar, damit der Nutzer möglichst gut in die virtuelle Welt eintauchen kann.

Das Erlebnis der HoloLens wurde nur durch zwei Dinge getrübt: Die Akkulaufzeit und das begrenzte Sichtfeld. Wir hatten zwar erwartet, dass die HoloLens keine exorbitant hohe Akkulaufzeit bietet, waren aber dennoch etwas enttäuscht. Innerhalb einer Stunde habe ich den Akku meines Testexemplars um gute 75% geleert. Wenn man ein Spiel nicht nur kurz antesten möchte oder die HoloLens gar unterwegs produktiv einsetzen muss, ist die Laufzeit einfach zu kurz. Was den Spaß allerdings mehr beeinträchtigt, ist das Sichtfeld. Gerade wenn man dicht vor einem großen Hologramm steht, sieht man die Ränder des rechteckigen Sichtfelds. An den Stellen, wo die HoloLens nichts mehr projizieren kann, werden Objekte einfach abgeschnitten. Schade ist, dass dies nicht nur auffällt, wenn man sich stark auf die Ränder fokussiert. Auch in der normalen Interaktion ist uns dieses Verhalten öfters aufgefallen. Außerdem hatten wir nach dem Absetzen der AR-Brille ein merkwürdiges Gefühl in den Augen.

Fazit: Ist die HoloLens/AR wirklich das next big thing?

Ohne Frage: Microsoft hat mit der HoloLens 2015 ein wirklich faszinierendes Produkt auf den Markt gebracht, mit dem zu dieser Zeit niemand gerechnet hatte. Auch zwei Jahre danach, als wir endlich die Chance hatten, ein Retail-Modell zu testen, sind wir immer noch begeistert von dem, was Microsoft geschaffen hat. Dennoch gibt es bei der HoloLens einige Einschränkungen, die in Zukunft gelöst werden sollten. Für den Einsatz im mobilen Business ist die Akkulaufzeit der HoloLens zu schwach. Viele Gamer dürfte das noch recht kleine Sichtfeld stören. Auch am Tragekomfort der HoloLens muss noch gefeilt werden, bevor die Brille die breite Masse ernsthaft erreichen kann. Einige Unternehmen werden sicherlich Anwendungsbereiche für die Augmented-Reality Brille haben, aber für Endkunden ist sie momentan nur eine Spielerei mit viel Potenzial.

Schlusswort: Würde ich die HoloLens kaufen?

Obwohl mich die HoloLens beeindruckt hat wie kaum ein anderes Gerät es jemals getan hat, kann ich diese Frage eindeutig beantworten: Nein. Wie ihr diesem Erfahrungsbericht entnehmen könnt, hat mir das Spielen mit Microsofts AR-Brille wirklich Spaß gemacht. Dennoch sehe ich für mich im Moment keinen Einsatzbereich, der die Investition von über 5000€ rechtfertigen würde. Alle alltäglichen Aufgaben kann ich gut mit meinem Smartphone, Surface und PC erledigen, die auch zusammen deutlich billiger waren, als es die HoloLens ist. Die erste Generation der AR-Brille hat mit dem Sichtfeld, dem Tragekomfort und der Akkulaufzeit einfach noch zu große Mängel, um den hohen Preis für Endkunden zu rechtfertigen. Viele Menschen würden die HoloLens wahrscheinlich nur zur Spielerei zwischendurch verwenden oder schon schnell die Freude an ihr verlieren. Nur mit einem ausgefeilten und soliden Produkt wird Microsoft im AR-Markt gegen Apple und Google eine Chance haben.

Trotz dieser Kritik ist die HoloLens ein wirklich großartiges Produkt. Bei der Präsentation hat Microsoft deutlich gemacht, wie wichtig ihnen Innovationen sind. Ich persönlich glaube, dass Microsoft im Bereich Augmented Reality auf einem sehr guten Weg in eine spannende Zukunft ist.

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Microsoft Surface, Lumia und Band Experte. "Never stop running with Windows."
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