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Fallout 76: Ein technisches Wrack

Fallout 76 ist ein trauriges Kapitel in der Historie von Bethesda, zumindest für mich. Ich kann mich noch an die Bethesda Pressekonferenz auf der E3 erinnern als Toad Howard für viel Fans der Fallout-Reihe, zumindest für mich, wie Jesus klang. Mit Schlagworten wie: „Vier Mal so groß wie Fallout 4!“ „Eigene Fraktionen!“, Und: „Das alles online!“, war ich sofort überzeugt. Es hörte sich so perfekt an und jede neue Nachricht, die ich über das Spiel mitbekommen habe, hat die Vorfreude noch gesteigert, während ich stundenlang am Stück Country Rodas gehört habe! Als das Spiel jedoch rauskam, war der Traum ausgeträumt, ein Metakritik-Score von 52/100 und ein Userscore von 2,6/10 lassen keine gute Performanz erwarten und so war es auch. Ich bezweifle nicht, dass dieses Spiel irgendjemandem Spaß macht, aber ich hatte leider nur welchen aus den falschen Gründen. Meiner Meinung nach gibt es drei Kategorien von Kritikpunkten in diesem Spiel und ich werde in diesem Artikel auf alle eingehen. Jedoch muss ich mich kurzfassen, da es weder sinnvoll noch nötig ist, auf absolut alles einzugehen, da dies nahezu unmöglich ist. Dabei halte ich mich sehr negativ, da es mir wichtig ist vor allem die Probleme vorzuzeigen.

Kategorie 1: Gameplay

Während Fallout 4 viele Schritte in die richtige Richtung gemacht hat im Vergleich zu den Vorgängern, fühlt sich dieser Teil wie ein Taumeln zurück an. Die Varietät an Waffen und Gegnern sind wirklich interessant mit einer Mischung aus Altbekanntem und erfrischend Neuem, aber da hört das Lob leider schon auf. Die KI ist dumm wie ein Sack voll Rad-Kakerlaken, die sich durch im Kreislaufen verwirren lässt und mit Höhenunterschieden nicht klarkommt und das ist nicht mal das Schlimmste! Die meisten hoch interessanten Gegner, die Bethesda hervorgebracht hat, entpuppen sich als reine Kugelschwämme, die Blei und Laser einstecken wie Liberty Prime. Ich habe entweder keinerlei Schwierigkeiten damit, eine ganze Gruppe unbeschadet zu besiegen oder ich werde von einem Gegner allein komplett auseinandergenommen. Dabei ist auch kein Zusammenhang mit ihrem Level erkennbar, zumindest nicht wirklich. Ich habe Level 60 Gegner mit einem Eigenlevel von 20 besiegt, ohne Probleme, aber gegen einem Radskorpion mit Level 5 war ich hoffnungslos unterlegen. Der Schwierigkeitsgrad war so inkonsistent, dass ich beide Extreme in einem Fußmarsch von fünf Minuten Ingame gefunden habe.

Was jedoch noch schlimmer ist, sind die echten Spieler. Ich habe fast nie das Gefühl, dass da noch andere Personen auf der Karte sind, da man sich eigentlich nur aus dem Weg geht. Kein Wunder, denn das PvP-System ist im Moment ein Witz, da beide Spieler einem Kampf zustimmen müssen. Das Problem ist, dass der herausfordernde Spieler den Kampfbeginn abwarten muss. Wenn mich also ein anderer Spieler angreifen will, warte ich einfach ab bis er seine Munition leer geschossen hat, ziehe dann meine Waffe und kann ihn erledigen. Das macht PvP nicht nur lächerlich, sondern untergräbt den eigentlichen Zweck des Systems.

Die Idee, sämtliche NPCs durch echte Spieler zu ersetzen, hört sich auf dem Papier gut an, jedoch verhalten sich Spieler unvorhersehbar. Wenn man Glück hat fallen sie gar nicht auf und wenn man Pech hat zerstören sie sämtliche Immersion. Beides ist aber kontraproduktiv zum ganzen Konzept des Spieles. Dies wäre nicht weiter abträglich, wenn es zumindest andere NPCs gäbe, jedoch gibt es neben ein paar Robotern, die als Händler fungieren, nichts dergleichen.

Fraktionen im Spiel existieren zwar, aber die Fraktionsführer sind verwirrenderweise bereits zu Spielbeginn tot. Nachdem alle NPCs im Spiel echte Spieler sein sollen, denen man nie über den Weg läuft, ist di Spielewelt in Wahrheit genauso tot. Man hat als Spieler überhaupt keine Motivation, sich einer Fraktion anzuschließen. Das Spiel fühlt sich eher, als sei die Hauptquest bereits erledigt ist und das schlechteste mögliche Ende eingetreten ist. Jeder stirbt und die sich immer wiederholenden Quests sind übrig geblieben. Die Hauptstory ist praktisch keiner Erwähnung wert. Dabei hat die Spielewelt West Virginia eigentlich viel Potenzial…

Kategorie 2: Technik

Zumindest hätte sie das, würde Fallout 76 sich nicht selbst im Weg stehen. Es ist kein Geheimnis, dass die Creation-Engine alt ist. Sie existiert schon seit 2002 und wurde unter ihrem damaligen Namen, Gamebryo-Engine, schon in The Elderscrolls 3: Morrowind eingesetzt. Im Jahr 2011 bekam sie dann den Namen Creation-Engine. Obwohl sie bis heute stets verbessert wird, sieht man ihr das hohe Alter an. Wenn man durch die Karte streift und die Landschaft aus der Ferne betrachtet, sieht das Spiel gar nicht schlecht aus, zwar nicht so gut wie die Konkurrenz, aber zumindest nicht zu schlecht. Wenn man jedoch die Assets aus der Nähe sieht, erkennt man das Alter der Engine. Es sieht einfach nicht mehr zeitgemäß aus, wenn man die Pixel in den Objekten sieht. Dann sind da noch die Bugs… Als Bethesda-Fan ist man vieles Gewohnt, aber Fallout 76 ist an Lächerlichkeit nicht zu überbieten: Gegner in T-Pose wie Vogelscheuchen, Animationen, die nicht funktionieren, eine Umgebung, die vor meinen Augen unschärfer wird und allerlei Bugs, die seit Fallout 4 bekannt sind. Der einzige Vergleich dazu, der mir einfällt, ist ein „Early Access“-Spiel und niemals ein Vollpreis Triple-A Titel. Sogar die Server sind ein Witz mit unzähligen Disconnects und ähnlichen Negativ-Erfahrungen. Fallout 76 ist im Grunde ein Manifest aller vorstellbaren technischen Probleme.

Kategorie 3: Alles drum herum

Fallout 76 ist allerdings nicht nur als Spiel eine Katastrophe. Kunden-Informationen, die ins Internet durchsickern, Plastik- anstatt hochwertiger Stofftaschen in der Collectors Edition, wertlose Verpackungen der Nuka Cola Dark und eine Lederjacke, die an die Wertigkeit eines Müllbeutels erinnert…Bethesda hat sich einiges geleistet, um selbt einem Diehard-Fanboy nachenklich zu machen.

Und die maßlos überteuerten Ingame-Käufe im Atomic-Shop habe ich bislang noch mit keinem Wort erwähnt. Outfits für fünf Euro, die in Fallout 4 bereits existiert haben. Die restlichen Items sind oft einfach uninteressant, aber bei Preisen von mehreren Cent könnte man das eine oder andere Stück auch erwerben. Die Mikrotransaktionen beginnen jedoch erst ab fünf Euro, was offensichtlich völlig überzogen ist.

Ich bin im Nachhinein echt froh, dass ich für die Collectors Edition zu spät dran war. Und das sage ich als jemand, der mit einem Nuka Cola-Plakat über dem Bett schläft.

Schlusswort

Man muss der Wahreit ins Auge sehen: Fallout 76 hat schwerwiegende Probleme in Technik und Design hat. Angesichts der Umsetzung und Gestaltung hätte Bethesda allerdings bereits im Vorfeld wissen können, dass man so etwas nicht bringen kann. War denn ein solches Game überhaupt notwendig?

Kaum Fallout-Fans hatten sich vorher einen Multiplayer-Teil gewünscht. Als Coop-Spiel mit interessanten Quests und skurrilen Charakteren hätte es vielleicht funktioniert. Ich bezweifle, dass Bethesda dieses Spiel mit Patches und DLCs noch retten kann, wenngleich auch umfangreiche Verbesserungen möglich und notwendig sind. Empfehlen möchte ich es an dieser Stelle jedoch besonders zu Preisen der Disk-Edition jedoch nicht.

Wenn Fallout 76 in Keystores auf Preise rund um die 10 Euro sinkt und man Freunde noch davon überzeuge kann, könnte man dem Spiel unter Umständen noch eine Chance geben. Ansonsten kann man über Fallout 76 sagen: Nomen est omen.


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