Microsoft war seit Ende der 1990er-Jahre im Fokus der Ermittler für Wettbewerbsrecht, hatte man sich mit Windows und dem Internet Explorer ein mächtiges Monopol am Markt aufgebaut.
2001 hatten die USA und Microsoft sich geeinigt, was die Ermittlungen gegen den Konzern beendete. Die Einigung sah allerdings vor, dass dem Konzern sehr viele Einschränkungen auferlegt wurden. Microsoft war bis 2009 unter regelmäßiger Beobachtung durch die Wettbewerbshüter und Teile des Abkommens endeten erst 2012. In vielen Meetings bei Microsoft sollten in den Folgejahren auch Wettbewerbshüter anwesend sein und das soll dem Konzern enorm geschadet haben.
„Ich habe es vermasselt, weil ich so abgelenkt war.“
In einem Interview mit CNBC verliert auch Bill Gates kein gutes Wort über das Einschreiten der US-Regierung gegen Microsoft.
„Es gibt keinen Zweifel daran, dass der Kartellrechtssreit schlecht war für Microsoft und wir wären wesentlich fokussierter darauf gewesen, das Smartphone-Betriebssystem auszubauen, sodass man heute statt Android auch Windows Mobile nutzen würde, wenn diese Wettbewerbsklage nicht gewesen wäre.“
Bill Gates erklärt im Interview, dass der Rechtsstreit eine enorme Ablenkung für ihn und den Konzern war. Man hätte sogar fast einen Deal mit Motorola geschlossen, die das Windows Mobile-System exklusiv nutzen wollten. „Wir waren so nahe dran.“, erklärt der ehemalige Microsoft-CEO. „Aber ich war zu abgelenkt. Ich habe es vermasselt, weil ich so abgelenkt war.“
Microsoft hatte mit Windows Mobile bereits ein Smartphone-Betriebssystem, bevor Apple sein iPhone überhaupt präsentiert hatte. Im Gegensatz zu Apple und später Google hatte die Windows Mobile-Abteilung bei Microsoft allerdings praktisch keine Ressourcen zur Verfügung, trotz des Marktanteils von Windows Mobile und des durchaus robusten Ökosystems. Man verpasste es, diese Ressourcen bereitzustellen und laut Bill Gates hauptsächlich deshalb, weil man vom Kartellrechtsstreit abgelenkt war.
In der EU hat Microsoft damals für den Internet Explorer ebenfalls eine Milliardenstrafe kassiert. Interessanterweise hindert das Apple bis heute nicht, nur einen AppStore und einen Browser unter iOS bereitzustellen.
Auf der einen Seite lässt sich das durchaus nachvollziehen. Auf der anderen Seite fragt man sich, wie er es vermasselt konnte, obwohl er den Taschen PC vorausgesagt hatte? Es gab sogar bereits Pocket PCs mit WM.
Wahrscheinlich hatte er nicht damit gerechnet, dass die Zeit so knapp werden würde.
Der Deal mit Motorola, den er anspricht, hätte man auch mit einem anderen Hersteller treffen können. Samsung z. B. ? Auch hier hat man Softwareseitig wieder nichts auf die Kette bekommen und bis WP 8.1. ziemlich viel „rumgepimmelt“.
Man kann zusammenfassen, dass ziemlich viel schief gelaufen ist. Wir hatten unsere schönen Momente mit Windows Phone…. nun bricht eben eine andere Ära an. Wer weiss wie die Tech Welt in 5 Jahren aussieht? ?♂️ Vielleicht werden Geräte größtenteils über Sprache gesteuert und Cortana hat endlich ihren rühmlichen Auftritt als einzige wirklich intelligente Assistentin? Alexa wird nur noch zum stumpfen „Licht an“ benutzt… Gut, dass es nie langweilig wird…
Zwei Punkte:
Damals war ich Mitarbeiter von Microsoft. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, welche Auswirkungen auf das daily business das hatte. Es hat jahrelang das Gespräch unter Mitarbeitern dominiert und belastet, weil man sich von Kunden ständig Vorwürfen ausgesetzt sah und doch irgendwie glaubhaft erklären sollte, wie super das OS etc. ist. Ständig kamen neue Varianten von Windows, mit IE, ohne IE, mit dem Media Player, ohne ihn, Kombinationen usw.
Ja, das Argument von Bill Gates ist absolut glaubhaft. Er gibt übrigens sich selbst die Schuld: „ich war abgelenkt“ und sagt nicht „die haben mich abgelenkt“.
Zweiter Punkt: Apple hat ein geschlossenes, proprietäres OS. Da sie aber am Markt keine wesentliche Rolle spielen (<=20%) – sie sind nur in der Wahrnehmung bei 80% – dürfen sue so agieren, wie sie es tun. Sie gaben keine marktbeherrschende Funktion, Microsoft hatte sie aber.
Übrigens: Ich habe dieses Theater wegen der Internet Browser nie verstanden. Es stand jedem frei, immer schon, den Browser zu verwenden, den er wollte. Windows wurde nur mit ihm ausgeliefert, denn viele Leute kannten keine anderen Browser und ohne Internet bzw. PC-Zeitschriften, wo z.B. Netscape hergeschenkt wurde, erfuhren sie gar nicht von anderen. Der Browsermarkt kannibalisierte sich damals selbst, bis Browser kostenlos waren, was einige Firmen bankrott gehen ließ. Google schaffte es über ein alternatives Modell – zuerst Suchmaschine, dann Browser – und eine andere Gelddruckmaschine (Geld verdienen mit Kunden/Metadaten) groß zu werden. Firefox war der bessere Browser und der Browser der Wahl bei denen, die in MS nur Big Brother sehen wollten.
Es gab noch einen Skandal, der mir in dem Zusammenhang einfällt: Die Kundenkarten, die MS ausgab. Jede kleine Klitsche hat heute Kundenkarten und die Leute finden das voll normal. Damals kannte das hier in Eu kein Mensch und seit dem hat MS den Ruf weg, Kundendaten zu sammeln. Wobei sie das genauso tun, wie jeder andere Dienstleister auch – sie aber nie zu Geld gemacht haben, wie Google es tut, oder die Dateien der Kunden einsperren, wie Apple es tut.
??
Im Endeffekt hat MS es als Firma bzw. das damalige TopManagement einfach verpennt. Das ist jetzt aber auch nichts besonderes sondern Alltag wenn man eine solche Größe und Markt beherrschende Stellung eingenommen hat.
Ich hab vom Palm über die unterschiedlichen Pocket PCs, Windows Phone, Mobile und nun Android und iOS alles mitgenommen.
WinCE war einfach veraltet, langsam und bot nicht den Mehrwert / Alleinstellungsmerkmal…allein wenn ich an meine GPS / Routing Probleme zurückdenke…was für ein Krampf. Zusätzlich war und ist der Ruf von MS einfach scheiße gewesen. Sie haben ein, zwei oder sogar drei Generation von Informatikern komplett gegen sich aufgebracht und verloren! Die Arroganz hat dann dazu geführt das man genug Platz gelassen hat für Android.
Alles was nach Windows Phone 6.0 kam war nur noch sinnloses gestöpsel weil man den Markt bzw. die Weiterentwicklung nicht gesehen hat. Mit jeder nachfolgenden Generation ein neuer Reboot und dann haben Sie die Ansprüche viel zu hoch gesetzt…statt ein offenes System zu bieten haben Sie versucht über starke Vorgaben ein ganzheitliches Erlebnis zu schaffen. Problem war dabei das dies weder den Usern noch den Herstellern genug war auch wenn ich bei dem Ansatz immer noch voll mitgehe. Nach dem ganzen Mist in den 90ern wollte aber niemand mehr geschlossene Plattformen. Mittlerweile wandelt sich das Bild von MS ja wieder deutlich durch die Öffnung der ganzen Themen aber an dem Erbe der 80/90er werden Sie bestimmt noch 10 Jahre knabbern müssen.
1. Das Lizenzmodel während die OEMs Android kostenlos nutzen konnten.
2. Etwas spät aber sicher nicht viel zu spät.
3. Hohe Hardwareanforderungen was zwar gute Performance garantierte jedoch eine Eroberung des Marktes von unten verhinderte.
4. Statt einer Neuentwicklung auf ein völlig veraltetes und ungeeignetes Grundgerüst gesetzt.
5. Durch 4. eine katastrophale Update Politik von WP7 zu WP8 zu Win10m
6. Oft Vorreiter aber umso öfter nicht auf den Markt geschaut was die Leute wollen z.B. das Action Center
Schuld sind immer die Anderen, ist doch klar. Was für ein Heuchler!
Aber zumindest konnte ich mal wieder herzhaft lachen. Danke Bill! 🙂
sehe gar nicht, dass er anderen die Schuld gibt. Er sagt doch, er hat es vermasselt. Aber eben das hat einen Grund, den ich vollkommen nachvollziehen kann.
Ich verstehe nur nicht: Er ist doch mit seiner Entscheidung sicherlich nicht alleine. Er hatte doch um sich einen Beraterstamm, der auch Entscheidungen oder „Visionen“ hat oder den Markt beobachteten – ein Unternehmen in dieser Größe!