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Weshalb Nokias ‚Normandy‘ den Markt erreichen könnte

Seit einigen Wochen sickern kontinuierlich neue Bilder zu Nokias Smartphone mit dem Codenamen ‚Normandy‘ ins Netz durch und geben immer neue Hinweise auf das erste Android-Smartphone des finnischen Herstellers. Erneut sind vor einigen Tagen auch Screenshots des User-Interfaces vom Twitter-Account evleaks enthüllt worden. Diese zeigen nicht nur eine grafische Benutzeroberfläche, die jener von Windows Phone sehr stark ähnelt, sondern verraten auch, welche Veränderungen Nokia an Android vorgenommen hat. Außerdem ist es auffällig, dass die aus sicheren Quellen durchsickernden Informationen zu dem Gerät nicht nachlassen, was die Wahrscheinlichkeit der Markteinführung signifikant erhöht.

Nokia Normandy = Nokia X, Asha 1045, RM-980…

Über den endgültigen Namen des Nokia Normandy wurde bisher viel gesprochen, jedoch waren diese Diskussionen meist nur Inhalte von unbegründeten Gerüchten und Spekulationen. Beispielsweise wurde immer wieder der Begriff „Project N“ in den Raum geworfen, was darauf hindeuten soll, dass das Nokia Normandy eine Fortsetzung der beliebten N-Reihe werde. Dieser Zusammenhang scheint jedoch nicht zu existieren. Es handelte sich bei den frühen Smartphones der N-Reihe meist um High-End Geräte. Der interne Name des Smartphones wird schon seit einiger Zeit als Nokia RM-980 vermutet, was nun auch aufgrund der indonesischen Zertifizierung bestätigt wurde. Dieser gibt jedoch keinerlei Auskunft über den späteren Namen von Normandy. Der berüchtigte Twitter-Account evleaks äußerte sich nun ebenfalls zum zukünftigen Namen des Nokia Normandy, der „Nokia X“ lauten soll.

Bisher wurde in den Medien immer von einer Fortsetzung der Asha-Reihe ausgegangen und die Nähe zu Nokias Low-End Handy- und Smartphone-Produkten ist unbestreitbar. Auf bis dato durchgesickerten Screenshots war stets die Uhrzeit 10:45 ersichtlich, was zumindest beim Launch bisheriger Smartphones ein sicheres Indiz für den zukünftigen Namen war. Aus diesem Grund wurde auch von Nokia Asha 1045 gesprochen.
Dass Nokia einen anderen Modellnamen wählen will, scheint in Anbetracht der Bekanntheit von Asha kein logischer Schritt. Obwohl es sich bei evleaks um eine bisher sehr zuverlässige Quelle handelt, sind auch hier Fehler nicht auszuschließen. Schon beim Nokia EOS korrigierte der Twitter-Account seine Aussage über den zukünftigen Namen des Produkts von Nokia Lumia 909 zu Lumia 1020.

Spezifikationen

Die Hardware des Nokia Normandy lässt sich irgendwo zwischen Nokia Asha 501 und Lumia 520 einordnen. Der vietnamesische Händler Gioididong hatte das Smartphone vor kurzem irrtümlich auf seiner Webseite nebst sämtlichen Informationen zur Hard- und Software gelistet. Entgegen zahlreichen Berichten und jüngsten Erkenntnissen, die evleaks kommunizierte, wurde dort nicht nur die Kompatibilität mit Android-Apps angeführt, sondern auch Zugang zu Google-Diensten wie Google Play, YouTube und Gmail, was ganz und gar nicht im Sinne von Microsoft – dem möglichen Übernehmer des Projektes „Normandy“ – sein dürfte.

Es gilt jedoch stark zu bezweifeln, dass Googles Dienste tatsächlich in Nokias Android-Variante Einzug finden werden, denn dafür müsste Nokia oder Microsoft erst einmal Mitglied von Googles Smartphone-Bündnis, der Open Handset Alliance, werden – was man zumindest aus der Sicht der Redmonder als einen Schuss ins eigene Knie bezeichnen würde.

Die erwarteten Spezifikationen im Überblick:

  • Android 4.4.1 KitKat
  • Qualcomm Snapdragon Dualcore-Prozessor mit 1 GHz
  • 512MB Arbeitsspeicher
  • 4-Zoll Display mit WVGA (480 x 800) oder FWVGA (480 x 854 Pixel) Auflösung
  • 4GB interner Speicher (per MicroSD erweiterbar)
  • 5 Megapixel Kamera (voraussichtlich ohne Blitz)
  • Dual-SIM
  • 1.500 mAh Akku
  • 6 Farben

Fremde Software, eigene Dienste

Das Betriebssystem des Nokia Normandy basiert dem aktuellen Kenntnisstand zufolge auf Android 4.4.1 KitKat, jedoch handelt es sich um eine stark modifizierte Variante des Google Betriebssystems. Nokia soll nämlich auf eine Mitgliedschaft bei der OHA (Open Handset Alliance) verzichten und werde daher keine Google Apps integrieren. Stattdessen kommen eigene Dienste von Nokia und Microsoft zum Einsatz, auch der Google PlayStore, von wo aus man unter Android üblicherweise die Apps bezieht, wird durch einen eigenen Store ersetzt. Die bisher durchgesickerten Screenshots zeigen zwei Arten, um mit dem Gerät zu interagieren. Dies bestätigt auch evleaks. Neben dem Startbildschirm, dessen Symbole eher wie Live-Tiles aussehen und möglicherweise auch so funktionieren, gibt es eine Art Notification Center, das man bereits von der Benutzeroberfläche von MeeGo auf dem Nokia N9 kennt. Dort zu sehen sind Benachrichtigungen von verschiedenen Apps, Kalendereinträge, verpasste Anrufe und eingegangene Nachrichten. Wir vermuten, dass dieses Notification Center durch eine Pulldown-Geste von oben aufgerufen wird.

Als unabhängiger Hardwarehersteller wäre es nur zu begrüßen, wenn Nokia sowohl auf Windows Phone als auch auf Android setzt und dadurch seinen Kunden die freie Wahl des Smartphones unabhängig vom Betriebssystem überlässt. Jedoch wird Nokia seine Handysparte in den kommenden Wochen und Monaten an Microsoft übergeben, wodurch die Sache schon etwas anders aussieht. Die Remonder würden im Falle einer Fortführung des Projekts auf das Betriebssystem des großen Konkurrenten setzen, was vom Marketingstandpunkt unentschuldbar ist und auch die Medien nur schwer verzeihen werden.

Wiedererkennungswert

Die Benutzeroberfläche von Android unterscheidet sich drastisch von jener, die Microsoft bei Windows Phone 8 im Einsatz hat. Auch der kolportierte Mangel an Apps für das noch wenig etablierte Smartphone-Betriebssystem der Redmodner hindert viele potenzielle Nutzer daran, ein Windows Phone zu erwerben. Diese beiden Umstände will Nokia offenbar überbrücken, indem man ein Smartphone veröffentlicht, dessen Oberfläche sowohl auf Software- als auch auf Hardwareebene den Lumia-Geräten sehr ähnelt. Durch die enge Integration von Microsoft- und Nokia-Diensten, wie beispielsweise Skype und Here-Maps, könnte man Nutzer zusätzlich an das eigene Ökosystem binden. Im Kern würde jedoch weiterhin Android werkeln und damit die Kompatibilität zu sämtlichen Apps im Store aufrecht erhalten.

Die Zielgruppe wären klarerweise Nutzer bisheriger Asha-Smartphones, die man durch diese Maßnahme langsam an Windows Phone und Microsofts Dienste binden will. Normandy wird wahrscheinlich, wie für die Asha-Reihe üblich, vom Preispunkt her äußerst niedrig angesetzt sein, was das Smartphone für ein breiteres Kundensegment erhältlich macht.

Moderner als Nokias Asha Platform

Obwohl Nokias eigenes Betriebssystem zahlreiche Features sein Eigenen nennt, auf die Windows Phone Nutzer noch immer warten müssen, ist die Nokia Series 40 basierte Plattform mittlerweile in die Jahre gekommen und kaum mehr als zeitgemäß zu bezeichnen.
Entwickler distanzieren sich zunehmend von Nokias Betriebssystem und wenden sich großteils Android zu, was auch mit ihren bisherigen Erfahrungen mit Java zusammenhängt.

Bei Nokia arbeitete man noch vor einigen Jahren von am S40-Nachfolger mit dem Codenamen ‚Meltemi‚, einer moderneren Plattform auf Linux-Basis, die jedoch den Budgetkürzungen zum Opfer fiel. Mit Android will man nun offenbar auf eine aktuelle Softwareplattform setzen, was wir als eine logische Konsequenz bei der Entwicklung der Asha-Reihe verstehen. Googles Betriebssystem bringt aber nicht nur die Möglichkeit, vergleichsweise hochwertige Apps auszuführen, es ist auch offener für leistungsfähigere Hardware, was für Asha-Geräte bisher keine Selbstverständlichkeit war.

Nokia als Patenttroll

Aufgrund zahlreicher Patente, in deren Besitz sich Microsoft befindet, verdienen die Redmonder ordentlich an den verkauften Modellen mit Googles Betriebssystem. Analysten zufolge beläuft sich die Summe auf etwa 5 US-Dollar pro Android-Smartphone, die im Endeffekt auf Käufer abgewälzt werden. Angeblich nahm Microsoft im Vorjahr insgesamt 2 Milliarden Dollar durch Lizenzzahlungen von Android-Herstellern ein. Wie bereits im Artikel über die (mögliche) Zukunft Nokias nach dem Deal mit Microsoft erklärt wurde, können die Redmonder für die nächsten 10 Jahre auf das enorme Patentportfolio von Nokia zurückgreifen. Die Finnen müssen sich gemäß des Vertrags vorerst aus dem Smartphone-Geschäft zurückziehen und könnten nun gerichtlich gegen bisherige Konkurrenten vorgehen, da man nicht zwingend mit einer Gegenklage rechnen muss. Dies würde zusätzlich den Preis anderer Smartphones in die Höhe treiben und Normandy damit direkt in die Hände spielen, wodurch Microsoft Normandy und eventuelle Nachfolger günstiger positionieren könnte als konkurrierende Low-End Smartphones.

Ist Microsoft eingeweiht?

Während es diesbezüglich unterschiedliche Berichte gibt, weist unter anderem die augenscheinlich fortdauernde Entwicklung des Geräts darauf hin, dass Microsoft von Anfang an in die Entwicklung von ‚Normandy‘ involviert war. Letztlich würden die Redmonder sogar mehr als Google davon profitieren, ein Smartphone mit Android zu veröffentlichen, das keinen einzigen Dienst des Suchmaschinengiganten integriert und stattdessen diese durch eigene Dienste ersetzt. So könnte der Zweck, Kunden von Low-End Asha-Smartphones nicht an Google und dessen OEMs zu verlieren, das hier vorgestellte Mittel heiligen.

Selten wird Codenamen in Entwicklung befindlicher Produkte keine weitere Bedeutung durch das Team zugesprochen. Das vorher erwähnte Linux-basierte Betriebssystem „Meltemi“ erhielt seinen Codenamen nach einem griechischen Sommerwind. Am besten zeigt dies dennoch das Beispiel von Apples LISA, was ursprünglich „Local Integrated Software Architecture“ heißen sollte, wurde von Steve Jobs in Wahrheit nach seiner ersten Tochter benannt.
Weniger personenbezogen ist dabei der mögliche Hintergrund von Normandy, denn die französische Provinz, nach dem Nokias Android-Smartphone benannt ist, besitzt einen historischen Hintergrund. Die Normandie war nämlich im 2. Weltkrieg jener Ort, an dem die Truppen der Alliierten in Europa ankamen, um ihre Invasion gegen das Dritte Reich zu beginnen. Metaphorisch lässt sich dies auch auf Nokia bzw. Microsoft und Google auslegen: Unter der Bedingung, dass das Gerät tatsächlich erscheint und von Microsoft fortgeführt wird, könnten die beiden Konzerne versuchen, mithilfe von Normandy – das auf Googles eigenem Betriebssystem basiert – die Vormachtstellung des Suchmaschinengiganten im Smartphonemarkt zu brechen.

Möglicher Release

Mittlerweile deutet vieles darauf hin, dass Nokia sein „Normandy“ Ende Februar auf dem Mobile World Congress in Barcelona vorstellen wird. Die Pressekonferenz des finnischen Herstellers findet am 24. Februar statt. Dort werden neben dem Nokia Normandy auch das Lumia 630/635 sowie die internationale Variante des Nokia Lumia 929 erwartet.

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"Entdeckung besteht darin, den gleichen Gegenstand wie alle anderen zu betrachten, sich aber etwas anderes dabei zu denken."
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