Am Dienstag, den 29. April 2014, veröffentlichte Nokia den Finanzbericht für das 1. Quartal 2014 und ernannte daneben Rajeev Suri zum neuen CEO. Dieser wird seinen vorübergehenden Vorgänger, Risto Siilasmaa, mit Wirkung zum 1. Mai ablösen und – um es in den Worten von Siilasmaa wiederzugeben – Nokia durch das neue Kapitel in die Zukunft führen. Wie diese aussehen wird, indizieren die jüngsten Quartalszahlen.
Aufgrund der am Freitag vollzogenen Akquise von Nokias Geräte- und Dienste-Sparte, unterscheidet das Unternehmen zwischen den “fortgeführten Geschäftsbereichen” und den “nicht fortgeführten Geschäftsbereichen” – namentlich „Microsoft Mobile Oy„. Diese Einteilung bildet in Verbindung mit den IFRS den Ausgangspunkt dieses Berichts.
So meldete das finnische Unternehmen sowohl in den fortgeführten Geschäftsbereichen (2,66 Mrd. Euro) – namentlich NSN, HERE und Advanced Technologies – als auch im nicht fortgeführten Bereich (1,93 Mrd. Euro), Umsatzrückgänge in Höhe von 15 % bzw. 30% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Demgegenüber lässt die Verteilung des operativen Gewinns eine konträre Entwicklung erkennen: Während die fortgeführten Geschäftsbereiche 242 Millionen Euro operativen Gewinn generierten und sich somit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum steigerten, wuchs der operative Verlust der Geräte- und Dienste-Sparte auf 326 Millionen Euro. Spätestens an dieser Stelle zeichnet sich ab, welche Intentionen Microsoft und Nokia während der Verkaufsverhandlungen verfolgt haben müssen. Die Redmonder zahlen für Nokias Gerätesparte 3,79 Milliarden Euro und weitere 1,65 Milliarden Euro für Patentlizenzen auf zehn Jahre. Während Microsoft also zu einem verhältnismäßig geringfügigen Betrag grundsätzlich wertvolle Vermögenswerte übernommen hat, gelang Nokia der Verkauf eines anhaltenden Verlustbringers, der sich in aller Regel negativ auf den Gesamtumsatz und -gewinn auswirkte.
Keine Angaben zu Absatzzahlen
Nokia äußert sich zwar zu dem Verlauf der Handy- und Smartphoneverkäufe, in Ermangelung konkreter Absatzzahlen ist es allerdings nicht möglich, Rückschlüsse auf den Erfolg der für uns interessanten Lumia Smartphones zu schließen. Den 30% betragenden Umsatzrückgang bezüglich der Geräte- und Dienste-Sparte erklärt Nokia mit insgesamt wenigen Handy- und Smartphone-Verkäufen. Dabei waren die nachlassenden Handy- bzw. Featurephone-Verkäufe maßgeblich, wenngleich die im Gegensatz dazu höheren Smartphoneverkäufe den Effekt teilweise kompensierten. Letzten Endes hatten die eigenen Handys/Featurephones der Low-End Smartphone Konkurrenz nicht ausreichende Argumente entgegenzusetzen, so Nokia. Doch auch die Smartphones der Lumia Reihe sahen sich der signifikanten Konkurrenz dritter Plattformen ausgesetzt, was aber seit jeher im Rahmen der Veröffentlichung von Quartalsergebnissen kommuniziert wird.
Mit dem Verkauf des ehemals primären Unternehmensbereichs gehen auch Veränderungen für die Anteilseigner einher. An den rund 5,44 Milliarden Euro beteiligt Nokia die Aktionäre größtenteils, da immerhin ein Gesamtbetrag von 3,05 Milliarden Euro an diese ausgeschüttet wird. Das heißt, die Anteilseigner erhalten zusätzlich zu den regulären Dividenden von zumindest 800 Millionen Euro für die Jahre 2013 sowie 2014 eine Sonderdividende in Höhe von 0,26 Euro je Aktie. Hinzu kommt das geplante Aktienrückkaufprogramm mit einem Umfang von 1,25 Milliarden Euro. Nachdem die Transaktion zwischen Microsoft und Nokia nun im Wesentlichen durchgeführt wurde, bleiben Nokia die bereits oben erwähnten Geschäftsfelder. Da diese allerdings keinen Bezug zu den Themen unserer Berichterstattung haben, werden wir die Quartalszahlen des „verbleibenden“ Nokia Konzerns voraussichtlich nicht mehr aufgreifen.
Neuer Markenname in Arbeit
Passend zum Thema sei allerdings auf eine Bestätigung dessen hingewiesen, was uns sowie unseren regelmäßigen Lesern ohnehin bekannt war: Nokias ehemaliger CEO und Microsofts neuer Chef der Gerätesparte, Stephen Elop, ließ im Rahmen einer Frage- und Antwortrunde anklingen, wie in Zukunft mit dem Markennamen Nokia im Zusammenhang Smartphones verfahren wird: Demnach werde für Smartphones die Marke „Nokia“ nicht mehr lange verwendet; man sei vielmehr bereits auf der Suche nach einem neuen Markennamen. Zwar könne Elop keine Details nennen, man könne aber davon ausgehen, dass die neuen Produkte beispielsweise nicht unter dem Namen „Nokia Lumia 1020 with Windows Phone on the AT&T LTE network“ vermarktet werden. Zu viele Wörter kämen schließlich einem Zungenbrecher gleich.