Qualcomm ist einer der wichtigsten Partner von Microsoft und zwar bereits seit Jahren. Windows Phone-Geräte funktionieren lediglich mit den Chips des Herstellers und die Zukunft der mobilen Windows-Plattform scheint dank Windows 10 auf ARM-Hardware gänzlich darauf zu basieren.
Qualcomm dominiert aktuell den mobilen Hardware-Markt und arbeitet in Partnerschaft mit vielen großen Konzernen, darunter den größten Smartphone-Herstellern im Android-Segment. Apple dagegen designt die eigenen Prozessoren zwar selbst, lässt sich die Komponenten aber von Qualcomm liefern. Der Erfolg des Unternehmens hänge zumindest teilweise damit zusammen, dass man seine Marktposition ausnutzt und dafür wurde man bereits mehrfach abgestraft. Der Meinung ist zum Beispiel auch das Kartellamt in Südkorea, das befunden hatte, Qualcomm würde wichtige Patente nicht fair an andere Hersteller lizenzieren.
Apple spricht von Nötigung
Das wird in den kommenden Wochen und Monaten auch die US-amerikanischen Gerichte beschäftigen, denn nun hat auch Apple gegen den Chiphersteller Klage erhoben. Es geht um die vereinbarte Zahlung von einer Milliarde Dollar, die Qualcomm laut Angaben von Apple nicht durchgeführt habe, um den iPhone-Konzern für seine Kollaboration mit südkoreanischen Behörden abzustrafen. Zusätzlich wolle man mehrere Milliarden US-Dollar von Qualcomm zurück, die Apple über die Jahre nach eigener Ansicht zu viel für Patente bezahlt habe. Qualcomm würde seinen Kunden Rabatte auf Patente anbieten. Apple zahle für Standardpatente von Qualcomm fünf Mal mehr als für die Patente aller anderen Lizenzgeber, behauptet das Unternehmen. Apple sieht dies als Nötigung, die Produkte von Qualcomm zu verwenden.
Qualcomm: „Vorwürfe sind haltlos“
Qualcomms Chefjustiziar Don Rosenberg hat die Medien bereits die Ansicht des Chipherstellers erklärt:“Es ist ziemlich klar, dass die Vorwürfe von Apple haltlos sind. Apple hat absichtlich unsere Vereinbarungen und Verhandlungen falsch dargestellt sowie die Relevanz und den Wert unserer Technologie, die wir erfunden und durch unser Lizenzierungsprogramm mit allen Herstellern geteilt haben.“ Qualcomm wirft Apple auch vor, Behörden auch auf animiert zu haben, den Chiphersteller anzugreifen, indem man „Fakten misinterpretiert und Informationen vorenthalten hat.“
Schwere Vorwürfe
Beide Unternehmen wenden sich hier mit sehr schweren Vorwürfen an die Gerichte und das dürfte eine außerordentlich interessante Verhandlung werden. Apple versucht nämlich mit dem Verfahren, den Wert bzw. die Lizenzgebühren für die Qualcomm-Patente zu senken und das Gericht wird darüber urteilen müssen, ob Qualcomm tatsächlich seine Position missbraucht, um eigene Produkte an den Mann zu bringen und ob die Patente tatsächlich diesen Wert haben, den Qualcomm dafür veranschlagt.
Apples Motivation, das Verfahren anzustreben, dürfte wohl darin liegen, zu versuchen, die Kosten für die iPhones zu senken, schließlich sind die Umsätze erstmals seit 2001 zurückgegangen. Unter anderem deshalb dürfte man den Jahre langen Patentstreit mit Samsung entfacht haben.
Große Auswirkungen auf den Markt dürfte das Verfahren aber nicht haben, lediglich für die beiden Konzerne könnte sich der Status quo ändern. Qualcomm muss seinen Standpunkt verteidigen, während Apple glaubhaft darstellen wird müssen, dass diese Qualcomm-Patente nicht das Geld wert sind, das der US-Konzern dafür zahlt. Für die anderen Hersteller, die allesamt zum Teil Qualcomm-Kunden sind, dürfte sich aber nicht wirklich viel ändern bei den Lizenzkosten.
Quelle: Bloomberg