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Harman Kardon Invoke im Test – „Alexa, eifersüchtig?“

Nachdem Microsoft den Harman Kardon Invoke in den USA für 99 US-Dollar anbietet, haben wir uns das Produkt natürlich sofort nach Europa bestellt. Einige Amazon-Händler bieten nämlich den Versand nach Deutschland an und diese Möglichkeit haben wir natürlich genutzt.

170 Euro kostete der Lautsprecher inkl. Einfuhrumsatzsteuer und Expressversand. Wer etwas länger warten kann, bekommt das Flaggschiff unter den Cortana-Lautsprechern für 150 Euro. Nachdem wir nun einige Tage mit dem Harman Kardon Invoke verbringen konnten, will ich euch meine Eindrücke nicht vorenthalten.

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Verarbeitung und Design

Der Harman Kardon Invoke ist eines jener Produkte, die auf Bildern deutlich uninteressanter aussehen als in Echt. Und deutlich kleiner. Der Harman Kardon Invoke ist mit einer Höhe von 24 Zentimetern etwas länger als ein Amazon Echo und auch etwas breiter. Der Lautsprecher, welcher nach oben hin etwas schlanker wird, besteht komplett aus Metall und ist wirklich großartig verarbeitet. Es macht dem Namen Harman Kardon auf jeden Fall alle Ehre.

Der Cortana-Lautsprecher verfügt über zwei Knöpfe, eine Touch-Fläche an der Oberseite und einen Ring, womit die Lautstärke verändert wird. Einer der Knöpfe erlaubt das Stummschalten von Cortana, der andere erlaubt das direkte Pairing eines Geräts über Bluetooth. Die Buttons sind okay verarbeitet und bieten beim Drücken überhaupt kein Feedback.

Harman Kardon Invoke Test – Einrichtung

Für die Einrichtung muss die Region des Windows 10-PCs einerseits auf Vereinigte Staaten gestellt sein, andererseits auch die Sprache. Erst dann wird nämlich im Cortana-Menü der Abschnitt für die Geräte angezeigt und im Store kann die App zur Einrichtung heruntergeladen werden.

Die Einrichtung funktioniert völlig reibungslos. Man steckt den Lautsprecher an den Strom an und er wird direkt gefunden. Die WLAN-Verbindung wird hergestellt, Spotify wird verbunden und der Fitbit-Skill installiert. Nach wenigen Minuten kann man bereits loslegen und Cortana leider nur auf Englisch ansprechen.

Harman Kardon Invoke Test – Cortana

Cortana auf Englisch anzusprechen, ist für mich nicht die allzu größte Schwierigkeit, vor allem, da Windows 10 Mobile-Nutzer während der Alpha ohnehin nur Englisch damit sprechen konnten.

Cortana kann, was ein digitaler Assistent im Jahr 2018 können muss. Viel mehr allerdings auch nicht. Sie kann die Uhrzeit sagen, das Wetter für den aktuellen Standort in Celsius, Restaurants in der Nähe finden mit imperialen Maßangaben, Erinnerungen einstellen, Kalendereinträge erstellen und Musik abspielen auf Spotify, iHeartRadio und TuneIn. Bei Informationen tut sie sich sehr oft etwas schwer und gelegentlich sind diese nicht korrekt. Zur Zeit des Schreibens antwortet sie nämlich auf die Frage nach dem US-Präsidenten folgendes:

„Donald Trump is the president of Donald Trump.“

Die Informationen, welche Cortana von Bing abruft, erinnern manchmal an den Microsoft Store, wo man häufig Informationen ohne Prüfung einfach kopiert. So stand im Oktober 2017 beim Lumia 950 XL immer noch auf der Hauptseite, dass es mit einem Snapdragon 808-Prozessor ausgestattet sei. Das Gerät war da seit  2 Jahren auf dem Markt. Im Gegensatz zu Alexa kann Cortana allerdings Skype-Anrufe führen, jedoch kann sie mir nicht verraten, wo meine Amazon-Bestellung derzeit ist. Wobei Alexa in letzter Zeit damit auch zunehmend Probleme hat.

Bessere Spotify-Integration als bei Alexa

Cortana hat ein außerordentliches Talent für Spotify, was mich selbst wirklich überrascht hat. Sie findet Musik wirklich zuverlässig und kann auch eigens erstellte Playlisten abspielen.

Bei Alexa fehlt diese Funktionalität, denn die Spotify-Integration ist doch eher rudimentär. Wenn man Alexa einen Song suchen lässt, sucht diese scheinbar nur in der eigenen Musikbibliothek. Ist er dort nicht, kann sie ihn  oft nicht abspielen. Man muss Alexa erst auffordern, Spotify zu beenden und dann nach einem Song suchen. Das ist unnötig kompliziert. Kaum ein Nutzer hat jeden Song, den er hören möchte, in der eigenen Bibliothek.

Cortana ist dagegen ein Spotify-Biest. Sie findet jeden Song, immer. Und sie kündigt ihn auch noch an, fast schon wie eine Radio-Moderatorin. „Alright. Here’s Wildest Dreams by Taylor Swift on Spotify.“, während im Hintergrund leise der Song beginnt.

Natürliche Sprache

Generell sprach Cortana zumindest auf Englisch unglaublich natürlich. Alexa ist bereits sehr gut und vermeidet die Computerstimme, wo es nur geht, doch Cortana ist auf einem ganz anderen Niveau. Selbst, wenn Cortana etwas nicht weiß und Suchergebnisse aus dem Internet, ja, auch von Google (!), vorliest, wirkt das außerordentlich natürlich und ziemlich menschlich. Wenn Microsoft die deutsche Cortana auf dieses Niveau bringen könnte, wäre sie in Deutschland mit Abstand die beste digitale Assistentin.

Harman Kardon Invoke Test – Sound

Was allerdings noch besser klingt als die Sprache von Cortana, ist der Sound dieses Harman Kardon-Produkts. Der Sound ist nämlich bombastisch. Alles andere ist eine absolute Untertreibung. Die UVP von 199 US-Dollar ist da sehr gerechtfertigt, doch der aktuelle Verkaufspreis von 99 Dollar ist ein Schnäppchen.

Die Bässe sind in gesundem Maß vorhanden und unglaublich klar, selbst bei hoher Lautstärke. Die Mitten und Höhen sind großartig. Popmusik und Electronic ist darauf wirklich ein Genuss. Die Lautstärke ist ohrenbetäubend und kann eine größere Wohnung bei einer Party locker mit wohlklingender Musik ausfüllen. Bereits 50 Prozent der Lautstärke reicht, um einige Meter entfernt etwas lauter sprechen zu müssen, um verstanden zu werden. Dabei wird der Sound keineswegs unklar, verzerrt oder das Gehäuse zittrig.

Harman Kardon Invoke Test – Fazit

Für den Preis von 150 Euro einen solchen Lautsprecher in Deutschland zu bekommen, ist bereits durchaus eine Besonderheit. Allein schon der Sound des Harman Kardon-Lautsprechers reicht aus, um den Preis zu rechtfertigen.

Die Cortana-Funktionalität ist in dieser Hinsicht fast schon nebensächlich, aber keineswegs unpraktisch. Cortana findet jeden Song auf Spotify und kann mir sagen, was ich im Alltag hören möchte, vom Wetter bis hin zu anstehenden Terminen. Zudem besteht auch die Möglichkeit, das smarte Home vom Harman Kardon Invoke steuern zu lassen.

Unglaublich gut in den USA

Als US-Amerikaner würde ich gar nicht nachdenken und mir den Harman Kardon Invoke zum Preis von 99 US-Dollar sofort holen. Kaum ein Lautsprecher zu einem Preis von 100 Euro kann beim Sound wirklich mithalten, vor allem in diesem Format. Dass er dann auch noch smarte Funktionen mit Cortana bietet, wäre mir bei dem Preis völlig egal. Wenn sie aber schon da sind, kann ich sie allerdings auch direkt nutzen. Unpraktisch ist es ja nicht, wenn man die Musik mittels der eigenen Stimme steuern kann.

Für Deutschland uninteressant

Im deutschsprachigen Raum kann man so allerdings nicht denken, allein, weil der Lautsprecher samt Import etwa 150 Euro kostet. Das ist schon ein gutes Stück mehr als die umgerechnet 70 Euro, die man in den USA derzeit dafür zahlt. Freiwillig das Doppelte zu zahlen widerstrebt mir persönlich einfach aus Prinzip, aber um dieser Rezension Willen war es mir sehr recht.

Gleichzeitig möchte ich nur ungern dauernd Englisch sprechen müssen, nur weil es Microsoft nicht auf die Reihe bekommt, den eigenen Nutzern in Deutschland bzw. in ganz Europa ein gutes Cortana-Benutzererlebnis zu bieten.

Objektiv gesehen ist der Harman Kardon Invoke ist ein wirklich tolles Produkt für die USA, das ich als US-Amerikaner für den Preis sofort wieder kaufen würde ohne nachzudenken. Wenn er allerdings irgendwann für 249 Euro nach Deutschland kommt samt deutscher Roboter-Cortana, der Alexa meilenweit voraus ist, während man das Produkt in den USA bereits bei 79 US-Dollar (umgerechnet 65 Euro) abverkauft, dann würde ich Microsoft gerne ausrichten, dass man es wirklich verbockt hat. Erfahrungsgemäß läuft es nämlich leider genau so ab.

Wenn man Cortana auf Deutsch allerdings auf das Niveau der englischen Version aktuell bringt und den Lautsprecher ebenso günstig wie in den USA anbietet, kann es durchaus etwas werden. Sofern das überhaupt noch beabsichtigt ist.

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"Entdeckung besteht darin, den gleichen Gegenstand wie alle anderen zu betrachten, sich aber etwas anderes dabei zu denken."
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