Das Lenovo Yoga S730 ist kein Convertible-Notebook. Der Ende Sommer in Berlin vorgestellte Laptop hat eine gänzlich neue und potenziell verwirrende Nomenklatur eingeführt: Yoga steht bei Lenovo nämlich nicht mehr für die flexiblen 360-Grad-Notebooks, sondern bezeichnet nun ganz allgemein die Premium-Geräte des Herstellers.
Steht nun ein „C“ vor der Modellnummer, ist das ein Convertible. So zum Beispiel das Lenovo Yoga C630 mit Windows 10 ARM oder das Lenovo Yoga C930. Ein „D“ steht für ein 2-in-1 und „A“ für All-in-One PCs wie den Lenovo Yoga A940. Das „S“ beim Lenovo Yoga S730 steht für „slim“, also im Sinne von besonders dünnen und leichten Notebooks.
Ein solches ist also auch das Lenovo Yoga S730, ein außerordentlich dünnes und leichtes Ultrabook, welches sich preislich unter den absoluten High-Ed Geräten angesieldet hat. Es soll Premium bieten ohne den Schnickschnack. Kompromisse will man nicht gemacht haben bei der Leistung oder Akkulaufzeit. In unserem Test haben wir das neue Yoga-Notebook auf die Probe gestellt.
Lenovo Yoga S730 Test – Video
Lenovo Yoga S730 Test – Design und Verarbeitung
Mit einer Tiefe von weniger als 12 Millimetern wird das Lenovo Yoga S730 seinem Namen auch absolut gerecht. Das Gerät selbst ist in ein silbernes Aluminium-Gehäuse gehüllt, welches hochwertig verarbeitet ist. Trotz seiner geringen Tiefe lässt sich die Tastatur so gut wie gar nicht eindrücken, die Display lässt kaum Biegung zu und insgesamt wirkt das dünne Notebook sehr solide. Höchstens untere Abdeckung, welche von 9 Torx-Schrauben zugehalten wird, fühlt sich nicht ganz so solide wie der Rest des Geräts an. Die Spaltmaße sind gering, aber werde eben zur Mitte unregelmäßig größer. Das ist aber alles im Rahmen des Normalen tut der insgesamt guten Verarbeitung des Geräts keinen Abzug.
Das Design des Lenovo Yoga S730 ist sehr schlicht und weist wirklich keinerlei Auffälligkeiten auf. Es ist ein ganz normales, einfaches Laptop-Design. Das gänzlich silberne Notebook trägt oben rechts nur ein vergleichsweise kleines und sehr dezent eingraviertes Yoga-Logo auf der Klappe und die Tastatur ist in Dunkelgrau gehalten.
Schlicht, aber nicht unspektakulär, würde ich sagen. Mir gefällt der einfache Look und dank seiner geringen Tiefe weiß es auch echt zu beeindrucken. Das dünne Notebook ist echt ein Hingucker.
Anschluss-Kompromisse?
Die geringe Tiefe erfordert allerdings bei den Anschlussmöglichkeiten natürlich Einsparungen. Kompromisse will ich das nämlich nicht nennen. Das Lenovo Yoga S730 hat keinen USB Typ-A Anschluss. Stattdessen gibt es drei USB-C Ports und einen 3,5 Millimeter Klinkenstecker. Für mich persönlich ist das kein Problem, denn Lenovo hat hier zweifellos das Beste daraus gemacht. Zwei der Anschlüsse sind Thunderbolt 3-Ports mit je 4 PCIe-Lanes. Alle Anschlüsse können zum Laden des Geräts verwendet werden, ihr könnt externe Displays, Hubs und sogar externe Grafikkarten anschließen. Die Vorteile von USB-C sind klar und in den Rucksack braucht man für Smartphone, Nintendo Switch, Laptop und Powerbank nur noch ein einziges Ladegerät und nimmt man jenes vom Laptop einfach für alle Geräte, gibt es auch keine Verwirrung wie einige aus meiner Sicht verblendete USB-C-Gegner meinen. Spätestens nach dem ersten Laden wird auch der größte DAU merken, dass ein Core i7-Laptop nicht mit einem 5W-Netzteil geladen werden kann.
Bei USB-C all-in zu gehen, ist meiner Ansicht nach genau der richtige Schritt und das Resultat ist am Lenovo Yoga S730 großartig. Gewünscht hätte ich mir einzig und allein einen MicroSD-Kartenslot damit ich wenigstens für die Übertragung von Fotos von der Kamera keinen Adapter brauche. USB-C Hardware wird ansonsten aber immer günstiger und üblicher.
Lenovo Yoga S730 Test – Display
Das Lenovo Yoga S730 verfügt über ein 13,3-Zoll großes FullHD IPS-Display, das über sämtliche Konfigurationen hinweg gleich ist. Die Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln auf diese Diagonale ist ausreichend, besonders eben im Preisbereich der gehobenen Mittelklase.
Das IPS-Display weist eine gute Farbdarstellung auf mit realitätsgetreuen Farben, soliden Kontrasten sowie Schwarzwerten. Beeindruckend ist beim Lenovo Yoga S730 die Helligkeit, womit das Gerät durchaus auch im direkten Sonnenlicht genutzt werden kann. Inhalte sind im Sonnenlicht noch gut zu erkennen und eine Verwendung ist somit zweifellos möglich trotz der verglasten und somit spiegelnden Oberfläche. Die Helligkeit ist besser als beim Surface Pro 6 sowie dem HP Spectre x360 und liegt etwa auf einer Stufe mit Surface Laptop 2. Dafür, dass das Lenovo-Notebook preislich deutlich unter diesem Gerät liegt, kann sich die Helligkeit echt sehen lassen.
In allen anderen Belangen ist das Display den Surface-Geräten natürlich unterlegen, was angesichts des Preies aber auch nicht weiter verwunderlich ist. Touch-Unterstützung bietet dieser Laptop nicht, aber er ist bei anderen Varianten optional verfügbar. In Anbetracht des Preises kann sich das Display des Lenovo Yoga S730 aber absolut sehen lassen.
Lenovo Yoga S730 Test – Tastatur und Touchpad
Mangels eines Touch-Displays bei unserem Modell sind die einzig verfügbaren Eingabegeräte bei diesem Laptop ganz klassisch Tastatur und Touchpad.
Die Tastatur ist im Gegensatz zum Gehäuse nicht silberfarben, was vielleicht aus Design-Perspektive nicht ganz so sauber aussieht wie zum Beispiel bei einem HP Spectre x360. Das hat allerdings den Vorteil, dass die Kontraste höher sind und man auch in hellerer Umgebung den Tasten-Aufdruck erkennen kann.
Das Tippgefühl am Lenovo Yoga S730 ist gut mit einem durchschnittlich hohen Hub. Die Tasten fühlen sich sehr weich zu drücken an, bieten aber immer noch ein solides Feedback. Man kann mit der Tastatur schnell und sehr effizient tippen, da sie auch dann gut reagiert, wenn man die Tasten nicht perfekt mittig trifft. Die einzelnen Tasten am Lenovo Yoga S730 sind allerdings nicht ganz perfekt verarbeitet und kippen nach rechts unten. Das ist bei keiner der Tasten störend bis auf die „N“, wo man bei unserem Testgerät keine Reaktion bekommt, wenn man sie zu weit unten trifft. Das tritt ganz selten auf, aber es passierte genug oft, um hier eine Erwähnung zu finden. Als störend würde ich es nicht bezeichnen und sehr wahrscheinlich ist es ein isoliertes Problem unseres Testgeräts. Es gibt bessere Tastaturen auf dem Markt, aber die verbaute Einheit ist gut genug, um von mir noch eine Empfehlung zu bekommen.
Für das Touchpad hat sich Lenovo sehr viel Platz reserviert, wird der Maus-Ersatz doch aufgrund der Absenz eines Touchscreens zum wichtigsten Zeigergerät. Das Glas-Touchpad ist sowohl in der Höhe als auch in der Breite schön groß, sehr präzise und reagiert unglaublich zuverlässig auf die verschiedenen Multitouch-Gesten von Windows 10. Beim Touchpad gibt es nichts zu kritisieren. Einfach hervorragend.
Lenovo Yoga S730 – Performance und Software
Bei dem von uns getesteten Lenovo Yoga S730 handelt es sich um die Top-Variante ohne Touchscreen. Das Ultrabook ist somit mit einem Intel Core i7-8565U-Prozessor (Whiskey Lake), 16 Gigabyte Arbeitsspeicher und einer 1 Terabyte großen SSD ausgestattet. Regulär will der Hersteller hierfür knapp 1.500 Euro haben, aber die Straßenpreise sind näher bei der 1.300 Euro-Marke angesiedelt. Somit liegt das Yoga S730 rein von der gebotenen Hardware preislich deutlich unter der High-End Laptop-Konkurrenz.
Das Lenovo Yoga S730 ist in Sachen Performance typisch für Ultrabooks darauf optimiert, eher kühl und leise zu arbeiten anstatt bei höherer Last die Kühlsysteme sowie den Prozessor auf ihre Grenzen auszutesten. Entsprechend ist vor allem beim Arbeiten unter sehr hoher Last etwas thermal throttling bemerkbar.
Das bedeutet allerdings nicht, dass das Lenovo Yoga S730 aber dauerhaft vollkommen leise bleibt. Startet man eine anspruchsvollere Aufgabe, so dreht der Lüfter gelegentlich hörbar auf. Im Normalgebrauch passiert das beispielsweise dann, wenn man in Photoshop einen etwas ressourcenintensiveren Filter anwendet und das nur für diese wenigen Sekunden während der PC unter Volllast arbeitet. Im Alltag ist der Lüfter entweder gar nicht zu hören oder flüsterleise. Genug leise, um das Notebook problemlos unauffällig in einem Hörsaal, einer Bibliothek oder einem sehr langweiligen Büro zu verwenden.
CPU-Benchmarks
In unseren Benchmarks haben wir das Lenovo Yoga S730 mit verschiedener Benchmark-Software getestet und mit jener Konkurrenz verglichen, die hardwaremäßig dasselbe bietet. Hinter den Ergebnissen findet ihr auch die Preise der jeweiligen Geräte laut idealo.
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Geekbench:
- Single Core: 5100
- Multi Core: 14848
Vergleich:
- MacBook Pro 13 (i7-8559U): 5351 / 19298 – 3.349 €
- Surface Laptop 2 (i7-8650U): 4114 / 13254 – 2.560 €
- Dell XPS 13 (i7-8550U): 4762 / 14218 – 1.860 €
In Geekbench zeigt sich somit die leichte Überlegenheit des neueren Intel Core i7-Prozessors der Whiskey Lake-Generation gegenüber seinem Kaby Lake R-Vorgänger. Nur das MacBook Pro mit der höhergetakteten CPU schlägt das Lenovo Yoga S730 in diesem Benchmark.
Gaming-Benchmarks
- Cloud Gate 1.1: 9283 Punkte
- Time Spy: 449 Punkte
- Sky Diver: 4562 Punkte
- Night Raid: 5564
- Sky Diver Stress Test: 88,1 Prozent
Im Stress-Test zeigt sich, dass das Lenovo Yoga S730 die maximale Taktfrequenz von 4,2 GHz für weniger als 60 Sekunden halten kann bevor das Throttling unter Last beginnt. Nach etwa 50 Sekunden pendelte sich die Taktrate der CPU bei maximal 1,8 GHz ein während die Temperatur der GPU und CPU die 70 Grad Marke nicht überschreiten durfte. Es wird klar, dass Lenovo sich darauf konzentriert hat, das Notebook eher kühl und leise zu halten, wenn es auch unter Last steht. Der Lüfter war natürlich beim Benchmark unter Volllast natürlich zu hören in Form eines recht dezenten Rauschens.
Akkulaufzeit
Lenovo verbaut im Yoga S730 einen Akku mit einer Kapazität von 42 Wattstunden, womit dieser kleiner ist als bei der High-End sowie auch der oberen Mid-Range Konkurrenz. Das HP Spectre x360, das Dell XPS 13 sowie auch die Alternativen aus der oberen Mittelklasse wie das HP Envy 13, HP Envy x360 13 sowie auch das ASUS ZenBook 13 oder das ASUS ZenBook Flip haben allesamt größere Akkus.
Das Problem ist folgendes: All gelisteten Geräte der oberen Mittelklasse sind beim „klassischen“ Core i5/8/256-Modell günstiger als das Lenovo Yoga S730. Lenovo gibt beim Yoga S730 eine Laufzeit von bis zu 12 Stunden an, was ja gut genug sein sollte. Erzielt wurde dieser Wert natürlich über einen nicht mehr ganz zeitgemäßen Benchmark und dann eben auch beim leistungsschwächeren, effizienteren Modell.
In unserem Test hatten wir das Top-Modell ohne Touch-Display mit dem Core i7-Prozessor und 16 Gigabyte Arbeitsspeicher. Von den 12 Stunden ist man entsprechend weit entfernt, wenn auch bei alltäglicher Browser- und Office-Nutzung durchschinttlich sechs bis sieben Stunden möglich sind bei etwas mehr als 50 Prozent Helligkeit. Das ist überdurchschnittlich, aber relativ weit entfernt von den Werten der Konkurrenz und auch von den angegebenen 12 Stunden. Bei höchster Helligkeit sind es dann etwas mehr als 5 Stunden, was in Ordung geht für den Alltag und reicht auch für die meisten Anwender.
In unserem standardisierten Benchmark-Test, welcher einige alltägliche Nutzungsszenarien simuliert, kommt das Notebook allerdings nur auf 5 Stunden.
Lenovo bietet zwar ein Fast Charging-Feature an, welches das Gerät in knapp einer Stunde vollständig laden kann. Die Schnellladefunktion kann in der Lenovo Vantage-App konfiguriert werden. Dennoch muss sich Lenovo bei der Akkulaufzeit deutlich hinter der Konkurrenz einordnen.
Audio
Die Audioqualität am Lenovo Yoga S730 ist wirklich stark. Die Lautsprecher sind ausreichend laut, bieten einen sehr satten Sound und eine gute Qualität bis hin zur höchsten Lautstärkeeinstellung. Insgesamt bei Laptops ist die Soundqualität somit überdurchschnittlich, aber mit der High-End-Konkurrenz kann sich die Sound-Einheit im Lenovo Yoga S730 nicht messen.
Der Sound ist extrem basslastig und das liegt interessanterweise nicht an den verschiedenen verfügbaren Optionen wie Dolby Atmos-Sound oder anderen Einstellungen. Das Tuning ist standardmäßig extrem stark auf Bässe ausgelegt, was besonders ruhiger Musik sowie gesprochenem Text zu kräftig klingen lässt.
Kamera
Die HD-Webcam am Lenovo Yoga S730 leidet doch ein bisschen unter der geringen Platzverfügbarkeit oberhalb des Displays. Es ist keine großartige Kamera, aber für die meisten Nutzer dürfte sie gut genug sein.
Fazit
Das Lenovo Yoga S730 ist ein insgesamt gutes Ultrabook, das dünn, leicht und trotzdem sehr hochwertig verarbeitet ist. Das Notebook, welches Lenovo als Premium Flaggschiff-Killer positionieren möchte, beißt sich jedoch an der harten Konkurrenz in der oberen Mitteklasse die Zähne aus.
Es ist offensichtlich, wofür man beim Lenovo Yoga S730 zahlt und wo man dafür gewisse Einsparungen machen muss. Thunderbolt 3 mit 4 PCIe-Lanes, das helle Display, die geringfügig bessere Verarbeitung und geringere Tiefe als bei seiner Konkurrenz machen insgesamt den Kompromiss eines kleineren Akkus erforderlich.
Nachdem die Akkulaufzeit allerdings gut im oberen Durchschnitt angesiedelt ist, ist das Lenovo Yoga S730 eine durchaus solide Alternative zu Geräten wie dem HP Envy 13 oder ASUS ZenBook Flip. Insbesondere dann, wenn man zum Beispiel eine externe Grafikkarte verwenden will oder mehrere USB-Ports mit Thunderbolt 3-Anbindung eine zwingende Voraussetzung sind.
Preis-/Leistung und Empfehlung
Das Core i5-Modell ist, wie bereits bei der Akkulaufzeit erklärt, vom Preis-/Leistungsverhältnis womöglich nicht zwingend eine Alternative zu Geräten wie dem ASUS ZenBook Flip oder ZenBook S. Vergleich man allerdings das Top-Modell mit seiner Konkurrenz, fallen die Preis-Unterschiede deutlicher aus.
Bei Konfigurationen mit dem aktuellsten Intel Core i7-Prozessor und 16 Gigabyte Arbeitsspeicher spielt nämlich die obere Mittelklasse von HP und ASUS einfach nicht mehr so gut mit. Das Lenovo Yoga S730 in der Top-Ausstattung kostet hier nur 100 Euro mehr als das ASUS ZenBook 13, dem aber Thuderbolt 3 fehlt und das nur eine 512 Gigabyte SSD aufweist.
Die Alternativen im Top-Bereich heißen hier Dell XPS 13 oder MacBook Pro. Beide kann die Höchstkonfiguration des Lenovo Yoga S730 preislich ausstechen mit dem Kompromiss, dass es bei der Akkulaufzeit nicht zweistellig wird.