Manche Menschen werden es nie verstehen.
Heute habe ich wieder etwas gelesen, was mich mittlerweile nur noch müde mit dem Kopf schütteln lässt: ein Internetnutzer berichtete davon, dass er jetzt vermehrt auf Linux umsteigen, und irgendwann ganz auf Windows und Microsoft-Dienste verzichten will. So ein Vorgehen begrüße ich prinzipiell, nur war in dem Fall mal wieder die Wortwahl entscheidend:
„wegkommen von der Spionagesoftware Windoof und Onkel Billy von Microschrott.“
Windows ist für mich weder Spionagesoftware, noch kann Bill Gates was dafür, dass du Windows nutzt. Was viele nicht wissen, oder nicht begreifen möchten ist, dass Windows keine Spionagesoftware ist.
Die Definition von Spionage beschreibt Wikipedia wie folgt: „Spionage ist die meist verdeckte, mit nachrichtendienstlichen Mitteln und Methoden betriebene Beschaffung von Staatsgeheimnissen oder anderen Informationen über politische, militärische, wirtschaftliche, wissenschaftliche und andere Themen […]“
Dass Windows Informationen, sogenannte Telemetriedaten, auf amerikanische Server sendet ist kein Geheimnis, nur dass es sich dabei lediglich um technische Inhalte wie Systemspezifikationen handelt, die freiwillig an jeden Bug- und Crash-Report angehangen werden, passt vielen wohl nicht in die Argumentation.
Auch von verdecktem Sendeverhalten mit ausgeklügelten Mitteln die nur staatliche Organisationen verwenden können kann keine Rede sein. Microsoft selbst bietet ein Diagnostic-Tool an, mit welchem man die gesendeten Informationen auslesen kann.
Es ist offen dokumentiert, dass solche Daten erhoben werden und es steht zudem im Nutzungsvertrag von Microsoft drin, den jeder natürlich komplett gelesen hat, bevor er ihm zustimmte.
Von Spionage laut Definition ist hier also nichts zu sehen.
Es ist leicht, mit dem Finger auf andere zu zeigen, um die Schuld von sich abzuweisen.
Dass Microsoft auch ein Interesse an persönlichen Daten hat, versucht das Unternehmen nicht zu verstecken: Microsoft-Konto, OneDrive (wehe du willst verschlüsselte Dateien hochladen), Copilot…damit lassen sich schon ganz schön Steckbriefe füllen.
Wo hat dich Microsoft aber gezwungen, diese Dienste zu nutzen? Seine Office Dokumente auf OneDrive laden, seine Emails auf Outlook abrufen und Copilot nach der Lösung für die Hausaufgaben fragen, sich dann aber im Internet beschweren, Microsoft sammle zu viele Daten und spioniere dich aus?
Es gibt da ein schönes Sprichwort: wer A sagt, muss auch B sagen:
Bist du dagegen, dass ein ausländisches Unternehmen in deinen Dokumenten wühlt, deinen Bildschirm fotografiert oder Features einführt, welche zu nicht möchtest?
Dann hör auf, diese Dienste und deren Betriebssystem zu nutzen! Wenn dir eine Person im echten Leben blödkommt, quaselst du ja auch nicht mit ihr weiter und geht am Abend zusammen einen trinken.
Oft ist das neu gewählte Betriebssystem der „Freiheit“ dann ein Ubuntu, PopOS oder Linux Mint. Ich sage nicht, dass das eine schlechte Entscheidung ist, das Sendeverhalten reduziert sich drastisch und man bekommt mehr das, was man auch möchte, aber sich bei Microsoft über Telemetrie und ungewollte Features beschweren und dann Ubuntu nutzen…
Wenn jemand meint, er möchte Windows aus freien Stücken nutzen, dann ist das in Ordnung und niemand soll da reinreden. Nur sich danach lauthals zu beschweren, erscheint dann doch etwas ironisch.
Over and Out
– Boba Fett
Es war mehr als überfällig, das mal zu sagen.
Guten Morgen.
Ich verstehe deine Argumentation, aber ich kann ihr nur bedingt zustimmen.
Ich selber bin keine Technikmensch. Und ich bin durch Zufall auf dieser Webseite gelandet, und komme wegen der hilfreichen Informationen immer mal wieder zurück.
Während Corona wurd ein neuer Laptop fürs Homeschooling gekauft. Weil das Kind damit arbeitet und manchmal leider auch unbeaufsichtigt, muss der Rechner gelegentlich bereinigt/ neue aufgesetzt werden. OneButton Recovery ist ein Segen für mich.
Wenn Microsoft mich zwingt, eine OneDrive Konto anzulegen, damit ich meinen vor Jahren gekauften PC wieder in Betrieb nehmen kann (Der Grund, warum ich hier auf der Seite gelandet bin), dann muss man das irgendwie bezeichnen können.
Für Leute die einen Windows PC aus welchen Gründen auch immer nutzen müssen, aber keine Techniker sind, ist der Begriff Spionage treffend.
Und es gibt nicht nur Staatsspionage, sondern auch Produktspionage usw.
Wenn man im Duden nachschaut, heißt es:
Spionage, die
Bedeutung
Tätigkeit für einen Auftraggeber oder Interessenten, besonders eine fremde Macht, zur Auskundschaftung militärischer, politischer oder wirtschaftlicher Geheimnisse
Ein Auftraggeber (Microsoft) lässt wirtschaftliche Geheimnisse (welche Spiele/Apps können wir bewerben, welche Dienste/Hardware werden verwendet) auskundschaften => Spionage
Du sagst, man kann die übermittelten Daten prüfen, ich kann es nicht. Ich, wie viele andere auch, muss dem Unternehmen/Internet glauben, das es nur Telemetrie Daten sind.
Habe ich mein Einverständnis dazu gegeben? Nicht wirklich.
Kann ich es mit meinem Technikkenntnissen verhindern? Nicht wirklich.
Kann ich eine Verwendung von Microsoftprodukten ablehnen? Nicht wirklich. Zumindest solange mein Kind zur Schule geht..
Was bleibt? Meinem Unmut mit vielleicht nicht 100% treffenden Bezeichnungen kundtun.
Hallo, danke für deinen ausführlichen Kommentar! Freut mich immer, wenn man sieht, dass die Artikel auch wirkliche gelesen werden.
Ich kann zu deinen Punkten ein paar Dinge anmerken, ich hoffe auch, dass ich nicht zu sehr wiederhole, was schon im Kommentar steht.
Mit OneDrive Recovery meinst du wohl, dass nach dem Clean Install direkt OnDrive angeboten wird, dass die Daten wieder auf dem PC liegen.
Das Feature hat seinen Zweck und ist auch schön, dass du damit gut fährst, das ist ja in Ordnung.
Ein Zwang ist das aber keineswegs, es gibt genug Optionen und Tools, mit denen man seine Daten auf neue Instanzen übernehmen kann, eine separate Platte oder Partition, Sync-Tools wie Syncthing oder Backup Tools wie Duplicati oder GnuCopy (habe ich zu beiden schon einen Artikel hier gemacht, kannst du ja gerne mal reinschauen).
Man ist also keineswegs an OneDrive gebunden, du hast es für dich als sinnvoll entschieden, das ist legitim.
Ich habe angemerkt, dass ich ein Problem damit habe, dass jemand OneDrive nutz, sich dann aber über fehlenden Datenschutz und Sicherheit beschwert. Man steigt auch nicht in einen Polo und schimpft dann rum, dass der Porsche schneller ist, das kann man vorher sehen.
Wie angemerkt, Spionage ist es meiner und vieler Meinungen sowie laut Definition nicht, es wird nichts verheimlicht, es wird offen in den AGBs gesagt, dass Daten den PC verlassen.
Wenn du einfach auf weiter drückst, ohne die AGBs zu lesen, wozu du verplichtet bist, da es eine rechtliche Absicherung ist, dass du weißt, was der Service macht, sagst du „ja, so wie es da steht, damit bin ich fein.“
Wenn du das nicht bist, wiedersprichst du einem Vertrag und musst dann im Umkehrschluss die Software nicht nutzen, darfst dann aber keine Spezialbehandlung erwarten wenn du sie weiter nutzt (ich bin kein Jourist, das ist nur meine aktuell bekannte und logische Rechtslage).
Kurz: keine Spionage, weil es offen und klar von MS gesagt wurde.
Facebook spioniert dich auch nicht aus, sie sagen, dass sie personalisierte Profile erstellen. Es ist deren Geschäftsmodell, dem man zustimmt (wenn auch nachteilig für den Endkunden).
Spiele und Apps sowie Technik sind wohl eher weniger wirtschaftliche Geheimnisse, das bezieht sich auf schriftliche, bildliche und audio sowie geistliche Kreationen.
In der technischen Welt ist es leider nicht mal eben so für jeden möglich, alles zu prüfen und zu können, so ist das Auslesen der Telemetriedaten für Laien etwas komplexer, wenn auch nicht sonderlich schwer.
Das heißt aber nicht, dass es für das Argument spricht, es wäre nicht rechtens. Man hat die Pflicht, sich in Dinge reinzuarbeiten, wenn man diese können möchte, einem wird nicht alles in den Schoß gelegt. Die Optionen stehen, man kann sie ergreifen, macht man es nicht, muss man auf andere vertrauen und darf, wie oben, nicht sagen, es gäbe keine Kontrolle.
Zum letzten Abschnitt nochmals:
Hast du den AGBs zugestimmt? Ja, sonst hast du kein Windows am laufen.
Hast du dies egelesen? laut Vertrag ja, MS hat den Beweis, das laufende Windows. Es ist dein Unwissen über Taten, nicht das von MS, der Vertrag wurde dir vorgelegt.
Verhindern? Nun, wie im Text oben: nicht nutzen. Du musst MS und deren Dienste nicht nutzen, Schulen DÜRFEN keine Software vorschreiben, im Sinne der Gleichberechtigung des Lernens (Video-Konferenz-Systeme sind speziell, da habe ich keine rechtlichen Grundlagen zu). Egal ob Word, Writer, Editor, Latex…die Aufgabenlösung ist entscheidend, nicht das Format (was standard PDF sein soll und auch nicht abgelehnt werden darf, Ausnahmen bestätigen die Regel).
Kein Lehrer wird oder darf dein Kind benachteiligen, wenn sie überhaupt in der Lage sind, Computer technisch so zu bedienen, dass sie erkennen, welches Tool verwendet wurde…
Abschließend: ich will dir keinen reindrücken, ich schreibe nur meist etwas trocken-praktisch.
Ich hoffe ich konnte ein paar deiner Punkte weiter ausführen und klarstellen, dass man mehr Ursachen bei sich zu suchen hat, als bei MS.
Bei Fragen gerne einfach antworten, ich will das aber nicht zu einer Endlosdikussion werden lassen.
Für Backup Alternativen falls du OneDrive irgendwann doch nicht möchtest:
https://windowsarea.de/2024/01/gnucopy-komplettrundgang-durch-das-powertool/
https://windowsarea.de/2024/04/keine-angst-vor-backups-4-duplicati/
Oh, das ist mir in dem langen Text ein Bezeichnungsfehler unterlaufen. Ich meine OneKey Recovery. Ich muss nur eine Taste unter dem Laptop drücken und der Laptop ist wieder im Auslieferungszustand, auch die Persönliche Daten sind weg. Wir haben eine Externe Festplatte wo wichtige Dokumente gespeichert werden.
Ja, wir haben einen Virenscanner. Aber mein Sohn schafft es trotzdem immer mal wieder sich entweder etwas einzufangen, oder irgendwelche Systemdateien zu löschen, die irgendwie wichtig waren.
OneDrive nutzen wir nicht, da ich der Meinung bin, das Microsoft keine Persönlichen Daten von Kindern haben sollte. Bisher hatten wir das Notebook auch immer nur mit einem Offlinekonto und ohne App Store laufen.
Gibt es Alternativen, wenn von der Schule OneNote und Teams eingesetzt wird?
Und ja, ich habe die AGB gelesen. Beim ersten mal, als wir den PC mit Offline Konto aktiviert haben. Und ja, ich habe die AGBs auch gelesen, als Microsoft die Aktivierung nur mit Onlinekonto erlauben wollte. Woran ich mich störe ist, das Microsoft mit automatischen Updates Features aktiviert, die ich vorher explizit deaktiviert habe. Oder mir den Zugriff auf meine Hardware verweigert wird, wen ich dem Onlinekonto nicht zustimme, nur weil der Laptop zurückgesetzt wurde.
Ich persönlich empfinde das Ähnlich, als würde meine Werkstatt bei einem Reifenwechsel einfach eine Update bei beim Auto einspielen und mir danach sagen, sorry, du kannst nur noch fahren, wenn du dich online registrierst. Da nutzt es mir auch nichts, das ich die AGBs gelesen habe.
Und ja, ich versuche diese Dinge zu verstehen und mich einzuarbeiten. Sonst währe ich gar nicht hier auf der Seite gelandet.
Technisch mag der Begriff Spionage nicht 100% korrekt sein.
Und ich sage auch nicht, das das Vorgehen illegal ist.
Aber welcher Begriff ist dann korrekt?
Und muss ich alle Änderungen schweigend hinnehmen, weil ich zum jetzigen Zeitpunkt keine funktionierenden Alternativen gefunden habe?
Du kannst deinem Jüngling auch ein normales Nutzerkonto einrichten, ohne Systemrechte. Das Passwort behälst du natürlich geheim. Dann kann er nichts installieren oder ausführen, was Systemschaden verursacht.
Bei Teams wird es wohl schwer, wenn das für Videokonferenzen genutzt wird, gibts da wohl keine Alternative.
Man muss sich aber nicht diese wunderbare, mit Liebe programmierte Code-Sammlung installieren, ein Browser mit teams.com reicht vollkommen aus, nichts anderes ist die Anwendung auch. Chromium und Firefox haben damit beide keine Probleme.
Bei OneNote gibt es schon Alternativen:
LinWood Butterfly (aus der Windowsarea-Community)
Xournal++ (meine Empfehlung, sehr starkes Notes-Tool)
Man kann der Schule den Wunsch mitgeben, auf freie und Open-Source Software für den Online-Unterricht zu setzen, mit der Begründung des Datenschutzes und der Sicherheit der Kinder.
Oft findet man mit sowas ein offenes Ohr.