Als Nokia starb, wurde Newkia geboren. Mit dieser provokanten Kernaussage sorgt Thomas Zilliacus, Vorstandsvorsitzender und Gründer von Mobile FutureWorks sowie ehemaliger Nokia-Mitarbeiter, für Aufsehen. Was es mit Newkia auf sich hat, wird im Verlauf des Artikels dargelegt.
Zilliacus verbrachte 15 Jahre seines Lebens bei Nokia, davon sieben Jahre als CEO des Asien-Pazifik Gebiets. Er verließ das Unternehmen im Jahr 1993, unterstützte das finnische Unternehmen aber anschließend insgesamt drei Jahre als regionaler Berater. Wie bereits erwähnt, ist Zilliacus nun bei Mobile FutureWorks tätig, arbeitet dort allerdings mit Persönlichkeiten wie Jorma Nieminen, ehemalige Leitung von Nokias Handysparte, und Sven-Christer Nilsson, ehemaliger CEO bei Ericsson, zusammen.
In einem Interview mit ZDNet fand Zilliacus größtenteils kritische Worte im Zusammenhang mit Nokia und Microsofts mobilem Betriebssystem Windows Phone. So ist er zwar tatsächlich der Ansicht, dass Nokia bis zuletzt die weltweit besten Smartphones produziert hat und zieht als aktuelles Beispiel die Lumia-Reihe heran. Das Windows Phone OS werde hingegen von den Konsumenten abgelehnt, da es dem Betriebssystem an einem Ökosystem fehle und nicht ausreichend Apps zur Verfügung stehen. Diese aus dem Standardrepertoir entnommenen Argumente ergänzt er mit dem Hinweis auf den geringen Marktanteil von Windows Phone, weshalb Entwickler kein hinreichendes Interesse an der Plattform haben. Schließlich habe Microsoft ein generelles Imageproblem, denn das Unternehmen werde nicht als „sexy“ wahrgenommen, weshalb Entwickler es „cooler“ finden, für iOS und Android zu entwickeln.
Hierauf folgen einige Seitenhiebe in Richtung Stephen Elop, (noch) CEO bei Nokia, demzufolge die Übernahme den „völligen Fehlschlag der von ihm gewählten Windows Strategie“ reflektiere. Der Fehlentscheidung verleiht er Ausdruck, indem er auf die seiner Ansicht nach eingetretenen Folgen aufmerksam macht und verdeutlicht im gleichen Atemzug, dass der von Microsoft zu zahlende Kaufpreis lediglich 2% von Nokias Marktkapitalisierung vor 10 Jahren entspreche:
Nokia war vor gerade einmal drei Jahren der weltweite Marktführer in Bezug auf Handys und ist heute eine kleine und unbedeutende Marke.
– Thomas Zilliacus, Vorstandsvorsitzender bei Mobile FuturWorks
Nokias grundsätzliches Problem sieht er aber auch in der fernen Vergangenheit, respektive bevor die strategische Partnerschaft mit Microsoft eingegangen wurde. Das finnische Unternehmen habe den sich wandelnden Markt nicht erkannt und sei davon ausgegangen, dass es immer gewinnen werde. Nokia sei folglich unfähig gewesen, die Präferenzen der Konsumenten ergebnisorientiert einzuschätzen. Diesbezüglich führt der Ex-Nokianer erneut ein Beispiel an, das dem besseren Verständnis dienlich ist: Nokia hatte hiernach im Jahr 2003 einen Prototyp – neben weiteren – entwickelt, der dem späteren iPhone sehr ähnelte. Heute wissen wir, dass ein solches Smartphone aus dem Hause Nokia zu keiner Zeit eingeführt wurde, obwohl man Apple zu dem Zeitpunkt noch zuvorkommen konnte. Der Technikkonzern aus Cupertino veröffentlichte nämlich erst 4 Jahre im Anschluss das iPhone der ersten Generation. Dass Nokia die Idee damals aufgrund einer Fehldeutung der Marktnachfrage verwarf, kann Zilliacus aus verständlichen Gründen nicht nachvollziehen. Im Nachhinein ist die Sicht aber regelmäßig transparenter und deshalb objektiver.
Der vermeintlichen Fehlentwicklung versuchte Zilliacus durch den Kauf von Nokia und die Ausrichtung auf Android Einhalt zu gebieten, scheiterte indessen an den Mitteln; er fand nicht genügend Geldgeber.
Wenn die Übernahme nicht gelingt, ist die folgerichtige Konsequenz die Gründung eines eigenen Unternehmens, in diesem Fall „Newkia“. Richtig gelesen, Newkia ist Zilliacus‘ neuestes „Projekt“ bzw. Unternehmen, das „buchstäblich an dem Tag gegründet wurde, als die Pläne bezüglich Microsofts Übernahme von Nokias Handysparte bekannt gegeben wurden“.
Es war der Tag, an dem Nokia in Finnland gestorben ist und das neue Nokia kam als Newkia zur Welt.
– Thomas Zilliacus
Der Newkia-Gründer dankt Microsoft für die geplante Übernahme, da der Markteintritt seines Unternehmens dadurch erst ermöglicht, zumindest aber begünstigt wurde. So wolle Zilliacus Nokias Technologie bezogenes Know-how nun für sich gewinnen, indem er (ehemalige) Nokia-Mitarbeiter einstellt. Er kenne nämlich einige Personen unter ihnen, die von der Idee, ein Android basiertes „Nokia Smartphone“ zu produzieren, begeistert sind. Dabei habe er bereits ein Team, bestehend aus ehemaligen Nokia-Mitarbeitern, zusammengestellt und möchte an diesem Erfolg anknüpfen. Das kommt aus seiner Sicht dem Ausbau dieses Teams gleich und umfasst Mitarbeiter aus den Bereichen Smartphone-Design, Logistik bis hin zur Fertigung. Der Sitz des Unternehmens befinde sich in Singapur, wohingegen die Forschungs- und Entwicklungsabteilung in Finnland liegen wird.
Newkia möchte aus Nokias Know-how, Technologie und Design die weltweit besten Smartphones bauen, allerdings wird das Betriebssystem Android sein.
– Thomas Zilliacus
Nun ist selbstverständlich fraglich, welchen Erfolg Zilliacus sich von diesem Vorhaben verspricht. Die Einzelheiten, das heißt die zu erschließenden Märkte, die Produktionsmengen, das konkrete Portfolio, wurden noch nicht hinreichend festgelegt. Jedenfalls möchte Zilliacus das erste Smartphone innerhalb eines Jahres veröffentlichen, relativiert dieses Ziel aber durch den Verweis auf die erforderlichen Geldgeber und Mitarbeiter. An Optimismus fehlt es Zilliacus aber nicht, diesen stützt er auf Vorbilder wie Xiaomi Tech.
Das chinesische Unternehmen wurde im Jahr 2010 gegründet und hat sich innerhalb kurzer Zeit an die Spitze des chinesischen Markts gearbeitet. Den Erfolg erzielte Xiaomi auf der einen Seite durch das knappe Kalkulieren der Produktionsmengen, wodurch Überschüsse größtenteils vermieden werden. Auf der anderen Seite bietet der Hersteller seine Android Smartphones fast zum Selbstkostenpreis an und gleicht den (nahezu) Verzicht auf die Gewinnmargen durch die Bündelung von eigenen Diensten mit der Hardware aus. Das jüngst vorgestellte Smartphone trägt den Namen Xiaomi MIUI MI3 und weist in vielerlei Hinsicht Ähnlichkeiten zu Nokias Lumia Design sowie zur Vermarktung auf. Die Erfolgsgeschichte des Unternehmens – besonders in Bezug auf Apple und Samsung – lässt sich auch bei den Kollegen von Mobilegeeks nachlesen, wobei an dieser Stelle ein weiterer Aspekt aufgegriffen werden soll.
Xiaomi greift mit dem MI3 nicht das erste Mal auf Designideen anderer Unternehmen zurück, denn das vor kurzem angekündigte Smart TV besitzt Spielkontroller, die den intelligenten Fernseher in eine Android-basierte Spielkonsole verwandeln. Interessant ist insbesondere der Kontroller, dessen Ähnlichkeit zu Microsofts Xbox 360/One Kontrollern sich geradezu aufdrängt.
Folglich will Thomas Zilliacus alles anders, richtig, kundenorientiert und besser machen. Wir blicken mit Spannung auf die Entstehung und Entwicklung Newkias. Wichtiger noch sind eure Meinungen zu Zilliacus‘ Vorhaben.