Während Microsoft und seine ehemaligen Mitarbeiter wiederholt rege, überaus konträre Diskussionen über grundlegende (Design-)Prinzipien von Windows auslösen, drohen scheinbar nebensächliche Entwicklungen aus dem Fokus zu geraten. Dies möchten wir vermeiden und widmen diesen vermeintlichen Nebensächlichkeiten einen zusammenfassenden Beitrag, welcher sich sowohl mit Windows 10 für Smartphones als auch mit der 32GB-Variante des Surface 3, neuen Apps und Games, Cortana für Android und schließlich Outlook.com beschäftigen wird.
Windows 10 für Smartphones
Microsoft fährt seit jeher eine klare Linie, wenn es um das Design der eigenen Betriebssysteme geht. Sei es auf dem Smartphone, Desktop oder Tablet: Modern UI (ehemals „Metro“) prägt das Benutzererlebnis auf allen Geräteklassen nahezu konsequent. Zwar bestehen gerätespezifische Ungleichheiten, sie ändern aber nichts am gemeinsamen Kern, den Microsoft in Anlehnung an Antoine de Saint-Exupéry wie folgt beschreibt:
Vollkommenheit entsteht dann, wenn man nichts mehr wegnehmen kann. Einfachheit führt zu Schönheit, jedoch gleichzeitig auch zu mehr Benutzerfreundlichkeit.
Die radikalste Ausprägung dieses (Design-)Verständnisses wäre die Identität des Inhalts mit der Benutzeroberfläche („content is UI“), was in Windows Phone 7 Zeiten sogar teilweise der Realität entsprach. Das Resultat dessen war und ist eine äußerst flache grafische Oberfläche, die sich wegen ihres außergewöhnlichen Erscheinungsbildes von der starken Konkurrenz ohne Weiteres abgrenzt. Seit Windows Phone 8 und insbesondere mit dem geplanten Windows 10 für Smartphones und sonstige Geräte scheint Microsoft sich indes vom Alleingang und den strikten Vorgaben zu trennen. Dies geschieht unter der Bezeichnung Microsoft Design Language 2.0 (MDL2), welche jede Ebene des Betriebssystems durchdringt und gerade nicht beim sogenannten Hamburger-Menü Halt macht. Der Wandel zeigt sich besonders gut an einer vergleichenden Grafik, in der Martin Anderson Windows Phone 8.1, Windows 8.1, Windows 10 für PCs und Windows 10 für mobile Endgeräte gegenüberstellt.
Ein verweilender Blick verrät nicht nur zum Teil signifikante Unterschiede zwischen Windows 10 und Windows (Phone) 8.1, sondern auch die beeindruckende Angleichung zwischen Windows 10 für Smartphones und Desktop-Geräte. Die oben zu sehende Grafik ist übrigens die verkleinerte Variante, in voller Auflösung ist sie hier (Alternativ-Link) zu finden.
Passend zum Thema ist jüngst ein chinesisches Video zu einer bisher unveröffentlichten Build-Version der Technical Preview von Windows 10 für Smartphones aufgetaucht. Sie trägt die Versionsnummer 12544 und ist somit weit aktueller als die heute über das Insider-Programm veröffentlichte Version 10052. Das Video präsentiert unter anderem das neue Erscheinungsbild des Windows Phone Stores, die Lumia Camera 5.5 Anwendung mit erheblichen Verbesserungen, die bereits angekündigten universellen Office Apps wie Word und OneNote, ein Mehr an Akzentfarben und die Möglichkeit, die Transparenz des Hintergrundbildes nach eigenem Belieben einzustellen. Im Folgenden eine Übersicht der wichtigsten Abschnitte im Video:
- 0:35 – Transparenz-Einstellungen für den Startbildschirm
- 0:55 – Neue Akzentfarben (insgesamt 48)
- 1:04 – Spartan Build-10061
- 1:25 – Lumia Camera 5.5 mit Schnellstart auf dem Lumia 1020.
- 1:53 – Neuer Windows Store (Beta)
- 2:55 – Neue Word und OneNote Apps für Windows 10
Surface 3 – 32GB Variante für Bildungseinrichtungen
Nach der offiziellen Präsentation des Surface 3 und der Ausweitung der 10%-Rabattaktion für Schüler, Studenten und Lehrkräfte auf ebendieses Modell verlautbarte Microsoft heute im hauseigenen Surface-Blog einen weiteren Kunstgriff zur Steigerung der Marktanteile. Der Soft- und Hardware-Riese wird nämlich exklusiv für Bildungseinrichtungen ein Modell mit lediglich 32GB-Speicher und 2GB RAM anbieten, während sonstige Käufergruppen sich wahlweise zwischen 2GB RAM und 64GB SSD Speicher oder 4GB RAM und 128GB Speicher entscheiden müssen. Die günstigste Ausführung des Surface 3 kostet im Handel 599 Euro. Der Preis der 32GB-Variante für Bildungseinrichtungen wird zwar noch nicht offiziell kommuniziert, laut den uns vorliegenden Informationen wird das Surface 3 (32GB) in Verbindung mit Stift und Tastatur aber 579€ kosten.
Apps & Games
Neben etlichen kleineren Updates für namhafte Anwendungen wie Opera Mini (Beta), Photosynth und BBM (Beta) feiert der Windows Phone Store interessante Neuerscheinungen: Vor Kurzem hat das Entwickler Studio Nival Inc. mit InMind VR das erste Virtual Reality-Spiel für Windows Phone veröffentlicht, das kompatibel mit Google Cardboard ist. Bei Google Cardboard handelt es sich um eine Halterung aus Karton, die prinzipiell aus jedem Smartphone eine Virtual Reality-Brille macht. Allerdings stellt Google selbst keine Brillen her. Vielmehr entwarf der Konzern die Brille, präsentierte sie im Rahmen der I/O 2014 und stellt eine Anleitung nebst der benötigten Komponenten interessieren Herstellern zur Verfügung. In der folge existieren heute unzählige Versionen des Google Cardboards, die sich beispielsweise bei Amazon für kleines Geld erwerben lassen.
InMind VR führt den Spieler ins Gehirn eines Patienten und hat zum Ziel, diejenigen Neuronen zu finden, welche psychische Störungen beim Patienten verursachen. Gemäß der Spielbeschreibung entspricht das Game zumindest im jetzigen Zustand einer Demo und erfordert mindestens 1 GB RAM. In der virtuellen Realität ist es außerdem ratsam, Smartphones mit Gyroskop-Sensoren zu verwenden.
InMind VR (kostenlos) – ab Windows Phone 8.1
Ebenfalls von Bedeutung dürfte der Umstand sein, dass eine zweite Version (Store-Link) der Microsoft Health App kürzlich im Windows Phone Store aufgetaucht ist. Diese unterscheidet sich in zwei wesentlichen Punkten von der bereits erhältlichen Health-App für das Microsoft Band: Zum einen dient sie zurzeit ausschließlich internen Testzwecken, zum anderen weist sie ein neues, vielseitiges Logo auf.
Denn mittlerweile ziert ein aus Kacheln zusammengelegtes weißes Herz die Store-Kachel, was der tatsächlichen Zielsetzung des Unternehmens eher gerecht wird. Microsoft beabsichtigt nämlich, Health als universelle Plattform zu etablieren, die nicht auf das Microsoft Band beschränkt ist und somit geräteunabhängig funktioniert.
Microsoft Health is designed to work with you, no matter what phone you have, device you wear, or service you use.
Aus dem Grund überrascht es kaum, dass eine neue Version der Health App sich bereits in Entwicklung befindet. Ob sie die aktuelle Version letzten Endes ersetzen oder als separate Anwendung erscheinen wird, ist zwar noch nicht bekannt. Angesichts des Eintrags im Microsoft Store ist die erstgenannte Option zumindest wahrscheinlicher. Den ersten Schritt in die Richtung einer universellen Plattform wagt Microsoft übrigens schon in den kommenden Wochen. Das Unternehmen kündigte im Lumia Conversations Blog an, dass Nutzer der Health App innerhalb der nächsten Wochen mithilfe von Smartphone-Sensoren ihre tägliche Schrittzahl und den täglichen Kalorienverbrauch messen werden können. Mit anderen Worten: Windows Phone-, Android- und iOS-Anwender werden für die Messung der Schritte und Kalorien über die Health App nicht mehr das Band oder andere Wearables benötigen, sofern die folgenden Hardware-Voraussetzungen erfüllt sind:
- iOS: iPhone 5s und aufwärts
- Android: Android 4.4+ mit Unterstützung für die „Step Counter API“
- Windows Phone: Lumia Geräte mit Sensor Core V1+ und Cyan Firmware
Outlook.com – Redesign
Doch auch an der Office- und Outlook-Front macht sich Regsamkeit bemerkbar. Neben den jüngsten Entwicklungen in Bezug auf die Versionen für Windows 10 und Android macht man sich in Redmond auch Gedanken über Outlook.com und das zugehörige Startmenü: Erste Eindrücke von den anstehenden Änderungen ermöglicht uns ein Screenshot (s.u.) aus dem internen Beta-Test. Demzufolge werden nicht nur neue Kontakte- und OneDrive-Symbole sowie Live Tiles Einzug in das Startmenü finden. Vielmehr wird Outlook.com künftig den Markennamen „Outlook Mail“ tragen, die Office Online Anwendungen werden ihr „Online“-Suffix ablegen und Microsofts Sway gesellt sich zu den vorhandenen Online-Diensten.
Portaña: Cortana läuft auf Android
Richtig, unsere lieb gewonnene Cortana hat es ins Android-Lager verschlagen. Allerdings musste ihr die unter dem Namen OrangeSec bekannte italienische Hackergruppe dabei behilflich sein. Damit nicht genug, wurde die digitale Assistentin Portaña getauft – was offensichtlich von den beiden Begriffen „Portierung“ und „Cortana“ herrührt – und in ihrer zweckentfremdeten neuen Gestalt auf der Android-Konferenz namens Droidcon präsentiert.
Es ist jedoch keine Portierung im engeren Sinne, sondern allem Anschein nach bloß eine Anwendung, die mit Cortanas Backend kommunizieren kann. Dies zeigt sich auch daran, dass das gezeigte Cortana-Pendant nur italienisch spricht, ohne aktive Internet-Verbindung keine Funktion aufweist und nicht dermaßen in das Betriebssystem integriert ist, wie es bei Windows Phone der Fall ist. Eine Erwähnung ist der Versuch, Cortana auf andere Betriebssysteme zu portieren, aber durchaus wert. Zumal Microsoft im März dieses Jahres schon anklingen ließ, dass Cortana ganz im Sinne der „Mobile first, Cloud first“-Strategie auch für iOS und Android erscheinen wird.
Quellen: Martin Anderson (Twitter), Surface Blog, Neowin, VentureBeat, Lumia Conversations| Bildquelle: istartedsomething.com, Long Zheng |Enthält Partnerlinks