Am 10. Juni 2017 schrieb ich auf WindowsArea.de einen Kommentar darüber, dass alle neuen Smartphones dem iPhone 7 verblüffend ähnlich sehen.
Nun ist das iPhone 7 zweifellos kein schlechtes oder gar hässliches Smartphone. Ich persönlich habe daran nur die Auswölbung der Kamera zu kritisieren, ganz einfach, weil das Smartphone somit nicht flach am Tisch liegt.
Huawei, OnePlus, HTC und Google sind allesamt auf diesen Zug aufgesprungen, manche mehr, manche weniger. Einige haben sich sogar darum bemüht, die unübersichtlichen Einstellungen von iOS exakt in Android zu replizieren.
iPhone X – Beschämende Einfallslosigkeit
Das iPhone X hat mit der „Notch“ am oberen Rand des Displays für ordentlich Aufsehen gesorgt. Diese kleine Auslassung in einem sonst rahmenlosen Design beinhaltet Hardware, die Apple sonst nirgends unterbringen konnte. Dazu zählen die Sensoren für die Gesichtserkennung, die Frontkamera sowie die Hörermuschel.
Gibt es andere Optionen? Selbstverständlich und die Hersteller haben es bislang nie anders gemacht. Das Essential Phone hatte als erstes diese „Notch“, wo eben nur die Frontkamera im Display „ausgeschnitten“ war. Hat es irgendeinen Hersteller gekümmert? Überhaupt nicht.
Kaum kommt Apple mit dieser „Innovation“ in Form von erstaunlich hässlichen Industrial Design an, hat scheinbar die gesamte Android-Welt nichts Klügeres im Sinn, als diesen Kompromiss eines rahmenlosen Smartphones einfallslos zu kopieren.
Die Android-Welt macht sich lächerlich
Hersteller aller Größen kopieren das iPhone X schamlos. Google hat in Android 8 offiziell die Unterstützung für die „Notch“ hinzugefügt und die einfallslosen Android-Hersteller wissen das auch sehr zu schätzen. Kleinere China-Hersteller, wie Noa, Doogee und Leagoo haben allesamt ihre Klone des iPhone X präsentiert.
ASUS hat unserer Meinung nach allerdings den Vogel an Lächerlichkeit abgeschossen. Der PC- und Smartphone-Hersteller hat nicht nur die „Notch“ an der Front kopiert, sondern auch die Rückseite des iPhone X abgekupfert. Die Position der Kamera ist exakt dieselbe und sie steht auch ähnlich weit heraus, wie beim Apple-Smartphone. Und im Gegensatz zu den kleinen chinesischen Herstellern, die durch einen solchen Klon um mediale Aufmerksamkeit ringen, meint ASUS das auch 100 Prozent ernst. Der Hersteller erklärte im Zuge der Pressekonferenz sogar, dass es eine 26 Prozent kleinere „Notch“ hat als das „Fruit Phone X“.
Das OnePlus 6 soll aktuellen Leaks zufolge ebenfalls bald dem iPhone X ähneln. Damit hätte der einst für Innovation bekannte Android-Hersteller bereits in der zweiten Generation in Folge das Apple iPhone kopiert. Als Designer würde ich mich schämen, diese Kopie in meinem Lebenslauf nennen zu müssen.
Kompromisse kopieren
Dabei ist die „Notch“ bei all diesen Geräten gar nicht notwendig. Die Hörermuschel kann man hinter dem Display verstecken, wie es LG bei den eigenen OLED-TVs macht und die Frontkamera kann man beispielsweise neben qualitativen Lautsprechern an der Front platzieren oder in einer Ecke verstecken bei abgerundeten Displays. Innovativ könnte man ausnahmsweise sein.
Apple hätte das iPhone X wahrscheinlich am liebsten ohne diese „Notch“ ausgeliefert mit einem schönen, komplett rahmenlosen Display. Sie ist das Resultat eines Kompromisses, keines wirklich schönen jedenfalls.
Dieser Kompromiss ist ein Fehler am iPhone X, den Apple einfach nicht beheben konnte. Hätte man den Fingerabdruck-Sensor unter das Display bringen können, gäbe es wohl kein FaceID. Und anstatt sich darum zu bemühen, aus den Fehlern der Konkurrenz zu lernen, kopiert man sogar die Unzulänglichkeiten ihrer Geräte. Und das auch noch schlecht, denn in vielen Apps, beim ASUS ZenPhone sogar in manchen vorinstallierten System-Apps wird neben der Notch ein schwarzer Rahmen angezeigt. Das ist ein Armutszeugnis für die Android-Welt, angeführt von Google, wo so etwas ermöglicht wird.
Das ist so, als würde Apple die Scharnier-Spalte vom Surface Book kopieren in einem ganz normalen Laptop. Es wäre lächerlich. Und genau das sind ASUS, OnePlus und wie sie alle heißen auch.
Smartphone-Designs stagnieren
Diese wenigen schlechten Beispiele zeichnen ein trauriges Bild einer sehr einfallslosen Smartphone-Welt, die Samsung offenbar das exklusive Recht für Innovationen vererbt hat.
Samsung muss man dafür zweifellos loben. Man hätte zwar den Einstieg in den Smartphone-Markt ohne die Kopie von Apple-Smartphones nicht geschafft, hat sich in den letzten Jahren allerdings von dieser Philosophie getrennt.
Es braucht wieder neue Konzepte und frische Ideen im Smartphone-Markt. Dass man mittlerweile selbst Unzulänglichkeiten der Konkurrenz kopiert, nur, um nicht anders zu sein, verdeutlicht, wie es momentan um den stagnierenden Smartphone-Markt steht.
Es wird Zeit für Neues.