Microsoft hat kürzlich ein neues Betriebssystem vorgestellt, was von der Weltöffentlichkeit praktisch unbemerkt blieb, da das Thema für die meisten Blogs so kompliziert wie uninteressant ist: Es geht um Azure Sphere OS. Und bevor auch euch die Augen zufallen, sei dazu gesagt, dass es das erste Linux-basierte Betriebssystem von Microsoft ist.
Hierbei handelt es sich um ein System für kleine, IoT-basierte Geräte. Hierzu zählen Kühlschränke, Toaster, Kaffeemaschinen, Lautsprecher, Glühbirnen, usw.. Selbst Microsoft muss eingestehen: Für diesen Zweck ist Linux besser geeignet als ein riesiges Windows-System. Selbst Windows 10 IoT ist dafür zu aufgebläht. So weit so gut. Jeder, der Windows kennt, ist sich darüber im Klaren. Große Sache für Microsoft, doch im IoT-Bereich ist eher zweitrangig, welches Betriebssystem und welcher Prozessor in den Geräten steckt. Wichtig ist, dass die Geräte mit Microsofts Cloud-Infrastruktur verbunden sind.
Was ist Google Fuchsia?
Die ganze Welt setzt mittlerweile auf Linux. Selbst Microsoft greift auf die quelloffene Plattform zurück anstatt auf eine eigene Windows-basierte Lösung, wie es in der Vergangenheit üblich war. Dennoch entscheidet sich Google im neuesten Vorhaben bewusst gegen Linux.
Bei Google Fuchsia handelt es sich um ein neues Betriebssystem des Suchmaschinengiganten, welches für Infotainment-Systeme, Embedded-Geräte (zum Beispiel Ampeln, Digitaluhren, usw.) sowie auch Smartphones, Tablets und PCs gedacht ist. Google Fuchsia kann laut neuesten Informationen auch Android-Apps ausführen und ist somit direkt mit einer der größten mobilen Software-Plattformen der Welt kompatibel. Das ist jedenfalls eine gute Basis für das Betriebssystem und mit entsprechenden Schnittstellen möglicherweise auch für den Windows-PC gefährlich. Momentan ist letzteres aber Spekulation, denn es ist unklar, in welchem Bereich Google Fuchsia künftig einsetzen will.
Was kann Google Fuchsia?
Abgesehen von der Kompatibilität zu Android-Apps und der Tatsache, dass die neue Plattform für eine Reihe unterschiedlicher Gerätekategorien gedacht ist, sind nicht allzu viele Details dazu bekannt. Google Fuchsia konnte allerdings bereits kompiliert und auf dem Google Pixelbook ausgeführt werden. Momentan findet man allerdings nur ein schön und modern aussehendes Beta-Betriebssystem vor samt Browser und Einstellungen, welches allerdings zwischen Smartphone- und Tablet-Modus skalieren kann.
Der technische Hintergrund von Google Fuchsia ist allerdings besonders spannend: Das neueste Google-Betriebssystem basiert nämlich – wie bereits erwähnt – nicht auf Linux, sondern auf einem neuen, von Google entwickelten Kernel namens Zircon. Im Gegensatz zu Linux handelt es sich hierbei nicht um einen monolitischen Kernel, sondern man nutzt die modernere Microkernel-Architektur. Beim monolitischen Kernel ist nicht nur die Speicher- und Prozessorverwaltung ein Teil des Kernels, sondern auch die Kommunikation zwischen Prozessen sowie die Treiber für unterschiedliche Hardware-Komponenten. Die Microkernel-Architektur basiert auf mehreren Komponenten, welche außerhalb des Kernels ausgeführt werden können.
Während Google Fuchsia grundsätzlich mit Android-Apps kompatibel ist, wird für die Entwicklung von Anwendungen auf dem Flutter-Framework basieren.
Google Fuchsia – Kommt Google Windows Core OS zuvor?
Wenn man sich die Details zu Google Fuchsia vor Augen führt, klingt die Sache nach einer Google’schen Alternative zu Windows Core OS bzw. Andromeda OS von Microsoft.
Nur, dass Google sich momentan in einer deutlich besseren Ausgangsposition befindet: Während Microsoft für ein schlankes, modernes Betriebssystem unzählige wichtige Windows-Komponenten entfernen müsste, kann Google langsam auf den bestehenden Technologien aufbauen und muss praktisch keine Kompromisse dabei machen. Ein schlankes System ist mit Kompatibilität zu Desktop-Programmen vor allem auf mobilen Geräten sowie Infotainment-Systemen nicht vereinbar. Ohne diese Kompatibilität stehen die Redmonder allerdings ohne Ökosystem da.
Google Fuchsia befindet sich bereits seit August 2016 in aktiver Entwicklung und erste Resultate können bereits betrachtet werden. Weiterhin möchte Google nicht über Fuchsia sprechen und womöglich wird man das Schweigen während der diesjährigen Google I/O-Entwicklerkonferenz nicht brechen.
Google hat im Rennen um die nächste Betriebssystem-Generation, wo es um eine Plattform für viele unterschiedliche Formfaktoren geht, momentan dank der Dominanz im mobilen Bereich die besseren Karten. Google Fuchsia kann allerdings nicht nur eine große Gefahr für Microsoft im Desktop-Bereich werden, sondern könnte ernste Konkurrenz für Linux im IoT-Bereich bedeuten. Fuchsia kann in Autos, in Embedded-Geräten, IoT- sowie auch Smartphones, PCs und Tablets genutzt werden. Eine Welt, angetrieben von einem Google-Betriebssystem wäre daneben auch eine große Gefahr für Microsofts Cloud-Ambitionen im IoT– und Connected Car-Segment.
Microsoft steht mit Windows vor der großen Aufgabe, ein Ökosystem rund um die eigene Plattform zu etablieren. Dies wird nur mit einer modularen Plattform funktionieren, welche die Stärken einer modernen Plattform mit der Kompatibilität zu Desktop-Programmen kombiniert. Windows Core OS scheint man genau auf dieses Ziel hinzuarbeiten.
Was haltet ihr von Google Fuchsia? Wird es ein Android-Nachfolger? Wird es ein Desktop-System oder ein ernster Konkurrent im IoT-Bereich?