Google ist bereits seit Jahren im Visier der Kartellämter dieser Welt. Das Unternehmen nutzt regelmäßig die eigene Monopolstellung in diversen Bereichen aus, um Konkurrenten zu schwächen. Microsoft und Amazon haben die Macht dieses Monopols in der Vergangenheit bereits zu spüren bekommen. Die Ermittlungen gegen den Konzern laufen seit Jahren und in Russland gab es sogar vor einigen Monaten bereits ein Ergebnis, das Google nun dazu zwingt, die Installation von konkurrierender Software auf Android-Smartphones zu gestatten.
In der Europäischen Union wurde Google in der Vergangenheit für die eigenen Praktiken mit Android stets kritisch beäugt, allerdings bislang nicht abgestraft. Laut EU-Kommissarin für Wettbewerb Margarethe Vestager könnte sich dies demnächst schon ändern. Sie teilte gegenüber Medien nämlich mit, dass die EU bereit sei, die negativen Ergebnisse der Ermittlung gegen Google in den kommenden Wochen öffentlich zu machen.
Google-Bündelung in Android
Google wurde bereits für die unfairen Praktiken mit Google Shopping abgestraft. Nun muss Google für die jahrelangen Wettbewerbsverstöße in Verbindung mit Android gerade stehen. Konkret geht es der EU Kommission um die erzwungene Bündelung von Google-Diensten mit jedem Android-Smartphone sowie auch die finanziellen Boni für Unternehmen, welche die Google-Suche exklusiv auf ihre Geräte installieren.
Der größte Kritikpunkt ist der Zwang, sämtliche Google-Dienste auf neue Android-Smartphones installieren zu müssen. Android ist zwar Open Source und grundsätzlich für die Hersteller kostenlos verfügbar. Wer allerdings den Google PlayStore auf den Geräten haben will, muss auch Google Plus, Google Drive, Gmail, YouTube, die Google Suche und alle anderen Google-Dienste ebenfalls installieren. Auf dieser Bündelung basiert zwar das Geschäftsmodell von Google, allerdings hat die EU bereits in der Vergangenheit gezeigt, dass ihr die gezwungene Bündelung von Software ein Dorn im Auge sind.
Der Zugang zum Google PlayStore ist heute für die Nutzung eines Android-Geräts praktisch unabdinglich. Nutzer haben sonst kaum Möglichkeiten, Anwendungen für ihre Smartphones zu installieren. Gleichzeitig erschwert diese Bündelung den Herstellern, andere Betriebssysteme auf ihren Smartphones anzubieten. Dadurch, dass Google mit dem PlayStore zur Installation aller Google-Dienste verpflichtet, verschafft sich das Unternehmen einen klaren Wettbewerbsvorteil.
Außerdem hat Google die Smartphone-Hersteller immer wieder dafür bezahlt, die Google Suche exklusiv auf den Smartphones bereitzustellen. OEMs hätten zwar die Möglichkeit gehabt, auch Bing auf Geräten vorzuinstallieren, doch wurde dies meist durch eine Zahlung von Google unterbunden. Derartige Verträge sind rechtswidrig und auch dafür soll der Konzern von der EU abgestraft werden.
Bis zu 11 Milliarden Dollar Strafe für Google ist möglich
Google hat in den letzten Jahren enorm von diesen illegalen Praktiken profitiert und konnte Android zum weltweit führenden Betriebssystem etablieren. Während Google das angeblich offene Android-System den Herstellern kostenlos anbietet, hat der Konzern vor allem durch die unter Android gesammelten Nutzerdaten das größte Werbenetzwerk der Welt aufbauen können.
Die EU kann eine Strafe von bis zu 10 Prozent des Jahresumsatzes verhängen und man war in der Vergangenheit nicht zimperlich im Verhängen von Rekordstrafen. Im Falle von Google wären bis zu 11 Milliarden US-Dollar möglich. Die EU dürfte in den kommenden Wochen nähere Informationen zu diesem Fall veröffentlichen.
Quelle: New York Times