
Zu Neujahr hat Huawei auf Twitter seinen Followern ein frohes neues Jahr gewünscht. Während das üblicherweise kein Problem sein sollte, bemerkten Nutzer rasch, dass der Tweet von einem iPhone abgesetzt wurde.
Nachdem Apple und Huawei im Smartphone-Markt harte Konkurrenten sind, ist die Sache für den chinesischen Hersteller natürlich etwas peinlich. Grund genug, die verantwortlichen Mitarbeiter hart zu strafen. Ihre Gehälter wurden um 5.000 chinesischen Yuan gekürzt (ungefähr 700 Euro) und ein Mitarbeiter bekommt für ein Jahr keine Beförderung mehr. Für den Fehler konnten die Mitarbeiter nichts, hieß es in einer Stellungnahme. Grund für den Tweet vom iPhone sei ein Problem der Agentur gewesen, die nicht auf die Computer zugreifen konnten. Um den Tweet dennoch rechtzeitig veröffentlichen zu können, schnappte man sich eben ein iPhone.

Diese Reaktion wird nun medial natürlich kritisiert und als überhart angesehen. Klug ist der Schritt von Huawei aus Social Media-Sicht ohnehin nicht, denn man schafft damit nur erneut News rund um ein Thema, das schon vorgestern vergessen war.
Microsoft tickt anders
Interessant ist die Sache für uns allerdings in Anbetracht der kulturellen Unterschiede innerhalb der Unternehmen. Joe Belfiore, Dona Sarkar und sogar Satya Nadella nutzen allesamt seit Jahren Smartphones der Konkurrenz während man bis heute zumindest offiziell noch ein eigenes mobiles Betriebssystem unterstützt. Der ehemalige Windows Phone-Chef nutzt sogar noch ein Samsung-Smartphone mit Android. Für Microsoft war das allerdings auch nie wirklich ein Problem. Selbst während Microsofts Build-Konferenz, der größten Entwicklerkonferenz des Unternehmens, nutzten einige Manager ganz offen den Google Chrome-Browser.
> Nachlese: Microsoft-Mitarbeiter installiert Chrome während Präsentation, weil Edge dauernd abstürzt
In Anbetracht dieser Tatsachen muss man natürlich fragen, ob dieses Denken unter Umständen Huawei etwas näher zum Smartphone-Erfolg gebracht hat als Microsoft.


Versteh ich nicht … wenn die Mitarbeiter nichts dafür konnten, warum werden sie dann bestraft?
Sie konnten da sehr wohl etwas dafür, aber die Unternehmensführung redete sich eben auf notwendiges Reagieren in einer Situation „höherer Gewalt“ aus. Bloß ein verschämt notdürftiger Erklärungsversuch für die Öffentlichkeit zwecks Image-Schadensbegrenzung…
Müsste eigentlich so gehandhabt werden:
Innerhalb des Unternehmens und zuhause in familiärer Umgebung volle Freiheit bei der Gerätenutzung, aber in der Öffentlichkeit keine oder nur vollkommen unsichtbare Nutzung konkurrierender Systeme! Bei Zuwiderhandeln Entlassung nach einmaliger Verwarnung.
Wenn das eigene Produkt so schlecht ist, dass es selbst die eigenen Mitarbeiter seit Jahren nicht (mehr) nutzen (möchten), braucht man sich nicht zu wundern, wieso es dieses Produkt (bald) nicht mehr gibt.
Dona Sarkar: „Aktuell habe ich ein Samsung Galaxy S8 und ein iPhone 7. Das iPhone gefällt mir sehr. Die Apps funktionieren super.“ Oktober 2017
Ganz meine Meinung. Warum soll ich als Kunde ein Produkt kaufen, dass offenbar nicht mal die Mitarbeiter des Herstellers nutzen? Vielleicht wird dieses Schicksal auch Windows selber ereilen, denn auf Summits und anderen Veranstaltungen laufen MS-Mitarbeiter inzwischen offen mit Applegeräte herum.
Solches Verhalten entspricht eben der neuen (nicht gerade ganz freiwillig) propagierten Philosophie der Offenheit… und wird Microsoft auf das Niveau von bloß einem Unternehmen unter vielen herabsinken lassen…
Dona ist nach meinem Empfinden auch nicht emotional auf ewig untrennbar mit Microsoft verbunden… Ihre Interessen erstrecken sich da auch auf andere branchenfremde Gebiete…
Während Palmer damals zumindest noch symbolisch, temperament- und humorvoll auf das iPhone eines Mitarbeiters medial wirksam einstampfte, benutzten Joe, Dona und Satya die Geräte der Konkurrenz (wohl mit Billigung) auch schon ganz ungeniert in der Öffentlichkeit…
…und da ganz offensichtlich nicht NUR zu Vergleichszwecken, was ja (nicht nur wegen des damals bereits eingetretenen enormen Rückstand von WP) doch noch einigermaßen nachvollziehbar und auch normal uns üblich gewesen wäre…
Und heute hat man sich da bereits (quasi aus der Not eine (verlogene!) Tugend machend) voll in alle Richtungen und für alle mobile Fremdsysteme „geöffnet“, um den einstigen und jetzt bereits abgewanderten Usern auch dort noch die eigenen und nur mehr diese „Service-Goodies“ bieten zu können… bzw. denen ungebeten nachzuwerfen… in der Hoffnung, dass diese Dienst doch noch von einigen schon allein aus Gewohnheit in Anspruch genommen und weiterverwendet würden..
…und Samsung-„Microsoft-Editions“ gibt’s sogar schon länger im MS-Store…
Mit dieser „Öffnung“ hat man aber auch der Konkurrenz gefährliche Einfallstore in die eigene Userschaft „geöffnet“! …welche von dieser jetzt auch eifrig genutzt werden.
Ob da die Cloud und die Einmaligkeit der vielleicht heute noch vermeintlich unvergleichlichen Office-Goodies Microsoft werden retten können… ?..ob die sich darauf ruhigen Gewissens verlassen und dauerhaft ausruhen werden können…?
Huawei hat da als unverfroren auftretender absoluter Newcomer gar nichts zu verlieren (außer aktuell vlt. seinen guten Ruf infolge allzu großer Staatsnähe..!)
…und kann auch längerfristig eigentlich nur gewinnen, während Microsoft drauf und dran, ist im groben Zeitrahmen eines Jahrzehnts buchstäblich alles und dies sogar in allen Bereichen (wie jetzt schon WM und Bing…) zu verlieren und letztendlich als allerletzte Perspektive mit ein paar Business-Services auf IBM-Niveau abzusinken, denn die haben ja auch kein Smartphone-System und brauchen auch keines, um da ihre „Services“ an den Mann zu bringen…
Das alles (wie z.B. jetzt auch der Umstieg auf Chromium) sind fatale, das Image und das Vertrauen von Kunden und Herstellern extrem schädigende Signale, vor allem an die doch feinfühlige Userschaft welche da im Consumer-Bereich bereits längst abzubröckeln begonnen hat, sich fragend, wozu eigentlich noch Windows..?
Und dieses sich zunehmend verstärkende allgemeine Vertschüssen wird dann auch bald auf den KMU-Bereich überzugreifen beginnen, sobald da vor allem Google mit attraktiv konkurrierenden und gewohnt aggressivst beworbenen Konkurrenzangeboten aufwarten wird können…
Die werden sicher in absehbarer Zeit (vielleicht sogar früher als gedacht) etwas Ordentliches im Ärmel haben, wer könnte es ihnen verwehren oder übelnehmen..?
…wenn da die Tausendschaft an der Programmiermaschine in jahrelanger Arbeit Nägel mit Köpfen macht…
Das heißt natürlich nicht, dass ich mir ein solches Szenario wünsche… wie da manche vielleicht glauben könnten. Viele, für die ein solches, ihre Existenz geradezu erschütterndes Szenario total unvorstellbar ist, glauben, es könne eben nicht geschehen, was nicht geschehen soll…
Was bleibt Microsoft auch übrig. Auf dicke Hose zu machen, wäre mehr als albern. Also ticken sie nicht anders. Es ist aus der Not heraus geboren…
Was das Thema betrifft… Pech gehabt, wenn man so dumm ist. Mittlerweile gibts ja bei fast allen großen Herstellern derartige Anekdoten.
In einem so heißumkämpften und auch für Microsoft lebenswichtigen Markt, wo es ja fast wie in einem Glaubenskrieg zugeht, ist solches ein absolutes No-Go, eine verheerende Botschaft und fast ein Freibrief und eine Aufforderung an all die treuen User, das System zu wechseln…
Selbst für meine Person ist dadurch und erst dadurch die diesbezügliche Hemmschwelle enorm gesunken…
Die in Redmond werden aber schon wissen, was sie machen bzw. wussten es doch immer schon.. 😉
Wenn da z.B. ein Apple-Mitarbeiter in der Öffentlichkeit mit einem Fremdsystem erwischt wird, ist das aber etwas ganz anderes und tut Apples unbestrittenem Premium-Image keinen Abbruch…
Wenn aber Mitarbeiter von auf mobilem Gebiet auf der Verliererstraße befindlichen und total um Luft ringenden Microsoft ihrem eigenen Unternehmen dieserart geradezu demonstrativ in den Rücken fallend öffentlich untreu werden, hat das eine viel schwerwiegendere Bedeutung und ist dann der finale Todesstoß für das ohnehin schon schwer angeschlagene Image!
„Seht her, das ist doch der Beweis, dass die total im A**** sind!“